19.10.2024
Kritik an der Qualifikation: Mangel an Fachkräften bedroht Sicherheit in deutschen Schwimmbädern

Nicht die richtigen Leute: Bademeisterchef kritisiert schlecht geschultes Personal in deutschen Bädern

In deutschen Schwimmbädern herrscht eine alarmierende Situation. Peter Harzheim, Präsident des Bundesverbands Deutscher Schwimmmeister (BDS), äußerte in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung große Bedenken bezüglich der Sicherheit der Badegäste. Der Hauptgrund für seine Besorgnis ist das schlecht geschulte Personal und der erhebliche Fachkräftemangel, der bereits zu merklichen Einschränkungen im Betrieb vieler Bäder geführt hat.

Personalmangel in deutschen Schwimmbädern

Nach Angaben des BDS fehlen in Deutschland rund 3000 Fachkräfte. Dieser Mangel hat schwerwiegende Folgen: Viele Schwimmbäder müssen ihre Öffnungszeiten verkürzen oder können gar nicht erst öffnen. Besonders betroffen sind Freibäder, die in den Sommermonaten einen hohen Besucherandrang verzeichnen.

Harzheim betont, dass die Ausbildung und Qualität des Personals von entscheidender Bedeutung für die Sicherheit der Badegäste sind. „Wir haben nicht die richtigen Leute“, sagte er im Interview. „Es besteht die Angst, dass es zu mehr Unfällen kommen könnte.“

Schlecht geschultes Personal als Risiko

Ein Hauptproblem ist die unzureichende Ausbildung vieler Bademeister. Während die offizielle Berufsbezeichnung „Fachangestellte für Bäderbetriebe“ einen dreijährigen Ausbildungsweg umfasst, werden in vielen Bädern auch Personen mit weniger qualifizierter Ausbildung eingesetzt. Diese Rettungsschwimmer haben oft nur einen Rettungsschwimmschein und nicht die umfassende technische und sicherheitsrelevante Ausbildung, die für den Betrieb eines Schwimmbades notwendig ist.

Peter Harzheim erklärte dazu: „Es muss mehr getan werden, um sicherzustellen, dass das Personal in den Bädern gut ausgebildet ist. Die Sicherheit der Badegäste darf nicht aufs Spiel gesetzt werden.“

Die Auswirkungen des Personalmangels

Der Mangel an qualifiziertem Personal hat weitreichende Konsequenzen. So hat die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) berichtet, dass jedes Jahr etwa 80 Schwimmbäder geschlossen werden. Dies führt dazu, dass immer weniger Kinder schwimmen lernen. Laut einer Umfrage der DLRG können 59 Prozent der Zehnjährigen in Deutschland nicht sicher schwimmen. Dies stellt ein erhebliches Risiko für die Sicherheit dar, insbesondere in den Sommermonaten, wenn die Zahl der Badeunfälle steigt.

Auch die Arbeitsbedingungen für die wenigen vorhandenen Fachkräfte sind belastend. Schwimmmeister Armin Bölke aus Mundelsheim erzählte, dass er oft mehr als zehn Stunden am Tag arbeitet und auch an Wochenenden und Feiertagen im Einsatz ist. „Die Arbeit ist verantwortungsvoll, mit ungünstigen Arbeitszeiten und dazu noch schlecht bezahlt“, sagte Bölke. „Das Einstiegsgehalt liegt bei 2200 Euro brutto.“

Die Forderungen des BDS

Der Bundesverband Deutscher Schwimmmeister fordert daher eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen und eine bessere Bezahlung für die Fachkräfte. „Wir brauchen eine vernünftige, wertschätzende Bezahlung“, sagte Harzheim. „Bei uns verdienen ausgebildete Fachkräfte im Schwimmbad meist weniger Geld als die Leute, die irgendwo am Fließband arbeiten.“

Darüber hinaus fordert der Verband mehr Anstrengungen bei der Ausbildung neuer Fachkräfte. Wenn jedes der rund 6000 Bäder in Deutschland einen Auszubildenden einstellen würde, könnte das Problem mittelfristig gelöst werden. „Dann hätten wir in drei Jahren nach Ende der Ausbildung nicht so ein Desaster“, sagte Harzheim. „Dann wären wir immer noch nicht aus dem Schneider, aber das Problem wäre etwas gelöst.“

Gesellschaftliche Auswirkungen

Die Folgen des Personalmangels sind weitreichend und betreffen nicht nur die Bäder und ihre Besucher, sondern die Gesellschaft insgesamt. Die DLRG hat wiederholt auf die Gefahr hingewiesen, dass Deutschland zu einer Gesellschaft von Nichtschwimmern wird. Dies könnte die Zahl der Badeunfälle weiter in die Höhe treiben und die Sicherheit der Bevölkerung gefährden.

Auch die zunehmende Gewalt in den Bädern ist ein großes Problem. In den letzten Jahren kam es immer häufiger zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, insbesondere in großen Städten und Ballungszentren. Harzheim fordert daher mehr Sicherheitsmaßnahmen und eine stärkere Präsenz von Sicherheitspersonal in den Bädern. „Wir brauchen dort Sicherheitsleute, die am Eingang die Gäste kontrollieren“, sagte er. „Das Sicherheitspersonal muss auch im Bad Präsenz zeigen, damit die Lage dort friedlich bleibt und es keine Randale gibt.“

Fazit

Die Situation in den deutschen Schwimmbädern ist alarmierend. Der Mangel an qualifiziertem Personal stellt ein erhebliches Risiko für die Sicherheit der Badegäste dar. Es ist dringend notwendig, die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung der Fachkräfte zu verbessern und mehr Anstrengungen in die Ausbildung neuer Fachkräfte zu investieren. Nur so kann die Sicherheit in den Bädern gewährleistet und die Schließung weiterer Schwimmbäder verhindert werden.

Die Forderungen des Bundesverbands Deutscher Schwimmmeister sind klar: Bessere Bezahlung, bessere Arbeitsbedingungen und mehr Ausbildung. Es bleibt zu hoffen, dass diese Forderungen von den zuständigen Behörden und Betreibern der Schwimmbäder ernst genommen werden, um die Sicherheit der Badegäste zu gewährleisten und die Zukunft der Schwimmbäder in Deutschland zu sichern.

Weitere Informationen und die vollständige Pressemitteilung finden Sie auf der Webseite der Neue Osnabrücker Zeitung [Newsroom]

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