17.10.2024
SocialMediaKonzerneWegenSuchtgefahrVorGericht

Der Social-Media-Konzern Meta sieht sich in den USA mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Wie die Agentur Reuters berichtet, muss sich das Unternehmen wegen potenzieller Suchtgefahr seiner Plattformen Facebook und Instagram vor Gericht verantworten. Eine Bundesrichterin in Kalifornien wies den Antrag von Meta, die Klagen mehrerer US-Bundesstaaten abzuweisen, ab. Die Kläger, darunter auch Einzelpersonen, werfen dem Konzern vor, durch das Suchtpotenzial der Netzwerke psychische Probleme bei Jugendlichen zu fördern und fordern unter anderem finanzielle Entschädigungen. Auch die Anträge von Tiktok (Bytedance), Youtube (Google/Alphabet) und Snapchat, Klagen wegen Körperverletzung nicht zuzulassen, wurden abgewiesen.

Meta müsse für den Schaden, der Kindern im ganzen Land zugefügt worden sei, „zur Rechenschaft gezogen werden“, sagte der kalifornische Generalstaatsanwalt Rob Bonta. Die Klagen richten sich gegen die Geschäftspraktiken des Unternehmens und fordern unter anderem finanzielle Entschädigungen.

Gerichtsdokumente geben Aufschluss

Besonders brisant: Auch das bei jungen Menschen beliebte Netzwerk Tiktok der chinesischen Firma Bytedance steht wegen Suchtgefahr für Minderjährige vor Gericht. Wie die F.A.Z. berichtet, geht aus ursprünglich geschwärzten Gerichtsunterlagen, die eine Journalistin des National Public Radio durch einfaches Copy und Paste lesbar machte, angeblich hervor, dass Tiktok Kinder und Jugendliche bewusst abhängig macht. Interne Untersuchungen von Tiktok sollen ergeben haben, dass Kinder besonders anfällig dafür seien, in den endlosen Video-Feed der App hineingezogen zu werden. Bereits nach dem Ansehen von 260 achtsekündigen Videos könne eine Abhängigkeit entstehen. Demnach würde der durchschnittliche Nutzer schon nach weniger als 35 Minuten süchtig.

Interne Dokumente enthüllen Risiken

Interne Dokumente des Unternehmens legen laut F.A.Z. offen, dass die zwanghafte Nutzung der App bei Minderjährigen zu Schlafstörungen, Essensverweigerung sowie einer Beeinträchtigung der Empathie und der kognitiven Fähigkeiten führe. Kontextbezogenes Denken und Gedächtnisbildung nähmen ab, während Angstgefühle zunehmen. Kritisiert wird auch, dass der Algorithmus das Abrutschen in gefährliche „Filterblasen“ mit Videos zu Themen wie Selbstverletzung oder gestörtem Essverhalten fördere. Hier mangele es der App an einer angemessenen Inhaltsmoderation, um gegen die Community-Richtlinien verstoßende Videos vorzugehen.

Gegen Tiktok wird der Vorwurf erhoben, der Konzern beschwöre durch das Suchtpotential der Netzwerke psychische Probleme bei Jugendlichen herauf.dpa

Wie die F.A.Z. weiter berichtet, wüssten Führungskräfte zudem von der Ineffektivität des Bildschirmzeit-Begrenzungs-Tools. Dieses würde die durchschnittliche tägliche Nutzungsdauer nur minimal verringern, da sich die automatisch aufscheinende Nachricht, dass der Videokonsum eine kritische Marke erreicht habe, kinderleicht wegklicken lasse. Laut den Dokumenten sei es Tiktok nur darum gegangen, „das Vertrauen der Öffentlichkeit zu stärken“, nicht die App-Nutzung einzuschränken, die bei Kindern immer noch bei mehr als eineinhalb Stunden pro Tag liege. Wie einst die Tabakindustrie scheine sich das Unternehmen der Risiken und potenziell negativen Auswirkungen seines Produkts bewusst zu sein, ohne jedoch erkennbar etwas gegen die Suchtgefahr zu unternehmen.

Ein Sprecher von Tiktok bezeichnete die Veröffentlichung der Prozessdokumente in der Presse als unverantwortlich. Meta und Alphabet wiesen die Vorwürfe, man setze Kinder und Jugendliche Gefahren aus, zurück. Man habe „zahlreiche Instrumente entwickelt, um Eltern und Jugendliche zu unterstützen“, hieß es von Meta, darunter neue „Konten für Jugendliche“ auf Instagram mit zusätzlichen Schutzmaßnahmen. Ein Google-Sprecher sagte der Agentur Reuters: „Jungen Menschen eine sicherere und gesündere Erfahrung zu bieten war schon immer der Kern unserer Arbeit.“

Quelle: F.A.Z.

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