19.10.2024
Drohnenkrieg und seine Auswirkungen auf Zivilisten in der Ukraine

Terror aus der Luft: DW-Reportage über Drohnen

Die Nutzung von Drohnen im Krieg hat in den letzten Jahren stark zugenommen, insbesondere im Kontext des Ukraine-Konflikts. In einem aktuellen Bericht der Deutschen Welle (DW) wird die verheerende Wirkung von russischen Drohnenangriffen auf die ukrainische Stadt Beryslaw beleuchtet. Diese Kleinstadt ist in den letzten Monaten Ziel einer beispiellosen Welle von Angriffen geworden, die vor allem Zivilisten treffen.

Die Situation in Beryslaw

Beryslaw, gelegen am Dnipro, hat seit dem Rückzug der russischen Truppen von der Stadt im Jahr 2022 unter anhaltenden Drohnenangriffen gelitten. Zwischen September 2023 und Juli 2024 dokumentierten die ukrainischen Behörden über 120 Angriffe, die 16 Menschen das Leben kosteten und mehr als 130 Verletzte forderten. Alle Opfer waren Zivilisten, darunter auch Mitarbeiter humanitärer Organisationen, die eindeutig als solche gekennzeichnete Fahrzeuge nutzten.

Ein Beispiel ist der Angriff auf ein Fahrzeug der Schweizer Hilfsorganisation HEKS, bei dem zwei französische Mitarbeiter getötet wurden. Diese Angriffe werfen ernsthafte Fragen zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts auf, das gezielte Angriffe auf Zivilisten verbietet. Die DW-Recherche zeigt, dass es in Beryslaw keine militärischen Ziele gibt, was die Angriffe umso bedenklicher macht.

Die Rolle der Drohnen im modernen Krieg

Drohnen, oder unbemannte Luftfahrzeuge, werden zunehmend als präzise Waffe im modernen Krieg eingesetzt. Sie können mit Kameras und Sprengstoffen ausgestattet werden und ermöglichen es den Angreifern, Ziele aus sicherer Entfernung zu beobachten und anzugreifen. Besonders die FPV-Drohnen (First Person View) haben sich als effektiv erwiesen, da sie dem Piloten eine Echtzeitansicht des Ziels bieten und so eine hohe Genauigkeit beim Abwurf von Sprengstoffen ermöglichen.

Samuel Bendett, ein Experte am Center for Naval Analyses, schätzt, dass zu jeder Zeit Tausende von FPV-Drohnen über der Ukraine operieren. Diese Technologie, die ursprünglich von Hobby-Piloten verwendet wurde, hat sich in den Händen militärischer Akteure als verheerende Waffe erwiesen.

Die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung

Die ständigen Drohnenangriffe haben die Lebensqualität der verbleibenden Bewohner von Beryslaw drastisch beeinträchtigt. Viele Menschen haben die Stadt verlassen, und diejenigen, die geblieben sind, leben in ständiger Angst vor weiteren Angriffen. Die Kindrats, ein Ehepaar aus Beryslaw, berichten von den traumatischen Erlebnissen, die sie während der Angriffe durchlitten haben. Ihr Haus wurde mehrmals angegriffen, und sie mussten letztendlich fliehen, um ihr Leben zu retten.

Die DW-Recherche hat auch die Perspektiven von Augenzeugen und Experten in die Berichterstattung einbezogen. Diese Stimmen verdeutlichen die humanitäre Krise, die durch die Drohnenangriffe verursacht wird, und die Herausforderungen, mit denen die Zivilbevölkerung konfrontiert ist. Die ständige Bedrohung durch die Luftangriffe hat nicht nur physische, sondern auch psychische Narben hinterlassen.

Rechtliche und ethische Implikationen

Die Verwendung von Drohnen im Krieg wirft auch rechtliche und ethische Fragen auf. Das humanitäre Völkerrecht verlangt, dass Angreifer zwischen militärischen und zivilen Zielen unterscheiden müssen. Angriffe auf Zivilisten sind nicht nur moralisch verwerflich, sondern können auch als Kriegsverbrechen eingestuft werden. Die DW-Reportage beleuchtet diese Aspekte und zeigt, wie wichtig es ist, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Experten wie der britische Anwalt Wayne Jordash, der sich auf Kriegsverbrechen spezialisiert hat, betonen, dass der Einsatz von hochpräzisen Waffen wie FPV-Drohnen die Verantwortung der Angreifer erhöht. Wenn zivile Ziele regelmäßig getroffen werden, ist dies ein klarer Hinweis auf mögliche Kriegsverbrechen.

Schlussfolgerung

Die DW-Reportage über die Drohnenangriffe auf Beryslaw bietet einen tiefen Einblick in die verheerenden Auswirkungen moderner Kriegsführung auf die Zivilbevölkerung. Sie zeigt, wie Drohnen als Instrument des Terrors eingesetzt werden und welche Herausforderungen dies für das humanitäre Völkerrecht mit sich bringt. Die Berichterstattung ist ein wichtiger Schritt, um das Bewusstsein für die humanitären Folgen des Konflikts zu schärfen und die internationale Gemeinschaft zu mobilisieren, um den Opfern zu helfen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Die fortdauernden Angriffe auf Zivilisten in der Ukraine verdeutlichen die Notwendigkeit eines dringenden Handelns auf internationaler Ebene, um das Leben der Menschen zu schützen und die Prinzipien des humanitären Völkerrechts zu wahren.

Quellen: DW, FAZ

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