September 11, 2024
Aktuelle Zinsentwicklung: Festgeldzinsen erreichen Tiefpunkt vor EZB-Entscheidung

Vor EZB-Zinsentscheid: Festgeldzinsen sinken auf Tiefstand seit Frühjahr 2023

Die aktuellen Entwicklungen auf dem Finanzmarkt zeigen, dass Sparer vor einer herausfordernden Situation stehen. Kurz vor dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB), der am kommenden Donnerstag stattfinden wird, sind die Festgeldzinsen auf den niedrigsten Stand seit über einem Jahr gefallen. Eine Analyse des Vergleichsportals Verivox hat ergeben, dass bundesweit verfügbare Angebote für Festgeld mit einer Laufzeit von zwei Jahren im Durchschnitt nur noch 2,68 Prozent Zinsen bieten. Dies ist der niedrigste Wert seit Mai 2023.

Die Zinsen für Festgeldanlagen haben seit ihrem Höhepunkt im November 2023 im Schnitt um 0,71 Prozentpunkte nachgegeben. Verivox untersucht regelmäßig die Tages- und Festgeldzinsen von rund 800 Banken und Sparkassen für eine Anlagesumme von 10.000 Euro. Im Gegensatz dazu blieben die Tagesgeldzinsen weitgehend konstant, was darauf hindeutet, dass die Banken vor dem bevorstehenden Zinsentscheid der EZB abwarten.

Einfluss der EZB-Geldpolitik auf die Sparzinsen

Die Sparzinsen sind stark von der Geldpolitik der EZB abhängig. Derzeit beträgt der Einlagenzins, den Banken für Gelder, die sie bei der Notenbank parken, 3,75 Prozent. Angesichts der abflauenden Inflation im Euroraum wird allgemein mit einer Zinssenkung bei der EZB gerechnet, die möglicherweise am Donnerstag verkündet wird. Ein Rückgang des Einlagenzinses der EZB hätte in der Regel zur Folge, dass Banken diese Senkung an ihre Kunden weitergeben.

Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH, äußerte sich zu den aktuellen Entwicklungen: „Eine Leitzinssenkung ist in den aktuellen Festgeldkonditionen bereits eingepreist. In den kommenden Wochen dürfte sich der aktuelle Trend fortsetzen und die Festgeldzinsen weiter in moderatem Umfang sinken.“ Diese Prognose unterstreicht die Unsicherheit, die Sparer in Bezug auf zukünftige Zinsen empfinden müssen.

Verbesserte Situation für Sparer durch gesunkene Inflation

Trotz der sinkenden Festgeldzinsen gibt es einen positiven Aspekt für Sparer. Die Inflation in Deutschland ist deutlich gesunken und lag im August bei 1,9 Prozent. Dies führt zu einem positiven Realzins von 0,78 Prozent bei durchschnittlich verzinsten zweijährigen Festgeldern. Vor einem Jahr, als die Inflation über 6 Prozent betrug, boten selbst die besten Angebote im Markt keine positive Realrendite, was bedeutete, dass das Ersparte an Wert verlor.

Stagnation bei Tagesgeldzinsen

Die Tagesgeldzinsen zeigen im Vergleich zu den Festgeldzinsen wenig Bewegung. Laut Verivox wurden bundesweit verfügbare Tagesgeldangebote zuletzt mit durchschnittlich 1,68 Prozent verzinst, was einen leichten Anstieg im Vergleich zu Anfang August (1,66 Prozent) darstellt. Allerdings bieten Sparkassen und regionale Genossenschaftsbanken mit 0,61 und 0,63 Prozent deutlich weniger Zinsen. Viele Banken scheinen vor dem Notenbanktermin abzuwarten, was die EZB entscheiden wird. Sollte die EZB die Leitzinsen senken, dürften viele Banken schnell nachziehen und die Verzinsungen für Tagesgeld reduzieren, ähnlich wie nach dem letzten Zinsschritt der Notenbank im Juni.

Ausblick auf die zukünftige Zinsentwicklung

Die Erwartungen an die EZB-Zinspolitik sind von großer Bedeutung für die Finanzmärkte. Die Marktteilnehmer rechnen mit einer Zinssenkung von 25 Basispunkten, was die Sparzinsen weiter unter Druck setzen könnte. Die EZB hat in der Vergangenheit gezeigt, dass sie auf die wirtschaftlichen Bedingungen reagiert und ihre Geldpolitik entsprechend anpasst. Die Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung der Zinsen wird voraussichtlich anhalten, während die EZB weiterhin die Inflation und das Wirtschaftswachstum im Euroraum beobachtet.

Insgesamt stehen die Sparer vor einer komplexen Situation, in der sie sich an die sich verändernden Marktbedingungen anpassen müssen. Die sinkenden Festgeldzinsen und die stagnierenden Tagesgeldzinsen machen es für viele Anleger schwierig, attraktive Renditen zu erzielen. Die kommenden Entscheidungen der EZB werden entscheidend dafür sein, wie sich die Sparzinsen in den nächsten Monaten entwickeln werden.

Quellen: Zeit Online, Tagesspiegel, Kurier, Finanztip.

Weitere
Artikel