17.10.2024
Brückenprüfung Auf der Suche nach Rissen und Rost

Brückenkontrolle: Ein Blick auf Risse und Rost – Wie die Sicherheit unserer Verkehrswege gewährleistet wird

Sie gehören zu den wichtigsten Bestandteilen unserer Verkehrsinfrastruktur und müssen täglich enormen Belastungen standhalten: Brücken. Um die Sicherheit dieser Bauwerke zu gewährleisten, sind regelmäßige Kontrollen unerlässlich. Doch wie laufen diese Prüfungen ab und welche Schäden werden dabei besonders häufig festgestellt?

„Hier im Beton sind kleine Risse“, erklärt Ingenieur Konrad Grochowski vom Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz (LBM) und markiert die betroffene Stelle an der Hochmoselbrücke mit gelber Kreide. Wie die „Zeit“ berichtet, sind er und sein Kollege Jakob Scherer im Rahmen einer Hauptprüfung des LBM für die Dokumentation des Bauwerks zuständig. Die Hochmoselbrücke, die erst im November 2019 eröffnet wurde, wird vor Ablauf der Gewährleistungspflicht einer umfassenden Kontrolle unterzogen.

Die bei der Kontrolle entdeckten Risse und auch die leicht rostigen Stellen im Bodenblech des Hohlkastens unter der Fahrbahn stellen laut Grochowski jedoch keine bedenklichen Schäden dar. Kleinere Risse im Beton bis zu 0,2 Millimeter seien „ganz normal“. Dennoch werden die entdeckten Mängel im Zuge der Prüfung erfasst und falls notwendig behoben.

Regelmäßige Kontrollen für mehr Sicherheit

Der LBM ist in Rheinland-Pfalz für die Kontrolle von rund 5.700 Brücken zuständig. Mindestens alle drei Jahre werden diese Brücken untersucht, wobei sich Hauptprüfungen mit modernen technischen Geräten und einfache Sichtprüfungen abwechseln.

Sechs Prüfteams sind dafür im gesamten Bundesland im Einsatz. Teilweise werden Bauwerksprüfungen aber auch an externe Ingenieurbüros vergeben. Im Jahr 2023 wurden rund 3.100 Brückenprüfungen durchgeführt.

Obwohl alle Brücken im Land als verkehrssicher gelten, sind laut LBM rund 20 Prozent der Brückenfläche im Zuge von Bundes-, Landes- und Kreisstraßen sanierungsbedürftig oder müssen modernisiert werden. Der Großteil der Brücken wurde vor 40 bis 50 Jahren errichtet.

Kleine Mängel und große Herausforderungen

Zu den häufigsten Schäden, die bei Brückenkontrollen festgestellt werden, zählen neben Rissen im Beton auch gelockerte Muttern an Schrauben, Lackschäden und fehlende Farbe.

Besonders aufwendig ist die Kontrolle der Brückenpfeiler. An der bis zu 160 Meter hohen Hochmoselbrücke kommen professionelle Kletterer zum Einsatz, die die Pfeiler beim Abseilen auf Schäden untersuchen.

Größere Schäden treten laut Grochowski vor allem bei älteren Brücken auf, die bereits 40 oder 50 Jahre alt sind. Bei Stahlbrücken stellt vor allem Korrosion ein Problem dar. Rost führt dazu, dass das Material an Stärke verliert. Dieser Prozess wird durch Streusalz, das im Winter auf den Straßen verteilt wird, noch beschleunigt.

Aber auch Betonbrücken leiden unter den Folgen von Streusalz. Das Salz kann in den Beton eindringen und den Betonstahl angreifen. Die Folge sind größere Risse.

Ein weiteres Problem ist die zunehmende Belastung der Brücken durch den Verkehr. Viele ältere Brücken wurden nicht für das Gewicht heutiger Fahrzeuge ausgelegt.

Brückenprüfungen: Frühzeitige Schadenserkennung für mehr Sicherheit

Die regelmäßigen Brückenprüfungen dienen dazu, Schäden frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. So sollen schwerere Schäden oder gar Einstürze wie im August 2018 in Genua verhindert werden.

Weisen Brücken Anzeichen für schwere Schäden auf, werden sie entweder teilweise oder ganz gesperrt. Aktuell wird beispielsweise die Anteltalbrücke auf der B9 bei Andernach saniert und verstärkt.

Doch auch wenn die Brückenprüfungen in Deutschland sehr gründlich durchgeführt werden, ist ein Vorfall wie der Einsturz der Carolabrücke in Dresden im September 2024 nicht gänzlich auszuschließen. Die genauen Ursachen für den Einsturz sind bislang noch nicht geklärt. Die Untersuchungsergebnisse könnten jedoch dazu führen, dass die Prüfungen in Zukunft noch einmal angepasst werden.

Die Sicherheit unserer Brücken hat oberste Priorität. Regelmäßige Kontrollen und Instandhaltungsmaßnahmen sind unerlässlich, um die Funktionsfähigkeit und Sicherheit dieser wichtigen Verkehrswege zu gewährleisten.

Quellen:

  • https://www.zeit.de/news/2024-10/17/risse-und-rost-im-blick-wie-brueckenpruefer-vorgehen
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