Poller prägen das Berliner Stadtbild und sorgen immer wieder für Diskussionen. Sie sind, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) am 08.01.2025 berichtete, zu Sinnbildern gegensätzlicher Verkehrskonzepte geworden. Für die einen sind sie unverzichtbare Mittel zur Verkehrsberuhigung und zum Schutz von Fußgängern und Radfahrern, für die anderen stellen sie lästige Hindernisse und ein Symbol für eine restriktive Verkehrspolitik dar. Der Streit um die Poller verdeutlicht den laut F.A.Z. lange schwelenden Verteilungskampf um den knappen Raum in der Hauptstadt.
Die F.A.Z. verwendet für Poller den verkehrswissenschaftlichen Begriff „Modalfilter“, der die Funktion dieser baulichen Maßnahmen beschreibt: Sie lenken den Verkehrsfluss und sperren bestimmte Bereiche für gewisse Verkehrsmittel. Im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich jedoch die Bezeichnung „Poller“ durchgesetzt.
Die Poller-Debatte ist vielschichtig. Befürworter betonen die erhöhte Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer sowie die verbesserte Lebensqualität in den Kiezen durch weniger Durchgangsverkehr und Lärm. Gegner beklagen die Umwege für Autofahrer und sehen in den Pollern eine Einschränkung ihrer Mobilität. Auch Rettungskräfte von Polizei und Feuerwehr, so der Berliner Kurier vom 24.10.2024, kritisieren die Poller wegen möglicher Verzögerungen im Einsatzfall.
Die taz berichtete am 05.08.2024 über die Arbeitsgruppe „AG Protektion“ der Senatsverkehrsverwaltung. Diese beschäftigt sich mit der funktionalen und ästhetischen Optimierung der Poller im Stadtbild. Ziel sei es, die Vielzahl unterschiedlicher Pollertypen zu reduzieren und Empfehlungen für deren Einsatz in verschiedenen städtebaulichen Kontexten zu geben. Die taz weist jedoch darauf hin, dass es sich lediglich um Empfehlungen handelt und die Bezirke weiterhin selbst über die Art der Poller entscheiden können.
Neben der Funktionalität spielt auch die Ästhetik der Poller eine Rolle. Laut taz hat sich der Gestaltungsbeirat Öffentliche Räume für weniger Poller und stattdessen für Maßnahmen wie Tempolimits ausgesprochen. Auch die Verschmutzung der Poller durch Staub und Ruß ist Thema.
Kiezblock-Initiativen, die sich für verkehrsberuhigte Wohnviertel einsetzen, sehen in Pollern ein wichtiges Werkzeug. Wie die Berliner Zeitung in einem Facebook-Post vom 20.10.2024 berichtet, gibt es aber auch Kritik an der Umsetzung der Kiezblocks und den damit verbundenen Einschränkungen für den Autoverkehr. Anwohner befürchten eine Verlagerung des Verkehrs auf angrenzende Straßen.
Der Tagesspiegel berichtete am 05.12.2024 über die anhaltende Kontroverse um die Poller am Lausitzer Platz in Kreuzberg. Hier steht die Frage im Raum, ob die Poller die Feuerwehr bei Einsätzen behindern. Der Lausitzer Platz, so der Tagesspiegel, ist exemplarisch für den Konflikt um die Verkehrspolitik in Berlin.
Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) betrachtet Kiezblocks, die Poller als Element nutzen, als vielversprechendes Konzept für die Verkehrswende und eine nachhaltige Stadtentwicklung. In einem Artikel vom 27.01.2022 betont das Difu, dass Kiezblocks mehr als nur Poller seien. Es gehe um eine Neuaufteilung des Straßenraums und die Steigerung der Lebensqualität in Wohnquartieren. Internationale Beispiele wie die „Superblocks“ in Barcelona zeigten, dass dieses Konzept erfolgreich umgesetzt werden kann.
Die Morgenpost berichtete am 30.10.2019 über den Ärger, den neu aufgestellte Poller in der Spandauer Altstadt ausgelöst haben. Zwei Poller direkt vor einem Geschäft führten zu Protesten. Dieser Fall verdeutlicht die Kontroversen, die das Thema Poller in Berlin auslöst.
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