19.10.2024
Zukunftsperspektiven für den ländlichen Raum in Niedersachsen

Flächenland Niedersachsen: Städte- und Gemeindebund will ländlichen Raum stärken

Der Niedersächsische Städte- und Gemeindebund (NSGB) hat in einem aktuellen Positionspapier die Notwendigkeit betont, den ländlichen Raum in Niedersachsen stärker zu berücksichtigen. Die Forderungen des Verbands zielen darauf ab, die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in ländlichen Regionen herzustellen. Bei einem Treffen in Oldenburg wurden verschiedene Maßnahmen diskutiert, die zur Verbesserung der Lebensqualität auf dem Land beitragen sollen, insbesondere in den Bereichen Gesundheitsversorgung, Nahverkehr und Digitalisierung.

Niedersachsen ist ein Flächenland, in dem ein großer Teil der Bevölkerung außerhalb der städtischen Ballungszentren lebt. Der NSGB vertritt mehr als 360 kreisfreie Städte und Gemeinden und weist darauf hin, dass der ländliche Raum sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts erheblich verändert hat. Die einheitliche Vorstellung eines landwirtschaftlich geprägten ländlichen Raums sei nicht mehr zutreffend. Stattdessen sei eine differenzierte Betrachtung erforderlich, um den vielfältigen Bedürfnissen der ländlichen Bevölkerung gerecht zu werden.

Mangel an Gesundheits- und Pflegeangeboten

Ein zentrales Anliegen des NSGB ist die kritische Situation in der Gesundheits- und Pflegeversorgung. Der Verband warnt vor einem drohenden Mangel an Ärztinnen und Ärzten in Niedersachsen. Um diesem Trend entgegenzuwirken, fordert der NSGB eine verstärkte Ausbildung in der Allgemeinmedizin sowie finanzielle Unterstützung für die Kommunen, um die Krankenhäuser vor Ort zu erhalten. Die Sicherstellung einer adäquaten Gesundheitsversorgung ist entscheidend für die Lebensqualität der Menschen im ländlichen Raum.

Energiewende und wirtschaftliche Vorteile

In seinem Positionspapier hebt der NSGB auch die Rolle des ländlichen Raums in der Energiewende hervor. Die Regionen tragen durch den Ausbau von Windkraft- und Photovoltaikanlagen wesentlich zur Erreichung der Klimaziele bei. Der Verband fordert, dass die ländlichen Gemeinden wirtschaftlich von diesen Projekten profitieren und die Planungshoheit über die Nutzung ihrer Flächen behalten. Dies sei notwendig, um eine nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten und die Akzeptanz für erneuerbare Energien in der Bevölkerung zu fördern.

Digitalisierung und Breitbandausbau

Ein weiterer zentraler Punkt in den Forderungen des NSGB ist der Ausbau der digitalen Infrastruktur. Die Kommunen benötigen zusätzliche finanzielle Mittel für den Breitbandausbau, um eine flächendeckende Internetversorgung sicherzustellen. Zudem wird die Notwendigkeit betont, den Zugang zu modernen Technologien, einschließlich Künstlicher Intelligenz, zu fördern. Diese Maßnahmen sind entscheidend, um die Wettbewerbsfähigkeit der ländlichen Regionen zu stärken und die Lebensqualität der dort lebenden Menschen zu verbessern.

Weitere Handlungsfelder

Der NSGB sieht auch in anderen Bereichen Nachholbedarf. Dazu gehören die Anpassung an den Klimawandel, die gerechte Verteilung von Fördergeldern, die Unterstützung kommunaler Mandatsträger, die Unterbringung von Flüchtlingen sowie die Förderung des Tourismus und die Verbesserung des Nahverkehrs. Der Verband hofft auf eine stärkere Unterstützung des ländlichen Raums durch die Europäische Union, um die genannten Herausforderungen zu bewältigen.

Insgesamt zeigt das Positionspapier des NSGB die dringenden Bedürfnisse und Herausforderungen auf, mit denen der ländliche Raum in Niedersachsen konfrontiert ist. Die Forderungen nach einer besseren Gesundheitsversorgung, einem ausgebauten Nahverkehr, einer verbesserten digitalen Infrastruktur und einer gerechten wirtschaftlichen Teilhabe sind zentrale Aspekte, die für die Zukunft der ländlichen Regionen von großer Bedeutung sind.

Die Diskussionen, die bei dem Treffen in Oldenburg geführt wurden, sind Teil eines umfassenden Prozesses, um die Lebensbedingungen in den ländlichen Gebieten Niedersachsens zu verbessern und eine nachhaltige Entwicklung zu fördern. Die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen könnte entscheidend dazu beitragen, die Attraktivität des ländlichen Raums zu erhöhen und die Abwanderung in städtische Regionen zu stoppen.

Insgesamt ist es wichtig, dass die Stimmen der ländlichen Bevölkerung gehört werden und dass die politischen Entscheidungsträger die notwendigen Schritte unternehmen, um die Lebensqualität in diesen Regionen zu sichern und zu verbessern.

Quellen: ZEIT ONLINE, Grafschafter Nachrichten, Mindener Tageblatt, Goslarsche Zeitung.

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