17.10.2024
Künstliche Intelligenz: Neue Wege in der Schmerztherapie

Medizin: Künstliche Intelligenz im Kampf gegen den Schmerz

Digitale Lösungen halten zunehmend Einzug in die Schmerztherapie. Von digitalen Schmerzkalendern bis hin zur Ablenkung durch virtuelle Realität (VR) – Mediziner setzen vermehrt auf technologische Unterstützung, um Patienten mit chronischen Schmerzen Linderung zu verschaffen. Dies wurde auf dem diesjährigen Deutschen Schmerzkongress in Mannheim deutlich, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet.

Lars Neeb, Präsident der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG), sieht in technischen Lösungen und insbesondere in der Künstlichen Intelligenz (KI) das Potenzial, die Behandlung chronischer Erkrankungen zu revolutionieren. Bereits heute kommen digitale Therapien bei Patienten mit chronischen Schmerzen, beispielsweise bei Kopf- oder Rückenschmerzen, zum Einsatz.

Schnellere Diagnosen durch KI – aber ethische Fragen bleiben

Kongresspräsidentin Dagny Holle-Lee betonte das Potenzial von KI-Technologien, Diagnosen schneller und präziser zu stellen, als es Menschen je könnten. Gleichzeitig warnte sie vor den damit einhergehenden ethischen Fragen. So müsse geklärt werden, wer die Verantwortung bei Fehldiagnosen durch KI trage. Die Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen durch KI-Algorithmen sei essenziell. Trotz aller Fortschritte in der Technologie dürften Empathie und menschliche Fürsorge im Umgang mit Patienten nicht in den Hintergrund geraten, so Holle-Lee.

Mit VR Schmerzen überlisten

Lars Neeb verwies auf die Möglichkeiten der VR, Patienten in virtuelle Realitäten zu versetzen und so Schmerzen gezielt zu lindern. Sogenannte Ablenkungstherapien hätten sich bei Rücken- oder neuropathischen Schmerzen bewährt. Studien belegen, dass VR-Anwendungen das Schmerzempfinden reduzieren können, indem sie das Gehirn in positive, stressfreie Szenarien entführen.

Biofeedback und VR: Den Körper besser verstehen

Als weiteren vielversprechenden Ansatz nannte Neeb die Kombination von VR mit Biofeedback. Bei dieser Technik lernen Patienten mithilfe von visuellen und auditiven Rückmeldungen, ihre Körperspannung und ihr Stresslevel zu kontrollieren. Die Verbindung von VR und Physiologie habe das Potenzial, Schmerzen langfristig zu lindern und Patienten zu helfen, ihre körperlichen Reaktionen besser zu verstehen und zu steuern.

Algorithmengestützte Programme zur Schmerzdokumentation

Zusätzlich können algorithmenbasierte Programme Patienten dabei unterstützen, ihre Schmerzsymptome zu dokumentieren, den Krankheitsverlauf zu beobachten und gezielte Übungen gegen den Schmerz durchzuführen.

Chronische Schmerzen: Mangelnde Versorgungsstruktur im ambulanten Bereich

Trotz der Fortschritte in der Schmerztherapie mangelt es laut einer Mitteilung zum Schmerzkongress, der jährlich von der Deutschen Schmerzgesellschaft und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft ausgerichtet wird, insbesondere im ambulanten Bereich an einer ausreichenden Versorgungsstruktur für Menschen mit chronischen Schmerzen. Nur etwa jeder zwölfte Patient finde einen Behandlungsplatz mit ausreichender Expertise. Viele Betroffene leben jahrelang ohne Diagnose und damit ohne adäquate Behandlung. Ein Grund für diese unbefriedigende Situation sei, dass viele Ärzte erst Jahre nach ihrer Approbation mit dem wichtigen Fachgebiet Schmerzmedizin in Berührung kommen.

Quellen:

    - https://www.zeit.de/news/2024-10/17/mit-ki-den-schmerz-bekaempfen-kongress-beraet-moeglichkeiten - dpa
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