19.10.2024
Erste Schritte der deutschen Handballerinnen in Paris: Eine lehrreiche Niederlage

Handball: „Zu hektisch, zu unruhig, zu wild“

Die deutschen Handballerinnen haben ihren ersten Olympia-Start seit 16 Jahren mit einer knappen Niederlage gegen Südkorea verpatzt. Das Spiel endete mit 22:23 (10:11) und war für die Mannschaft umso enttäuschender, da sie sich in den fünf Wochen vor dem Turnier intensiv vorbereitet hatten. Antje Döll, Linksaußen der HB Ludwigsburg, drückte ihre Enttäuschung nach dem Spiel aus und berichtete von den intensiven Trainings, die die Spielerinnen absolvierten, während andere Teams eine Pause einlegten. „Es ist scheiße, wenn man sich dann nicht belohnt“, sagte Döll, während sie versuchte, die Tränen zu verdrängen.

Die Rückkehr der deutschen Handballerinnen zu den Olympischen Spielen war ein großes Ereignis, das jedoch mit einer enttäuschenden Leistung begann. Die Mannschaft, die als erstes Nationalteam nach Peking 2008 zurückkehrte, musste nun gegen deutlich stärkere Gegner wie Dänemark und Norwegen antreten, während sie sich im zweiten Spiel gegen Schweden als Außenseiter präsentieren wird. Nur die besten vier Teams ihrer Gruppe können sich für das Viertelfinale qualifizieren, was zusätzlichen Druck auf die Spielerinnen ausübt.

Spielverlauf und Analyse

Die Partie gegen Südkorea war geprägt von dynamischen Wendungen. Zu Beginn konnten die Deutschen mit 6:4 in Führung gehen, doch die Koreanerinnen antworteten schnell und übernahmen die Kontrolle. In der zweiten Halbzeit gelang es Deutschland, die Führung auf 18:14 auszubauen, was zunächst für Optimismus sorgte. Bundestrainer Markus Gaugisch lobte die defensive Leistung und die ruhigen Angriffe in dieser Phase des Spiels. „Wir hatten im Tor den ein oder anderen Safe und haben nach vorne ruhig und diszipliniert gespielt“, analysierte Gaugisch.

Doch dieser Vorsprung war von kurzer Dauer. Plötzlich geriet die deutsche Mannschaft aus dem Takt. „Wir waren zu hektisch, zu unruhig, zu wild“, kommentierte Gaugisch die nachlassende Konzentration und Struktur im Spiel. Kapitänin Emily Bölk bestätigte diesen Eindruck und stellte fest: „Unsere Angriffsleistung war nicht das, was wir können und was wir auch brauchen. Wir haben uns in zu viele Eins-gegen-Eins-Situationen verstrickt, wir müssen da mehr Ballfluss aufbauen.“ Die Statistiken sprachen eine klare Sprache: Nur 60 Prozent der Wurfversuche fanden das Ziel, was in einem hochklassigen Turnier nicht ausreicht, um zu gewinnen.

Taktische Herausforderungen und Ausblick

Die hektische Spielweise der deutschen Mannschaft war nicht nur ein internes Problem, sondern auch eine Folge der taktischen Strategie der koreanischen Mannschaft. Als die Koreanerinnen in Rückstand gerieten, wechselten sie ihre Torhüterin gegen eine Feldspielerin und spielten im Überzahlspiel. Diese Entscheidung stellte die deutsche Abwehr vor große Herausforderungen. Gaugisch merkte an, dass seine Mannschaft sich gut auf diese Situation vorbereitet hatte, jedoch nicht in der Lage war, die Ruhe zu bewahren: „Aktionen, die wirklich super sind, wechseln sich bei uns ab mit Aktionen, die zu impulsiv sind und auf dem Niveau bestraft werden.“

Obwohl die Niederlage gegen Südkorea schmerzlich war, ist die Möglichkeit, in den kommenden Spielen Punkte zu sammeln, noch nicht verloren. Die Mannschaft muss sich jedoch dringend steigern, um gegen die stärkeren Gegner bestehen zu können. Bundestrainer Gaugisch betonte, dass die Eröffnungsfeier am Freitagabend trotz der Niederlage besucht wird, um den Teamgeist zu stärken und die Moral zu heben. „Das wäre pädagogisch auch nicht richtig, wenn wir uns da zurückziehen“, erklärte Gaugisch.

Fazit

Die Auftaktniederlage der deutschen Handballerinnen bei den Olympischen Spielen in Paris ist ein Rückschlag, der jedoch als Ansporn dienen kann, sich weiter zu verbessern und die kommenden Herausforderungen anzunehmen. Die Spielerinnen müssen die Lehren aus diesem Spiel ziehen und ihre Performance steigern, um das Ziel, das Viertelfinale zu erreichen, nicht aus den Augen zu verlieren. Der Druck wird steigen, aber mit der richtigen Einstellung und Taktik könnte die Mannschaft in der Lage sein, sich zurückzukämpfen und ihren Platz unter den besten Teams der Welt zu sichern.

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