19.10.2024
Gaza-Krieg: Ermittlungen nach Brandanschlag - Zeugnisse auf dem Schulhof

Gaza-Krieg: Ermittlungen nach Brandanschlag - Zeugnisse auf dem Schulhof

Erneut gerät ein Berliner Gymnasium im Kontext des Gaza-Kriegs in die Schlagzeilen. Diesmal durch einen Brand - mit erheblichen Folgen für den Schulbetrieb.

Nach einem Brandanschlag im Kontext mit dem Gaza-Krieg auf ein Berliner Gymnasium ist die Zeugnisausgabe vor Beginn der Sommerferien auf dem Schulhof erfolgt. Störungen waren Polizei und Elternvertretung nicht bekannt. Die Schule ist seit dem Feuer geschlossen und weder telefonisch noch per E-Mail erreichbar. Die Polizei habe ein besonderes Augenmerk auf die Einrichtung, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Es gebe aber keine speziellen polizeilichen Maßnahmen.

Durch das Feuer in der Nacht zum Sonntag wurde die Technik im betroffenen Raum nach Polizeiangaben "erheblich beschädigt". Die Polizei vernimmt nach Angaben des Sprechers mögliche Zeugen und prüft, ob Kameraaufnahmen im Umfeld Hinweise auf die Täter geben können. Zudem werde untersucht, ob etwa Brandbeschleuniger benutzt wurde.

Schriftzüge mit Bezug zum Nahost-Konflikt

Der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz hat die Ermittlungen wegen schwerer Brandstiftung und Sachbeschädigung übernommen. Hintergrund ist, dass an mehreren Hauswänden im Hof der Schule Schriftzüge mit Bezug zum Nahost-Konflikt festgestellt wurden.

Das Gymnasium hatte vor wenigen Wochen für Schlagzeilen gesorgt, weil eine Abiturfeier wegen angekündigter politischer Proteste im Kontext des Gaza-Kriegs abgesagt wurde. Die Schulleitung hatte eine Protestaktion von Schülern des Abiturjahrgangs befürchtet. Laut Medienberichten wollten die Schüler die Zeugnisvergabe für einen propalästinensischen Protest nutzen.

Die Berliner Senatsverwaltung hatte bereits im Oktober die Schulleitungen der Hauptstadt angehalten, jede Befürwortung oder Billigung der Angriffe auf Israel sowie jede Unterstützung von "Terrororganisationen wie Hamas oder Hisbollah" im Sinne des Schulfriedens zu untersagen. Darunter könne auch das Tragen der Kufiya fallen.

Die Berliner Schülervertretung hatte damals protestiert. Auch bei der Kundgebung vor dem Gymnasium Tiergarten sagte eine Aktivistin: "Dieses Tuch, welches nicht nur ein Protestzeichen ist, sondern auch für die Identität vieler Schüler unserer Schule steht, wurde kriminalisiert."

In Berlin gibt es regelmäßig Proteste und Demonstrationen im Kontext des Gaza-Kriegs. Die Polizei geht von einem Brandanschlag aus, der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.

Die Senatsbildungsverwaltung verurteile den Brandanschlag "in aller Schärfe", hieß es. "Solche gewaltsamen Taten sind nicht nur Angriffe auf das Eigentum, sondern auch auf den Kern unserer Gesellschaft: unsere Schulen und damit unsere Kinder und Jugendlichen", sagte ein Behördensprecher. "Es ist essenziell, dass unsere Schulen Orte des Dialogs und des respektvollen Austauschs bleiben."

Lehrer verteidigen abgesagte Abifeier in Berlin-Tiergarten

Der Krieg in Gaza führt auch an Berliner Schulen zu Spannungen. Nach der Absage einer Abifeier geht die Diskussion weiter - Lehrer melden sich zu Wort und die Berliner Senatorin für Bildung schaltet sich ein.

Verunsicherung an der Schule

In der Schule sorge der Anschlag für große Verunsicherung, sagte Jan Krebs von der Elternvertretung der Deutschen Presse-Agentur. "Derzeit wissen wir noch nicht, inwieweit die Schule vor allem als staatliche Einrichtung gesehen worden ist, gegen die sich der Protest richtet", meinte er. Die Situation in der Gesellschaft sei derzeit angesichts der Situation in Nahost insgesamt schwierig. "Im nächsten Schuljahr wollen wir deshalb in der Schule versuchen, noch intensiver in den Austausch zu kommen und dabei an einem Strang ziehen", so Krebs.

Angesichts der Schäden ist es für den Elternvertreter nachvollziehbar, dass die Schule zunächst zwei Tage geschlossen bleibt. Die Schulleitung habe bislang sehr gut über ihr Vorgehen informiert. "Angesichts dessen, dass die Ferien in dieser Woche beginnen, scheint die Auswirkung auf Unterrichtszeit nicht so groß", so Krebs weiter. "Aber es gehen Bildungschancen für etwa Tausend Schülerinnen und Schüler verloren."

Das Gymnasium war erst vor wenigen Wochen in den Schlagzeilen - damals ging es um die Absage einer Abiturfeier wegen angekündigter politischer Proteste im Kontext des Gaza-Kriegs. Die Schulleitung hatte die Veranstaltung abgesagt, weil sie mit einer Protestaktion von Schülern des Abiturjahrgangs rechnete. Laut Medienberichten wollten die Schüler die Zeugnisvergabe für einen propalästinensischen Protest nutzen.

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