19.10.2024
Der republikanische Parteitag in Milwaukee: Ein Überblick

Der Parteitag der Republikaner in Milwaukee ist Donald Trump ergeben. Auch sein Vizepräsidentenkandidat J.D. Vance wird bejubelt. Der ist inzwischen ein Trump-Jünger.

Welcher Geist auf dem Nominierungsparteitag der Republikaner in Milwaukee herrscht, wird gleich nach Eröffnung der Großveranstaltung am Montagmittag deutlich. Michael Whatley, der Vorsitzende des „Republican National Committe“, bittet um eine Schweigeminute für die Opfer des Attentats von Pennsylvania. Es folgen wie immer: Gebet, Fahneneid und Nationalhymne.

Dann aber beginnen die Delegierten – abweichend vom Protokoll – zu skandieren: „Fight, fight, fight!“ Die Worte Trumps, die dieser unmittelbar nach den Schüssen auf ihn an seine Anhänger richtete, sind der neue Schlachtruf der Bewegung. Ihr Anführer mag seit der Tat von Butler versöhnliche Töne anschlagen. Seine Jünger geben sich hingegen kämpferisch.

Die Nominierung selbst ist ein folkloristisches Spektakel. Im „Fiserv Forum“ sitzen die Delegierten in den Delegationen ihrer Bundesstaaten. Die Versammlungsleiterin ruft die Entsandten aller fünfzig Bundesstaaten sowie der amerikanischen Außenterritorien auf und bittet deren Delegationsleiter um Mitteilung, wie die Verteilung der Stimmen ausfällt.

Delegierte aus Texas mit Cowboyhüten

Den Anfang macht traditionell Iowa, so wie in den Vorwahlen: alle Stimmen für Trump. Die Delegationsleiter nutzen den kurzen Auftritt jeweils für einen patriotischen Werbeblock für ihre Region – und um zu demonstrieren, wie loyal man zu Trump und der Partei steht. Der Delegationsleiter aus Oklahoma preist seinen Bundesstaat etwa als denjenigen an, der als erster einen Highway nach „Donald J. Trump“ benannt hat.

Der Leiter der Delegierten aus Texas, die alle in strohfarbenen Cowboyhüten erschienen sind, erinnert stolz daran, dass in dem „Lone Star State“ seit 1992 kein Demokrat mehr eine landesweite Wahl gewonnen habe. So geht es weiter. Immer wieder Gejohle. Die Delegierten berauschen sich an sich selbst.

Irgendwann wird Florida aufgerufen. Für die Delegation spricht Eric Trump, der zweitälteste Sohn des früheren Präsidenten. Er ist genauso wie sein älterer Bruder Don junior, seine Halbschwester Tiffany und sein jüngster Halbbruder Barron Mitglied der Delegation.

Trumps Wahlheimat hat freilich eine besondere Beziehung zu dem Kandidaten, der den Großteil des Jahres in Mar-a-Lago residiert. Der Familien-Clan gehört inzwischen zum Inventar des „Sunshine State“. Da kann Elise Stefanik, die Trump-Vertraute im Repräsentantenhaus, die später das Ergebnis New Yorks verkünden wird, noch so sehr hervorheben, Trump werde immer ein New Yorker bleiben.

Die 125 Delegiertenstimmen Floridas, die Sohn Eric an seinen Vater gibt, sind der Moment, auf den alle gewartet haben. Nun ist dem Republikaner die Mehrheit sicher, was niemand zuvor in Zweifel gezogen hatte. Dennoch ertönt nun der Song „Celebration“ von Kool & the Gang.

Mitch McConnell wird ausgebuht

Nach einer kurzen Pause geht es weiter. Für Kentucky trägt wenig später Mitch McConnell das Ergebnis vor. Das ist erstaunlich. McConnell und Trump haben am 6. Januar 2021 miteinander gebrochen. Der seinerzeitige Mehrheitsführer der Republikaner im Senat warf dem damaligen Präsidenten vor, den Sturm auf das Kapitol provoziert und seine Anhänger mit „Lügen“ über eine gestohlene Wahl „gefüttert“ zu haben. Trump hat McConnell das nie verziehen und ihn seither schon häufiger eine „alte Krähe“ genannt.

Der 82 Jahre alte Senator aus Kentucky, der im vergangenen Jahr wegen gesundheitlicher Probleme in Washington kurzzeitig ausfiel, hatte zu Jahresbeginn angekündigt, im nächsten Kongress nicht mehr die Fraktionsführung anzustreben – seit 2021 war er Minderheitsfraktion. Jedes andere Delegationsmitglied hätte das Ergebnis verkünden können.

Der Parteitag der Republikaner ist eine Demonstration der Stärke von Donald Trump. Immer wieder werden Fäuste in die Höhe gereckt, auch für ihn gebetet. Und dann tritt er selbst ins Rampenlicht, erstmals seit dem Attentat. Die Arena tobt.

Vor dem großen Einzug finden die Formalitäten statt. Am Montagmittag betet zunächst ein Geistlicher mit den Anwesenden für Trump. Sprecher um Sprecher der Bundesstaaten überbieten sich in Kurzvorträgen dazu, warum er auch das dritte Mal in Folge der beste Kandidat sei, und übergeben die Delegiertenstimmen ihrer Staaten an den Ex-Präsidenten. Wer lauter schreit, erntet mehr Jubel. Für Zweifel ist hier kein Platz, für Selbstkritik schon gar nicht. Für sie ist Trump ein tapferer Kämpfer, ein Versprechen für einen Wahlsieg. Kein verurteilter Krimineller, Vergewaltiger und Wahlbetrüger.

Die Rede hielt Trump am ersten Tag des Nominierungsparteitags noch nicht - die Spannung bis dahin muss erst noch aufgebaut werden.

In den Gängen sind Fotos von Trump angebracht, die Bühne leuchtet in Rot und Blau, eine Coverband haut den Besuchern zwischendurch einen alten Rocksong nach dem anderen um die Ohren. Die Journalistentraube hat sich um die Delegierten aus Florida geschart,

Kongressmitglieder und Trumps Söhne auf der Rednerliste

Auf der Rednerliste stehen Mitglieder der Trump-Familie, darunter seine Söhne Donald Trump Junior und Eric, Kongressmitglieder, Unternehmer und Prominente. Geplant sind außerdem Reden von vier potenziellen Vizepräsidentenkandidaten: Senator J.D. Vance aus Ohio, Senator Marco Rubio aus Florida, Senator Tim Scott aus South Carolina und Doug Burgum, Gouverneur von North Dakota. Überraschend ist der Auftritt der Ex-Gouverneurin von South Carolina Nikki Haley am Dienstag.

Sie war im März aus dem Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur ausgestiegen. Trotz scharfer Kritik im Wahlkampf unterstützte sie Trump zwei Monate später öffentlich. Schließlich forderte sie ihre Delegierten auf, beim Parteitag für Trump zu stimmen. Bis vor Kurzem stand sie nicht auf der Rednerliste. Mit ihrer Einladung zur Teilnahme erhofft sich Trump offenbar, dass sich auch konservative Republikaner, die sich von ihm abwandt, wieder auf seine Seite schlagen.

Auch Gewerkschaftsführer unter den Rednern

Laut Programm sollte am Montagabend zur besten Sendezeit der Vorsitzende der Teamsters-Gewerkschaft Sean O’Brien eine Rede halten. Ob es zu diesem ungewöhnlichen Schritt kommen würde, war jedoch bis zuletzt unklar. Denn die innergewerkschaftliche Opposition der Teamsters (Fuhrleute) sammelt seit Tagen Unterschriften für einen Aufruf an Sean O’Brien, seine Rede wieder abzusagen.

Einige Funktionäre des 1,3 Millionen Mitglieder zählenden Verbandes bezeichneten in einem intern zirkulierenden Brief die Zusage O’Briens als »skrupellos«. Ein Auftritt würde die Zustimmung zur »gewerkschaftsfeindlichsten Partei und ihres Präsidenten« seit Generationen signalisieren, hieß es darin. Die Teamsters-Führung hält offen, wen sie unterstützt, im Gegensatz zum US-Dachverband AFL-CIO, der sich hinter Joe Biden gestellt hat. Seit Jahrzehnten hielt kein Chef einer US-Großgewerkschaft eine Rede bei den Republikanern.

Republikaner wollen Herz für den »kleinen Mann« zeigen

Nicht nur mit dem Auftritt eines Gewerkschafters versucht die Partei den Eindruck zu erwecken, sie vertrete »den kleinen Mann«. Am Mittwoch sollte der Bürgermeister von East Palestine im Bundesstaat Ohio Trent Conaway sprechen. Im Winter 2023 waren in dem Ort hochgiftige Chemikalien aus einem entgleisten Güterzug ausgetreten. Trump war damals als einziger prominenter Politiker zur Stelle und übte scharfe Kritik am Krisenmanagement seines Amtsnachfolgers

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