16.10.2024
Israelische Luftangriffe auf Beirut lösen internationale Kritik aus

Trotz scharfer Kritik aus den USA hat das israelische Militär erneut Ziele in der libanesischen Hauptstadt Beirut angegriffen. Die Angriffe am Mittwochmorgen richteten sich gegen den südlichen Vorort Haret Hreik, wie libanesische Staatsmedien berichten. Die Zahl der Opfer ist noch unklar. Ein Augenzeuge berichtete der Nachrichtenagentur AP, es habe drei Angriffe in der Gegend gegeben. Der erste Angriff erfolgte weniger als eine Stunde, nachdem das israelische Militär auf der Online-Plattform X eine Evakuierungswarnung veröffentlicht hatte. Darin wurde ein Angriff auf ein Gebäude im Viertel angekündigt. Israels Militär erklärte, der Angriff habe ein Waffenlager der militant-islamistischen Hisbollah unter einem Wohngebäude getroffen.

Die US-Regierung hatte zuvor Luftangriffe des israelischen Militärs auf Ziele in Beirut ungewöhnlich deutlich kritisiert. „Wir haben Israel unmissverständlich mitgeteilt, dass wir ihre fast täglichen Angriffe in dicht besiedelten Gebieten in Beirut ablehnen", sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus, John Kirby. Israel habe zwar das Recht, "gezielte Einsätze" gegen die Infrastruktur der proiranischen Hisbollah-Miliz durchzuführen, müsse dabei aber auch sicherstellen, dass das Leben von Zivilisten, UN-Blauhelmsoldaten und libanesischen Streitkräften nicht gefährdet werde - wie es bereits geschehen sei. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte die Evakuierungswarnungen des israelischen Militärs zuletzt als unzureichend und in manchen Fällen irreführend kritisiert. 

Seit September bombardierte Israel zahlreiche Ziele in den südlichen Vororten Beiruts und tötete dabei auch mehrere Hisbollah-Anführer. Die dicht besiedelten Viertel, bekannt unter dem Namen Dahija, gelten als Hochburgen der Hisbollah-Miliz. Auch im Zentrum Beiruts gab es vereinzelt Luftangriffe. Am Dienstagabend wurden bei israelischen Angriffen in der Stadt Kana im Südlibanon laut Zivilschutz mindestens 15 Menschen getötet. Sprecher Nuhad Bustandschi sagte, weil die Rettungsarbeiten andauerten, könnte die Zahl der Opfer noch steigen. Videoaufnahmen in den sozialen Medien zeigten die rauchenden Ruinen eines Gebäudes, das Ziel des Angriffs war. Auch umliegende Gebäude wurden beschädigt. Örtliche Medien berichteten, dass es in der Stadt mehrere Angriffe gegeben habe.

Auch mit Blick auf die immer schlechter werdende humanitäre Lage im Gazastreifen äußerten die USA deutliche Kritik an Israel - und erhöhten nun den Druck: Sollte sich die Situation für die Menschen in dem abgeriegelten Küstenstreifen nicht innerhalb von 30 Tagen spürbar verbessern, drohe ein Verstoß gegen US-Gesetze zur militärischen Unterstützung, hieß es aus Washington. Das könnte auch die amerikanische Militärhilfe für Israel gefährden. Die jüngsten Bilder von einem Angriff der israelischen Streitkräfte auf ein Krankenhausgelände im Gazastreifen seien "entsetzlich", sagte Sicherheitsratssprecher Kirby. Das US-Außenministerium bestätigte Medienberichte über einen Brief, in dem US-Außenminister Antony Blinken und Verteidigungsminister Lloyd Austin ihre "tiefe Besorgnis" über die humanitäre Lage in Gaza äußerten und "dringende und nachhaltige Maßnahmen" seitens der israelischen Regierung forderten. Welche konkreten Konsequenzen die US-Regierung ziehen könnte, sollte Israel der Aufforderung nicht nachkommen, ist unklar. Es gehe nicht "um irgendwelche Drohungen", sagte ein Sprecher des Außenministeriums, sondern um "Ergebnisse" für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen.

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