19.10.2024
Neuanfang mit Doppelspitze: Die Linke unter neuer Führung
In der deutschen Politik hat sich eine bedeutende Veränderung vollzogen: Die Partei Die Linke im Bundestag wird zukünftig von einer Doppelspitze geführt. Die Abgeordneten Heidi Reichinnek und Sören Pellmann wurden von den Mitgliedern bei einer Klausur in Berlin zu den neuen Vorsitzenden gewählt. Sie treten die Nachfolge des langjährigen Fraktionschefs Dietmar Bartsch an, der sich nach Jahrzehnten in Führungspositionen aus der ersten Reihe zurückgezogen hat. Die Wahl fiel denkbar knapp aus und spiegelte die innerparteilichen Spannungen wider. In zwei Kampfabstimmungen setzten sich Reichinnek und Pellmann jeweils mit 14 zu 13 Stimmen gegen ihre Mitbewerber durch, die Abgeordnete Clara Bünger und den Linken-Bundesgeschäftsführer Ates Gürpinar. Letzterer zog seine Kandidatur während des Verfahrens zurück. Die knappen Ergebnisse werden als Dämpfer für die Parteivorsitzenden Martin Schirdewan und Janine Wissler gesehen, die auf eine einvernehmliche Lösung mit breiten Mehrheiten gehofft hatten. Die neue Führung steht vor der Herausforderung, eine Partei zu konsolidieren, die sich in einer tiefen Krise befindet. Nach der Abspaltung des Flügels um Sahra Wagenknecht und dem Verlust von zehn Abgeordneten, die eine eigene Gruppe im Bundestag bilden, erreicht Die Linke in Umfragen bundesweit nur noch drei bis vier Prozent. Das Ziel der neuen Doppelspitze ist es, die Linke wieder zu stärken und nach der Bundestagswahl 2025 erneut in Fraktionsstärke ins Parlament einzuziehen. Heidi Reichinnek, 35 Jahre alt und aus Sachsen-Anhalt stammend, zog 2021 über die niedersächsische Landesliste in den Bundestag ein. Sie hat Nahoststudien studiert und sich im Bundestag vor allem mit Kinder-, Jugend-, Familien- und Frauenpolitik beschäftigt. Der 47-jährige Sören Pellmann aus Leipzig, der 2017 und 2021 ein Direktmandat gewann, studierte Jura und Behindertenpädagogik und war zuvor als Grundschullehrer tätig. Beide sind bundesweit noch wenig bekannt und stehen nun vor der Aufgabe, die Partei zu einen und nach außen zu vertreten. Obwohl Die Linke im Bundestag nur noch eine kleine Gruppe ist, ist sie intern weiterhin gespalten und uneins über die künftige Richtung. Die Spannungen zwischen verschiedenen Flügeln und zwischen den Abgeordneten im Bundestag und der Parteispitze zeigen sich auch in den Abstimmungsergebnissen. Die neu gewählten Vorsitzenden traten bereits im Jahr 2022 als Duo für den Parteivorsitz an und verloren gegen Wissler und Schirdewan. In einem Thesenpapier formulierten sie ihre Topthemen: Umverteilung, "gute Arbeit" und Frieden. Die Linke steht somit vor großen Herausforderungen, sowohl in Bezug auf ihre interne Konsolidierung als auch hinsichtlich ihrer zukünftigen politischen Ausrichtung und Präsenz im deutschen Parlament. Die neue Doppelspitze wird entscheidenden Einfluss darauf haben, ob und wie die Partei diese Herausforderungen meistern wird.
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