19.10.2024
Einigung im Postbank-Streit stärkt Deutsche Bank finanziell

Deutsche Bank einigt sich mit Hedge-Fonds Elliott im Postbank-Streit

Die Deutsche Bank hat eine bedeutende Einigung im langwierigen Rechtsstreit um die Übernahme der Postbank erzielt. In einem außergerichtlichen Vergleich hat sich die Bank mit 80 Klägern geeinigt, die zusammen etwa 60 Prozent der Forderungen vertreten. Diese Einigung wird voraussichtlich zu einem Gewinn von 430 Millionen Euro im dritten Quartal 2024 führen, wie die Deutsche Bank am Mittwochabend bekannt gab.

Der Hintergrund dieser Einigung ist die Übernahme der Postbank durch die Deutsche Bank, die vor mehr als zehn Jahren stattfand. Der Streit dreht sich um die Frage, ob die von der Deutschen Bank gezahlte Zwangsabfindung für die Minderheitsaktionäre der Postbank angemessen war. Ursprünglich hatten die Kläger einen Preis von 57,25 Euro pro Aktie gefordert, während die Deutsche Bank 25 Euro gezahlt hatte. Der Vergleich sieht nun einen Aufschlag von 6 Euro pro Aktie vor, was insgesamt 31 Euro pro Aktie ergibt, einschließlich aufgelaufener Zinsen.

Die größte Klägergruppe wird von dem amerikanischen Hedgefonds Elliott Management angeführt, der in Deutschland durch seine aktiven Investitionen und seine Rolle als Aktionär bekannt ist. Elliott hat sich bereit erklärt, dem Vergleich zuzustimmen, während andere Kläger wie die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) weiterhin an ihrem Rechtsstreit festhalten. Helaba Invest, eine Tochtergesellschaft von Helaba, beteiligt sich an einer Sammelklage, um die Ansprüche ihrer Fondskunden zu vertreten.

Der Rechtsstreit hat in diesem Jahr mehrere Wendungen genommen. Das Oberlandesgericht Köln hatte im April angedeutet, dass den ehemaligen Postbank-Aktionären möglicherweise ein Nachschlag zustehe. Diese unerwartete Entwicklung führte dazu, dass die Deutsche Bank eine Rückstellung von 1,3 Milliarden Euro bildete, was zu einem Quartalsverlust führte. Um die finanziellen Risiken zu minimieren, bot die Deutsche Bank den Klägern kurzfristig einen Vergleich an, bevor ein für den 21. August geplantes Urteil auf den 23. Oktober verschoben wurde.

Die Einigung mit 80 Klägern stellt einen ersten Erfolg für die Deutsche Bank dar, da sie nun einen Teil der Rückstellungen auflösen kann. Das frei gewordene Geld könnte verwendet werden, um Aktienrückkäufe schneller als geplant durchzuführen oder die Dividende zu erhöhen, was jedoch der Zustimmung der Bankenaufsicht Bafin bedarf. Die Aktie der Deutschen Bank reagierte positiv auf die Nachricht und stieg um 2 Prozent auf 14,30 Euro.

Die Deutsche Bank hat in der Vergangenheit immer wieder mit rechtlichen Herausforderungen zu kämpfen gehabt, insbesondere im Zusammenhang mit ihrer Übernahme der Postbank. Die Bank hatte 2008 bewusst vermieden, mehr als 30 Prozent der Anteile zu erwerben, um ein Pflichtangebot an alle Aktionäre zu vermeiden. Strittig bleibt, ob die Deutsche Bank durch spätere Vereinbarungen mit der Deutschen Post nicht doch bereits vor der offiziellen Übernahme Kontrolle über die Postbank hatte.

Insgesamt zeigt der aktuelle Vergleich, dass die Deutsche Bank bestrebt ist, ihre rechtlichen Risiken zu minimieren und ihre finanzielle Stabilität zu sichern. Die Bank hofft, dass sich weitere Kläger dem Vergleich anschließen werden, was die Kosten und Risiken weiter senken könnte. Der Ausgang des Verfahrens vor dem Oberlandesgericht Köln bleibt jedoch weiterhin ungewiss, da die dort klagenden Aktionäre nur einen kleinen Teil der gesamten Klägergruppe ausmachen.

Die Deutsche Bank wird weiterhin an der Lösung der offenen Fragen im Zusammenhang mit der Postbank-Übernahme arbeiten, um zukünftige rechtliche Auseinandersetzungen zu vermeiden und das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen.

Quellen: F.A.Z., dpa, Reuters

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