September 8, 2024
Blauzungenkrankheit breitet sich im Südwesten aus: Alarmierende Entwicklungen für die Tierhaltung

Tierseuchen: Blauzungenkrankheit im Südwesten weiter auf dem Vormarsch

Die Blauzungenkrankheit breitet sich mit alarmierender Geschwindigkeit im Südwesten Deutschlands aus. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Baden-Württemberg sind mittlerweile rund 450 Tierhaltungen und Betriebe betroffen. Dies entspricht mehr als dem Vierfachen der Fälle, die vor zwei Wochen gemeldet wurden. Bis zum vergangenen Wochenende wurden Ausbrüche in 34 von insgesamt 44 Land- und Stadtkreisen in Baden-Württemberg registriert. Diese Entwicklung wirft ernsthafte Fragen zur Tiergesundheit und zur Sicherheit der Viehzucht in der Region auf.

Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) warnt, dass das Virus sich voraussichtlich auch bundesweit weiter ausbreiten wird. Noch im Juni dieses Jahres wurden lediglich 13 Fälle in ganz Deutschland erfasst. Die genaue Anzahl der infizierten Tiere in den betroffenen Betrieben ist derzeit unklar. Das Landwirtschaftsministerium hat jedoch betont, dass bis jetzt in Baden-Württemberg kein Tier gekeult werden musste, was auf eine gewisse Kontrolle über die Situation hinweist.

Am 8. August wurde der erste Ausbruch der Blauzungenkrankheit bei Schafen im Rems-Murr-Kreis festgestellt. Seitdem hat sich die Krankheit in der Region ausgebreitet. Die Landratsämter und das Ministerium haben Viehhalter dringend aufgefordert, gefährdete Tiere impfen zu lassen. Auch der Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat einen Appell an die Tierhalter gerichtet, um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen.

Übertragung und Symptome der Blauzungenkrankheit

Das Blauzungenvirus wird durch bestimmte Mückenarten, auch bekannt als Gnitzen, übertragen. Besonders anfällig sind Schafe und Rinder, aber auch südamerikanische Kamelarten, Ziegen und Wildwiederkäuer können infiziert werden. Für Menschen ist das Virus jedoch ungefährlich, und der Verzehr von Fleisch und Milchprodukten von betroffenen Tieren stellt kein Gesundheitsrisiko dar.

Die Symptome der Blauzungenkrankheit variieren je nach Tierart. Bei Schafen sind die Symptome oft sehr schmerzhaft und können zu Lahmheiten führen. Die charakteristische Verfärbung der Zunge, die der Krankheit ihren Namen gibt, tritt jedoch nur selten auf. Bei Rindern verläuft die Krankheit in der Regel milder, kann aber dennoch zu Entzündungen der Schleimhäute führen. Der aktuelle Ausbruch wird dem Serotyp BTV-3 des Erregers zugeschrieben, der in den letzten Monaten in Deutschland und den Niederlanden nachgewiesen wurde.

Reaktionen der Behörden und Empfehlungen

Die Situation hat bereits zu Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen geführt. Landwirtschaftsminister Peter Hauk plant, am kommenden Dienstag in Stuttgart aktuelle Zahlen zur Blauzungenkrankheit sowie zur Schweinepest, die ebenfalls in Teilen des Landes verbreitet ist, zu präsentieren. Die Behörden rufen die Tierhalter dazu auf, sich aktiv an den Impfaktionen zu beteiligen, um die Ausbreitung der Krankheit zu stoppen.

Die Ausbreitung der Blauzungenkrankheit hat auch Auswirkungen auf Veranstaltungen in der Region. So wurde beispielsweise das traditionelle Leistungshüten in Markgröningen abgesagt, da die Tierseuche die Teilnahme von Schafen unmöglich machte. Stattdessen erhielten die Sieger des Wettbewerbs einen Geldbetrag anstelle der üblichen Schafe, die normalerweise als Preis vergeben werden.

Ausblick und weitere Entwicklungen

Die Ausbreitung des Blauzungenvirus hat in den letzten Monaten in Deutschland alarmierende Ausmaße angenommen. Binnen nur elf Monaten hat sich der Erreger in einem rasanten Tempo verbreitet, sodass kein Bundesland mehr als frei von der Krankheit gilt. Die ersten Fälle in Deutschland wurden im Oktober 2023 in Nordrhein-Westfalen registriert, nachdem die Variante zuvor in den Niederlanden aufgetreten war.

Die Landwirte stehen vor großen Herausforderungen, da die Blauzungenkrankheit nicht nur die Gesundheit ihrer Tiere gefährdet, sondern auch erhebliche wirtschaftliche Folgen haben kann. Der baden-württembergische Landesschafzuchtverband hat bereits auf die schwierige Lage hingewiesen und warnt, dass viele Betriebe an ihrer Existenzgrenze stehen.

Die kommenden Wochen werden entscheidend sein, um die Ausbreitung der Blauzungenkrankheit einzudämmen. Die Impfung der Tiere wird als zentrale Maßnahme angesehen, um die Tierbestände zu schützen und die Virusverbreitung zu minimieren. Die Behörden und Tierhalter sind gefordert, gemeinsam gegen diese Tierseuche vorzugehen und die Gesundheit der Tiere in der Region zu sichern.

Die Situation bleibt angespannt, und es ist zu erwarten, dass weitere Maßnahmen ergriffen werden, um die Ausbreitung des Virus zu kontrollieren. Die Tierhalter sind aufgerufen, sich aktiv an den Impfaktionen zu beteiligen und die Gesundheit ihrer Bestände ernst zu nehmen.

Quellen: dpa, Friedrich-Loeffler-Institut, Landwirtschaftsministerium Baden-Württemberg

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