Die deutsche Bahnindustrie steht vor großen finanziellen Herausforderungen. Im ersten Halbjahr 2024 sanken die Umsätze im Schienenfahrzeugbereich um 24 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) berichtet (14.11.2024). Veraltete Züge, ein ausgedünntes Angebot und mangelnde Innovationen prägen den Alltag vieler Bahnreisender, und eine schnelle Besserung ist nicht in Sicht.
Die finanzielle Situation der Branche ist besonders im Regionalverkehr angespannt. Während der Umsatz der Bahnindustrie insgesamt im Jahr 2023 auf 14,4 Milliarden Euro gestiegen ist, war dies vor allem dem Auslandsumsatz zu verdanken, der um knapp 31% zunahm. Der Inlandsumsatz hingegen sank um 7%, wie aus Daten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hervorgeht. Dies unterstreicht die Diskrepanz zwischen der internationalen Nachfrage nach deutscher Bahntechnik und der angespannten Lage im Inland.
Der Verband der Bahnindustrie (VDB) warnt vor den Folgen der aktuellen Regierungskrise, die die ohnehin schon schwierige Situation noch verschärft. Die F.A.Z. zitiert den VDB mit den Worten: „Die Situation ist unglaublich brenzlich“ (14.11.2024). Die Branche fordert dringend höhere Investitionen und eine langfristige Finanzplanung, um die Modernisierung des Schienennetzes voranzutreiben.
Die Notwendigkeit von Investitionen in die Bahninfrastruktur wird auch von anderen Stellen betont. Die Eisenbahnverbände, darunter die Allianz pro Schiene, der Bundesverband SchienenNahverkehr und der VDB, kritisierten im Juni 2024 geplante Kürzungen im Schienenetat und forderten stattdessen den Abbau klimaschädlicher Subventionen, wie auf der Webseite des VDB zu lesen ist. Auch der Verband Beratender Ingenieure (VBI) unterstrich im September 2023 die Bedeutung von Investitionen in die Schiene und begrüßte die Bereitstellung von Mitteln durch den Bund.
Die Finanzierung der dringend benötigten Sanierungsmaßnahmen ist jedoch nach wie vor ungeklärt. Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klima- und Transformationsfonds (KTF) ist die Finanzierung von 12,5 Milliarden Euro für die Bahninfrastruktur in Frage gestellt, wie der Merkur berichtet (14.12.2023). Diskutiert wird unter anderem der Verkauf von Bundesbeteiligungen, beispielsweise an der Telekom und der Deutschen Post, um die benötigten Mittel zu generieren. Auch der Verkauf der Logistiktochter DB Schenker wird als mögliche Finanzierungsquelle genannt.
Die Herausforderungen für die Bahnindustrie sind vielfältig. Neben der Finanzierungsproblematik müssen sich die Unternehmen auch im internationalen Wettbewerb behaupten und in Zukunftstechnologien investieren, wie das BMWK betont. Die Digitalisierung, die Entwicklung neuer Antriebstechniken und die Cybersicherheit sind dabei zentrale Themen. Auch die steigenden Kosten, wie beispielsweise der Preisschock bei der Schienenmaut, belasten die Branche zusätzlich, wie die Wirtschaftswoche (WiWo) berichtet.
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