Das Ehrenamt ist ein zentraler Pfeiler der deutschen Gesellschaft. Zunehmend fühlen sich Engagierte jedoch durch bürokratische Anforderungen belastet und demotiviert. Der Aufwand für Dokumentation, Nachweispflichten und die stetig komplexer werdenden Vorschriften kostet Zeit und Nerven. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 05.12.2024 berichtete, steht beispielsweise der Freundeskreis Burg und Stadt Münzenberg in Hessen vor der Herausforderung, ob die Durchführung eines Freilufttheaterstücks angesichts der wachsenden rechtlichen Vorgaben überhaupt noch realisierbar ist.
Diese Problematik ist nicht neu. Bereits 2019 belegte eine Studie des Normenkontrollrats Baden-Württemberg, dass Vereine durchschnittlich 42 Tage im Jahr mit bürokratischen Aufgaben verbringen. Die größten Belastungen stellten dabei der Datenschutz, die Komplexität des Steuerrechts und die Auflagen für Veranstaltungen dar. Der Normenkontrollrat entwickelte 49 Entbürokratisierungsvorschläge, darunter die Einrichtung eines Ehrenamtsbeauftragten der Landesregierung und die Schaffung eines zentralen Informationsportals für Vereine.
Auch auf Bundesebene wird die Thematik diskutiert. Im Oktober 2024 debattierte der Bundestag über einen Antrag der CDU/CSU-Fraktion zur Entbürokratisierung des Ehrenamts. Wie auf der Webseite des Bundestags dokumentiert ist, wurde der Antrag zwar an die Ausschüsse verwiesen, eine Ablehnung durch die Koalition zeichnete sich jedoch ab. Bemängelt wurden unter anderem fehlende Konkretisierungen der vorgeschlagenen "One in, two out"-Regel.
Die FDP betonte die bereits erreichten Erfolge der Koalition, beispielsweise durch die Digitalisierung von Verwaltungsabläufen. Auch die Grünen verwiesen auf Erleichterungen wie das Freiwilligen-Teilzeit-Gesetz und die Möglichkeit digitaler Mitgliederversammlungen. Die AfD hingegen signalisierte Zustimmung zum Unionsantrag, forderte jedoch gleichzeitig eine deutliche Ausweitung der Maßnahmen.
Die bürokratischen Hürden im Ehrenamt betreffen verschiedene Bereiche. Die FAZ berichtete am 25.11.2024 über die Verurteilung eines Mitglieds der "Vereinten Patrioten" wegen Planungen eines Umsturzes und der Entführung des damaligen Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach. Auch in diesem Fall spielten bürokratische Aspekte eine Rolle, da die Dokumentationspflichten beim Waffenkauf die Planungen der Gruppe erschwerten.
Die Diskussion zeigt einen breiten Konsens über die Notwendigkeit, die bürokratische Belastung des Ehrenamts zu reduzieren. Strittig ist jedoch der Weg dorthin. Während einige auf Deregulierung und Verfahrensvereinfachung setzen, fordern andere eine verbesserte Unterstützung der Ehrenamtlichen bei der Bewältigung der bürokratischen Anforderungen. Einigkeit besteht darin, dass es gemeinsamer Anstrengungen von Bund, Ländern und Kommunen bedarf, um das Ehrenamt nachhaltig zu stärken und die Motivation der Engagierten zu erhalten.
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