22.10.2024
Bio-Wein: Zwischen Wachstum und Akzeptanzproblematik

Weinhändler und das Bio-Paradoxon: Viel Angebot, wenig Nachfrage

Der Markt für Bio-Wein steht vor einem Rätsel: Während die Anbauflächen für ökologischen Wein stetig wachsen, hinkt die Nachfrage hinterher. Experten sehen Nachholbedarf bei der Kommunikation der Vorzüge von Bio-Wein, sowohl an Endverbraucher als auch an den Handel.

Tatsächlich hat sich die Fläche für ökologisch bewirtschaftete Weinberge in Deutschland in den letzten Jahren deutlich vergrößert. Im Jahr 2019 umfasste sie bereits 10.600 Hektar, was etwa zehn Prozent der gesamten deutschen Rebfläche entspricht. Dennoch spiegelt sich diese positive Entwicklung nicht in den Verkaufszahlen wider. Bio-Wein macht weiterhin nur einen Bruchteil des Gesamtweinkonsums aus.

Wissenslücken als Hemmschuh

Eine Studie der Hochschule Geisenheim im Auftrag der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) hat die Gründe für diese Diskrepanz untersucht. Ein zentrales Ergebnis: Sowohl bei Weinkonsumenten als auch im Handel fehlt es an Wissen über Bio-Wein. Viele Konsumenten sind sich unsicher, was Bio-Wein eigentlich ausmacht und wodurch sich der höhere Preis rechtfertigt. Auch im Handel mangelt es oft am nötigen Wissen, um die Vorteile von Bio-Wein überzeugend an die Kunden zu kommunizieren.

„Bio-Winzer sind oft Überzeugungstäter, aber keine Marketingprofis“, erklärt die Studie. Viele Winzer, die auf ökologischen Anbau umgestellt haben, sehen die Vorteile als selbstverständlich an und kommunizieren diese nicht aktiv genug. Auch die Kennzeichnung von Bio-Wein auf den Etiketten lässt oft zu wünschen übrig. Das Bio-Siegel ist nicht immer gut sichtbar platziert, was die Verknüpfung von Bio und Qualität erschwert.

Die Zielgruppe ist da, aber schlecht informiert

Dabei gibt es durchaus eine Zielgruppe für Bio-Wein. Insbesondere Frauen und jüngere Konsumenten zeigen sich offen für ökologisch erzeugte Produkte. Allerdings müssen sie auch über die Besonderheiten von Bio-Wein informiert werden. Hier sehen die Studienautoren Nachholbedarf bei den Winzern. Weinbergsführungen, Infotafeln in den Rebflächen und andere Formen der direkten Kommunikation könnten dazu beitragen, die Konsumenten besser zu erreichen.

„Viele Menschen haben eine romantische Vorstellung von der Weinherstellung“, so die Studie. Ihnen ist nicht bewusst, dass Bio-Weinbau mit deutlich mehr Aufwand und geringeren Erträgen verbunden ist. Um die Akzeptanz für den höheren Preis zu erhöhen, müssen die Konsumenten für diese Aspekte sensibilisiert werden.

Der Handel als Schlüsselfaktor

Neben der Information der Endverbraucher spielt auch der Handel eine entscheidende Rolle. Die Studienautoren empfehlen, den Fokus verstärkt auf die Beratung und Schulung von Weinhändlern zu legen. Nur wenn der Handel von den Vorteilen von Bio-Wein überzeugt ist, kann er diese auch glaubwürdig an die Kunden vermitteln.

Die Autoren der Studie sind überzeugt, dass der Markt für Bio-Wein großes Potenzial hat. Allerdings müssen die Akteure der Branche die bestehenden Herausforderungen angehen und die Kommunikation verbessern. Nur so kann die Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage überwunden und das volle Potenzial von Bio-Wein ausgeschöpft werden.

Quellen:

  • https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/unternehmergespraech/unternehmergespraech-mit-dem-bioweinimporteur-felix-riegel-110058698.html
  • https://www.ble.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2021/210810_Bio-Wein.html
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