Die Stahlsparte von Thyssenkrupp steht vor tiefgreifenden Veränderungen, die im Ruhrgebiet für große Verunsicherung sorgen. Wie die F.A.Z. berichtet, plant das Unternehmen einen massiven Stellenabbau. Von den aktuell 27.000 Arbeitsplätzen sollen 11.000 gestrichen oder ausgelagert werden. Zusätzlich steht die Schließung eines Standortes und die Trennung von der Beteiligung an den Hüttenwerken Krupp Mannesmann im Raum. Diese Maßnahmen sollen die Effizienz der angeschlagenen Sparte steigern, so der Wunsch von Konzernchef Miguel Lopez.
Der Stellenabbau betrifft fast die Hälfte der Belegschaft und wird von der IG Metall und Arbeitnehmervertretern als „Kahlschlag“ kritisiert. Wie ntv berichtet, befürchten sie die Schließung mehrerer Standorte und einen massiven Verlust von Arbeitsplätzen. Die Mitbestimmung der Arbeitnehmer, die bei Thyssenkrupp Steel traditionell stark ausgeprägt ist, könnte die Verhandlungen über die geplanten Maßnahmen erheblich erschweren. Der Konflikt, der früher zwischen Konzernführung und Stahlsparte herrschte, hat sich nun, so die F.A.Z., zwischen dem Stahlvorstand und den Betriebsräten verlagert.
Die geplante Restrukturierung steht im Kontext der schwierigen Lage der Stahlbranche, die unter Konjunkturschwäche, Billigimporten und hohen Energiekosten leidet, wie ntv und das RND berichten. Thyssenkrupp plant eine Zusammenarbeit mit der Energieholding des tschechischen Milliardärs Daniel Křetínský, der bereits 20 Prozent der Anteile an der Stahlsparte hält. Ein Joint Venture soll die Produktionskapazitäten in Duisburg reduzieren, was unweigerlich mit Stellenabbau verbunden sein wird.
Wie das RND berichtet, steht die gesamte Stahlindustrie vor der Herausforderung, die Produktion auf klimafreundliche Verfahren umzustellen. Thyssenkrupp betont, dass die „grüne Transformation“ trotz der Restrukturierungspläne weiterverfolgt wird. Das Unternehmen hat für den Bau einer neuen Anlage bereits staatliche Fördermittel in Milliardenhöhe erhalten. Die IG Metall fordert jedoch klare Zusagen zum Erhalt der Arbeitsplätze über die bestehende Beschäftigungsgarantie bis März 2026 hinaus, wie das RND berichtet.
Der Konflikt in der Führungsetage von Thyssenkrupp Steel eskalierte im August 2024, als mehrere Vorstände und Aufsichtsräte, darunter der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, zurücktraten. Wie die Bild am Sonntag berichtet, kritisierte Gabriel das Vorgehen von Konzernchef Lopez scharf und warf ihm vor, die Stahlsparte „mit der Brechstange“ aus dem Konzern lösen zu wollen. Gabriel sieht die Ursache der Krise in den unrealistischen Annahmen des Managements und dem fehlenden Vertrauen der Stahlarbeiter.
Die Zukunft der Stahlproduktion in Duisburg und die damit verbundenen Arbeitsplätze bleiben weiterhin ungewiss. Die anstehenden Verhandlungen zwischen Unternehmensleitung und Arbeitnehmervertretern werden richtungsweisend sein. WDR 5 Wirtschaftsexperte Jörg Marksteiner betont die Bedeutung des Ausgleichs und Kompromisses in der Stahlindustrie. Der aktuelle Konflikt bei Thyssenkrupp wirft die grundlegende Frage auf, wie viel Stahlproduktion in Deutschland erhalten bleiben wird.