September 10, 2024
Bürokratieabbau im Gesundheitswesen: Ein Balanceakt zwischen Effizienz und Patientensicherheit

Krankenhäuser: Medizinischer Dienst warnt vor zu viel Bürokratieabbau

In der aktuellen Diskussion um die Bürokratie in deutschen Krankenhäusern äußert der Medizinische Dienst (MD) Nord Bedenken hinsichtlich eines zu schnellen und umfassenden Abbaus bürokratischer Strukturen. Andreas Krokotsch, der Leiter der Krankenhausabteilung des MD Nord, betont, dass eine gewisse Bürokratie notwendig ist, um die Patientensicherheit zu gewährleisten. Während er anerkennt, dass es in der Tat zu viel Bürokratie gibt, warnt er davor, diese so weit abzubauen, dass die Qualität der medizinischen Versorgung leidet.

Der MD Nord hat in seiner Analyse festgestellt, dass die Annahme, Ärzte und Pflegekräfte würden täglich bis zu drei Stunden mit unnötiger Dokumentation verbringen, nicht zutrifft. Krokotsch erklärt, dass die Dokumentation ein integraler Bestandteil der Patientenversorgung ist. Ärzte müssen beispielsweise den Zustand ihrer Patienten dokumentieren, um im Falle eines medizinischen Notfalls angemessen reagieren zu können. Diese Dokumentationsarbeiten erfolgen häufig parallel zur Patientenuntersuchung, was den Eindruck erweckt, dass die Ärzte von der eigentlichen Versorgung abgelenkt sind.

Die Debatte um den Bürokratieabbau wird durch die Notwendigkeit verstärkt, die Effizienz in den Krankenhäusern zu steigern. Krokotsch schlägt vor, dass unnötige oder doppelte Qualitäts- und Strukturprüfungen vermieden werden sollten. Er weist darauf hin, dass oft dieselben Aspekte von verschiedenen Institutionen geprüft werden, was zu einer übermäßigen Belastung der Mitarbeiter führt. Ein Beispiel hierfür ist die wiederholte Prüfung von medizinischen Geräten, die in kurzen Abständen erfolgt, obwohl keine wesentlichen Änderungen in der Nutzung oder im Zustand dieser Geräte zu erwarten sind.

Um diese Problematik anzugehen, wird in der bevorstehenden Krankenhausreform eine Harmonisierung der Prüfprozesse angestrebt. Der Gesetzgeber plant, die verschiedenen Prüfungen besser aufeinander abzustimmen, sodass Informationen aus Strukturprüfungen und Qualitätsprüfungen miteinander kombiniert werden können. Dies könnte dazu beitragen, die Anzahl der Prüfungen zu reduzieren und gleichzeitig die Qualität der medizinischen Versorgung aufrechtzuerhalten.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) unterstützt diese Ansichten und hebt hervor, dass die Dokumentationsanforderungen in den letzten Jahren erheblich zugenommen haben. Gerald Gaß, der Vorstandsvorsitzende der DKG, hat betont, dass die Dokumentation von einer notwendigen Nebentätigkeit zu einer erheblichen Belastung für die Mitarbeiter geworden ist. Laut DKG verbringen etwa 34 Prozent der Pflegekräfte und 36 Prozent der Ärzte täglich einen erheblichen Teil ihrer Arbeitszeit mit Dokumentationsaufgaben, was bedeutet, dass sie in dieser Zeit nicht für die Patientenversorgung zur Verfügung stehen.

Die DKG fordert daher eine grundlegende Überprüfung der Dokumentationsanforderungen und eine Reduzierung der bürokratischen Lasten, um mehr Zeit für die eigentliche Patientenversorgung zu schaffen. Die Diskussion um den Bürokratieabbau wird in den kommenden Monaten weiter an Bedeutung gewinnen, insbesondere im Hinblick auf die geplanten Reformen im Gesundheitswesen.

Ein weiterer Aspekt, der in der Debatte berücksichtigt werden muss, ist die zunehmende Digitalisierung im Gesundheitswesen. Die Einführung digitaler Lösungen könnte dazu beitragen, die Dokumentationsanforderungen zu vereinfachen und die Effizienz in den Krankenhäusern zu steigern. Krokotsch und die DKG sind sich einig, dass digitale Lösungen nicht nur die Bürokratie verringern, sondern auch die Qualität der Patientenversorgung verbessern können, sofern sie richtig implementiert werden.

Insgesamt zeigt die Diskussion um den Bürokratieabbau in den Krankenhäusern, dass eine Balance zwischen notwendiger Dokumentation und der Entlastung von medizinischem Personal gefunden werden muss. Der Medizinische Dienst warnt vor einem zu schnellen Abbau bürokratischer Strukturen, der die Patientensicherheit gefährden könnte. Gleichzeitig ist es wichtig, dass die Krankenhäuser nicht in eine ineffiziente Bürokratie verfallen, die die Versorgung der Patienten beeinträchtigt.

Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, wie die geplanten Reformen umgesetzt werden und ob es gelingt, die Bürokratie in den Krankenhäusern sinnvoll zu reduzieren, ohne die Qualität der medizinischen Versorgung zu gefährden.

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