17.10.2024
Zukunft des Abwassermonitorings in Deutschland ungewiss

Das Abwassermonitoring, eine wichtige Errungenschaft der Corona-Pandemie zur Überwachung des Infektionsgeschehens, steht in Deutschland vor dem Aus. Wie die FAZ berichtet, läuft die Bundesfinanzierung für das Projekt „Amelag“ (Abwassermonitoring für die epidemiologische Lagebewertung) Ende des Jahres aus. Eine Verlängerung ist derzeit nicht geplant.

Amelag wurde 2022 ins Leben gerufen, um die Datenlücken zu schließen, die während der Corona-Pandemie entstanden waren. Wöchentlich werden seitdem Abwasserproben aus 168 Kläranlagen bundesweit auf Genkopien von Coronaviren untersucht. Steigende Viruslasten im Abwasser können ein Indikator für ein wachsendes Infektionsgeschehen sein und wichtige Hinweise auf Ausbruchsorte liefern. Die erfassten Daten werden vom Robert Koch-Institut (RKI) im „Infektionsradar“ und in Wochenberichten veröffentlicht. Auch einige Bundesländer stellen die Daten online zur Verfügung.

Trotz des Nutzens von Amelag, beispielsweise der frühzeitigen Erkennung von Infektionswellen, bestätigte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums gegenüber der FAZ, dass im aktuellen Haushaltsentwurf keine Mittel für die Fortführung des Projekts vorgesehen sind. Man hoffe jedoch, „im Rahmen der parlamentarischen Beratungen noch Finanzmittel zur Fortführung der Abwassersurveillance erhalten zu können“.

Die Unsicherheit über die Finanzierung von Amelag sorgt für Kritik, insbesondere bei der Opposition. Der stellvertretende Unionsfraktionschef Sepp Müller (CDU) kritisierte die mögliche Einstellung des Projekts als „Planlosigkeit“ des Gesundheitsministers. Gerade vor dem Hintergrund der bevorstehenden kalten Jahreszeit und der damit verbundenen erhöhten Ansteckungsgefahr sei ein funktionierendes Abwassermonitoring essenziell. Zudem könne das Monitoring nicht nur für Coronaviren, sondern auch für andere Erreger wie RSV- und Influenza genutzt werden.

Ob die benötigten Mittel für Amelag ab 2025 im Rahmen der parlamentarischen Verhandlungen bereitgestellt werden, bleibt abzuwarten. Die Aussagen von Gesundheitsminister Lauterbach in der Regierungsbefragung, in der er auf die gemeinsame Verantwortung von Bund und Kommunen verwies, lassen Zweifel an der Finanzierung durch den Bund aufkommen. Bisher hat das Gesundheitsministerium 30 Millionen Euro für Amelag bereitgestellt. Laut RKI wurden davon seit November 2022 rund 24 Millionen Euro eingesetzt. Für die Fortführung des Projekts wären laut RKI mindestens fünf Millionen Euro pro Jahr notwendig.

Das Abwassermonitoring hat sich als wertvolles Instrument zur Überwachung von Infektionskrankheiten erwiesen. Es liefert wichtige Daten, die über die herkömmlichen Methoden der Infektionsüberwachung hinausgehen. Die Unsicherheit über die zukünftige Finanzierung von Amelag wirft Fragen nach der Priorisierung der Gesundheitsvorsorge in Deutschland auf.

Quelle: FAZ.NET

Weitere
Artikel