Mit „Unleashed“ („Entfesselt“) hat der ehemalige britische Premierminister Boris Johnson seine Autobiografie veröffentlicht – und prompt für Kontroversen gesorgt. Das 731 Seiten starke Werk, für das Johnson angeblich einen Vorschuss von einer halben Million Pfund kassierte, wird von Kritikern als Versuch der Geschichtsklitterung und Schönfärberei seiner Amtszeit gewertet.
Besonders Johnsons Umgang mit dem „Partygate“-Skandal, der maßgeblich zu seinem Sturz als Premierminister beitrug, sorgt für Empörung. In seinen Memoiren gibt sich Johnson reumütig und räumt Fehler ein, gleichzeitig versucht er jedoch, die Verantwortung für die Lockdown-Partys in der Downing Street von sich zu weisen und präsentiert sich als Opfer einer Intrige.
Doch nicht nur Johnsons Version der „Partygate“-Affäre wird hinterfragt. Auch andere Episoden seiner Amtszeit, wie etwa der chaotische Brexit-Prozess oder sein Umgang mit der Corona-Pandemie, werden in „Unleashed“ aus einer Perspektive beleuchtet, die viele als beschönigend und selbstgerecht empfinden.
Johnsons Verteidiger hingegen loben die Autobiografie als schonungslos offene und persönliche Abrechnung mit seinen Kritikern. Sie sehen in „Unleashed“ den Versuch eines zu Unrecht geschassten Politikers, seine Sicht der Dinge darzulegen und die eigene Reputation wiederherzustellen.
Fest steht: Boris Johnsons Autobiografie wird die öffentliche Debatte in Großbritannien noch lange beschäftigen. Ob es ihm gelungen ist, die Geschichte zu seinen Gunsten umzuschreiben, bleibt abzuwarten. Die Reaktionen auf „Unleashed“ zeigen jedoch deutlich, dass Johnsons Zeit als Premierminister tiefe Spuren hinterlassen hat – und die Geister der Vergangenheit ihn wohl noch lange verfolgen werden.
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