19.10.2024
Aktuelle Entwicklungen im Nahen Osten: Bemühungen um Waffenruhe im Gazakrieg

Lage im Überblick: Nach Hisbollah-Angriff auf Israel: Fokus auf Gaza-Waffenruhe

Nach den jüngsten, heftigen gegenseitigen Angriffen zwischen der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah und der israelischen Armee rücken die Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg wieder in den Vordergrund. Die Situation ist angespannt, und die Sorge vor einer weiteren Eskalation ist groß. Intensive Vermittlungsgespräche in Kairo haben bisher keinen Durchbruch erzielt. Laut Angaben der US-Regierung setzen Arbeitsgruppen in den kommenden Tagen in der ägyptischen Hauptstadt die Gespräche über offene Detailfragen fort, jedoch gelten die Aussichten auf einen schnellen Erfolg als gering.

Die Hisbollah-Miliz, die enge Verbindungen zum Iran hat, hatte am Sonntagmorgen aus dem Libanon zahlreiche Raketen und Drohnen auf israelische Ziele abgefeuert. In Reaktion darauf hatte die israelische Armee laut eigenen Angaben „die unmittelbare Gefahr“ für ihre Bürger erkannt und begann, mit 100 Kampfflugzeugen Ziele im Südlibanon anzugreifen. Die israelischen Streitkräfte teilten mit, dass 90 Prozent der von der Hisbollah abgefeuerten Raketen aus zivilen Gebieten und Einrichtungen abgeschossen wurden. Insgesamt seien rund 230 Geschosse und 20 Drohnen auf israelisches Gebiet gelangt.

Die gegenseitigen Angriffe zwischen Israel und der Hisbollah setzen sich fort. Auch am Montag kam es erneut zu Angriffen, jedoch blieb eine befürchtete größere Eskalation aus. Seit dem Beginn des Gaza-Kriegs vor fast elf Monaten feuern die Konfliktparteien fast täglich aufeinander, was zu Zivilopfern sowohl in Israel als auch im Libanon geführt hat. Zehntausende Menschen sind aufgrund der Kämpfe aus dem Grenzgebiet geflohen.

In diesem Kontext haben Irans Außenminister Abbas Araghchi und sein katarischer Kollege Mohammed bin Abdulrahman Al Thani eine Waffenruhe im Gazastreifen gefordert. Die Islamische Republik hat die katarischen Vermittlungen begrüßt und der Hamas Unterstützung zugesichert. Ägypten, Katar und die USA vermitteln zwischen Israel und der Hamas, da beide Seiten nicht direkt miteinander verhandeln. Ein zentraler Streitpunkt ist Israels Forderung, die südliche Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten dauerhaft zu kontrollieren, um Waffenschmuggel zu verhindern. Auf der anderen Seite fordert die Hamas einen vollständigen Abzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen.

Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, hat erklärt, dass das US-Team vor Ort die Gespräche weiterhin als konstruktiv einstuft. Er widersprach der Darstellung, dass die Gespräche gescheitert seien. Im Gegenteil, die Gespräche seien so weit fortgeschritten, dass der nächste logische Schritt darin bestehe, Arbeitsgruppen auf niedrigerer Ebene einzusetzen, um Feinheiten auszuarbeiten. Diese beinhalten unter anderem die Freilassung der Geiseln, die sich in der Gewalt der Hamas befinden, sowie die Freilassung palästinensischer Häftlinge durch Israel. Ägyptische Sicherheitskreise berichteten von einer „schwierigen Pattsituation“ bei den Gesprächen in Kairo.

Die Spannungen in der Region werden weiter angeheizt durch die Drohung des iranischen Generalstabschefs, der erklärte, dass Rache an Israel „gewiss“ sei. Dies geschah im Kontext der Tötung des Auslandschefs der Hamas, Ismail Hanija, in Teheran. Seitdem sind die Sorgen vor einer Ausweitung des Konflikts auf weitere Länder im Nahen Osten gestiegen.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat unterdessen einen zweitägigen Besuch in Saudi-Arabien begonnen, um mit Kronprinz Mohammed bin Salman über die Bemühungen um eine Gaza-Waffenruhe zu sprechen. Die humanitäre Lage im Gazastreifen bleibt angespannt, und die fortwährenden Kämpfe haben zu einer massiven Fluchtbewegung geführt. Die israelische Armee hat in den letzten Tagen erneut Evakuierungsaufforderungen an die Bevölkerung in Deir al-Balah gerichtet, was zu einer weiteren Flucht von Zivilisten geführt hat.

Die anhaltenden Kämpfe und die militärischen Angriffe im Gazastreifen haben dazu geführt, dass nur noch wenige funktionierende Gesundheitseinrichtungen existieren. Das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA berichtete, dass aufgrund der fortwährenden Militäreinsätze in Deir al-Balah nur noch drei von 18 Brunnen in Betrieb sind, was zu einem akuten Wassermangel führt. Die Menschen in Gaza leben nicht nur in ständiger Angst um ihr Leben, sondern kämpfen auch um die Erfüllung grundlegender Bedürfnisse.

Insgesamt bleibt die Lage im Nahen Osten angespannt, und die Bemühungen um eine Waffenruhe im Gazastreifen sind entscheidend für die Stabilität der Region. Die internationalen Akteure stehen vor der Herausforderung, einen Dialog aufrechtzuerhalten und eine Eskalation des Konflikts zu verhindern.

Quellen: dpa, Zeit Online

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