September 10, 2024
Zuwachs bei den Kinder- und Jugendfeuerwehren in Deutschland

Ehrenamt: Bundesverband: Kindergruppen-Boom in Jugendfeuerwehren

Das Interesse an der Jugendfeuerwehr in Deutschland hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Laut Bundesjugendleiter Christian Patzelt vom Verband Deutsche Jugendfeuerwehr gibt es einen regelrechten Boom bei den Kinderfeuerwehren, was sich in einer steigenden Zahl von Neugründungen von Gruppen widerspiegelt. Die Jüngsten nähern sich spielerisch dem Thema Feuerwehr, wobei das Einstiegsalter bei der Jugendfeuerwehr in der Regel bei zehn Jahren liegt. Die Angebote sind vielfältig und attraktiv, da es im Gegensatz zu vielen Sportarten keine Trennung nach Altersklassen gibt.

Die Statistiken zeigen, dass die Mitgliederzahl im Kinderbereich seit 2020 auf das Dreifache angestiegen ist, von 28.325 auf 90.092 im vergangenen Jahr. Im Jugendbereich gab es einen Zuwachs von über neun Prozent, von rund 242.000 auf über 266.800 Mitglieder. Die Altersstruktur der Kindergruppen variiert, wobei bundesweit überwiegend Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren aktiv sind, während die Jugendfeuerwehren junge Menschen von zehn bis 16 oder 18 Jahren aufnehmen, je nach Bundesland.

In vielen Regionen Deutschlands fehlt es an Konkurrenz im Freizeitbereich. Dies führt dazu, dass Freiwillige Feuerwehren, die für die Gefahrenabwehr in den Kommunen unverzichtbar sind, zunehmend in die Jugendarbeit einsteigen. Wenn Sportvereine aufgrund mangelnder Mitglieder fusionieren oder die Freizeitangebote schmaler werden, stellt die Feuerwehr eine attraktive Alternative dar. „Es gibt sie in jedem größeren Ort“, so Patzelt.

Herausforderungen bei der Nachwuchsgewinnung

Trotz des Zulaufs gibt es keine Garantie für eine langfristige Mitgliedschaft. Patzelt weist darauf hin, dass sich die Interessen von Jugendlichen und Heranwachsenden schnell ändern können. Die Herausforderung besteht darin, sie vor Ausbildung oder Studium an das Team zu binden, sie zu motivieren und zu integrieren, um das weltweit einmalige System der Freiwilligen Feuerwehr am Leben zu erhalten. „Sie sollten schon weggehen können, aber bei uns bleiben in der Wehr“, erklärt er.

Im Jahr 2023 waren bundesweit knapp 356.900 junge Menschen in den 18.311 Jugendfeuerwehren und 5.944 Kindergruppen aktiv, was einem Anstieg von 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Unter diesen jungen Menschen waren 114.000 Mädchen, deren Anteil je nach Bundesland zwischen 20 und 35 Prozent liegt. Auch Flüchtlingskinder werden aktiv in die Gruppen integriert. „Wir wollen eine Brücke schlagen und zeigen, dass die Feuerwehr zwar die Aufgabe der Gefahrenabwehr hat, aber auch einfach ein Verein ist“, so Patzelt weiter.

Entwicklung in Sachsen

In Sachsen hat sich die Mitgliederzahl bei der Jugendfeuerwehr seit 2008 um rund 40 Prozent erhöht, von 9.994 auf 16.699 im vergangenen Jahr. Diese positive Entwicklung ist auf verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und finanzielle Unterstützung zurückzuführen. Eine Gesetzesänderung, die seit 2024 in Kraft ist, erlaubt es Kindern, die mindestens fünf Jahre alt sind, Mitglied zu werden. Zuvor lag das Einstiegsalter bei acht Jahren.

Im Jahr 2023 wechselten landesweit mehr als 1.000 Jugendliche in den aktiven Dienst der Feuerwehr. Diese jungen Menschen stellen eine wichtige Quelle der Nachwuchsgewinnung für die Freiwilligen Feuerwehren dar. Allerdings verloren die Jugendabteilungen knapp 2.000 Mitglieder aufgrund von Wohnortwechseln, schulischer Belastung oder dem Verlust des Interesses. Dennoch wurden über 3.500 neue Mitglieder für die Mitarbeit gewonnen.

Die Rolle der Kinderfeuerwehren

In den Kinderfeuerwehren werden die Jüngsten gemäß ihrer Entwicklung und Leistungsfähigkeit spielerisch und sportlich betreut. Die Brandschutzerziehung wird gefördert, und die Kinder lernen grundlegende Fähigkeiten, die ihnen in der Jugendfeuerwehr weitervermittelt werden. Die gesamte Arbeit in den Kinder- und Jugendfeuerwehren erfolgt ehrenamtlich, und der Freistaat Sachsen unterstützt die Nachwuchsarbeit der gemeindlichen Feuerwehren jährlich mit einer beträchtlichen Summe.

Die Jugendfeuerwehren bieten nicht nur feuerwehrtechnische Ausbildung, sondern auch zahlreiche Aktivitäten wie Wettbewerbe, Umweltschutzmaßnahmen, Zeltlager und Ferienfreizeiten. Die Deutsche Jugendfeuerwehr fördert die Vielfalt ihrer Kinder- und Jugendgruppen und setzt sich aktiv für Gleichberechtigung und Diversität ein. Auch internationale Austausche sind Teil des Programms.

Die Deutsche Jugendfeuerwehr, gegründet 1964, ist eine der größten Organisationen verbandlicher Jugendarbeit in Deutschland und zählt über 356.000 Mitglieder. Sie ist Mitglied im Deutschen Bundesjugendring und setzt sich aktiv für die Rechte von Kindern ein. Die Organisation wird ehrenamtlich durch die Bundesjugendleitung geführt und unterstützt von einem hauptamtlichen Team in Berlin und Bonn.

Insgesamt zeigt sich, dass die Kinder- und Jugendfeuerwehren in Deutschland nicht nur eine wichtige Rolle bei der Nachwuchsgewinnung spielen, sondern auch einen bedeutenden Beitrag zur Gemeinschaft leisten, indem sie Werte wie Kameradschaft, Hilfsbereitschaft und Verantwortung fördern.

Diese Entwicklungen und die positive Resonanz auf die Angebote der Jugendfeuerwehren könnten dazu beitragen, das Interesse an der Feuerwehr auch in Zukunft aufrechtzuerhalten und zu stärken.

Quellen: Zeit Online, Süddeutsche Zeitung, Deutsche Jugendfeuerwehr, MDR.

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