September 20, 2024
Ermittlungen wegen Misshandlung in Bremer Wohngruppe für junge Frauen mit Behinderung
Ermittlungen gegen Betreuer von jungen Frauen mit Behinderung

Übergriffe und Gewalt: Ermittlung gegen Betreuer von jungen Frauen mit Behinderung

In einer Wohngruppe für Erwachsene mit schwerer Behinderung in Bremen sind schwerwiegende Vorwürfe gegen die dort tätigen Betreuer erhoben worden. Berichten zufolge sollen die Mitarbeitenden körperliche und psychische Gewalt gegen die Bewohnerinnen ausgeübt haben. Die Polizei und die Staatsanwaltschaft haben daraufhin Ermittlungen wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen und Körperverletzung eingeleitet. Die betroffenen Angestellten wurden bereits suspendiert, wie die Polizei und das zuständige Sozialressort mitteilten.

Die Vorfälle wurden von Kollegen der betroffenen Mitarbeitenden gemeldet, was zur Einleitung der Ermittlungen führte. Die Stiftung Friedehorst Teilhabe Leben, die Trägerin der Wohngruppe, hat die Vorfälle umgehend an die Ermittlungsbehörden weitergeleitet. Nach den Informationen der Beschäftigten waren alle drei Bewohnerinnen der Einrichtung Gewalt ausgesetzt. Die genauen Umstände und die Anzahl der verdächtigen Mitarbeitenden sind derzeit noch unklar.

Umfassende Aufarbeitung der Vorfälle

Das Sozialressort hat angekündigt, die Vorgänge umfassend und mit externer Expertise aufzuarbeiten. Sozialsenatorin Claudia Schilling (SPD) wird in einer nichtöffentlichen Sitzung der zuständigen Fachdeputation für Soziales, Jugend und Integration über die Ergebnisse berichten. Dies zeigt das Bestreben der Behörden, die Vorfälle transparent und gründlich zu untersuchen.

Hintergrund zur Wohngruppe

Die Wohngruppe für junge Frauen wurde erst im Juni 2024 eröffnet und befindet sich noch im Aufbau. Die Einrichtung ist darauf ausgelegt, volljährige Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung aufzunehmen, deren Eigenverantwortung und Selbstständigkeit eingeschränkt sind. Die Bewohnerinnen sind oft in der Lage, soziale Normen zu missachten, was sie und andere in Gefahr bringen kann. In anderen Bundesländern werden solche Personen häufig in geschlossenen Einrichtungen untergebracht.

Zur Sicherheit der Bewohnerinnen ist in der Wohngruppe ein Sicherheitsdienst installiert, der rund um die Uhr im Einsatz ist. Dennoch werfen die aktuellen Vorfälle Fragen zur Wirksamkeit der Sicherheitsmaßnahmen und der Aufsicht auf.

Gesellschaftliche Relevanz und Forderungen nach Verbesserungen

Die Vorfälle in der Bremer Wohngruppe werfen ein Schlaglicht auf ein weit verbreitetes Problem in Einrichtungen der Behindertenhilfe. Eine Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat gezeigt, dass Menschen mit Behinderungen in solchen Einrichtungen einem hohen Risiko ausgesetzt sind, Gewalt zu erfahren. Trotz gesetzlicher Vorgaben zur Verbesserung des Gewaltschutzes sind die bestehenden Maßnahmen oft nicht ausreichend.

Die Ergebnisse dieser Studie und die aktuellen Vorfälle in Bremen verdeutlichen die Notwendigkeit, die Schutzmaßnahmen für Menschen mit Behinderungen in Einrichtungen zu überprüfen und zu verbessern. Es wird gefordert, dass alle Leistungserbringer geeignete Maßnahmen ergreifen, um Gewalt zu verhindern und den Schutz der Bewohnerinnen zu gewährleisten.

Fazit

Die Ermittlungen gegen die Betreuer in der Bremer Wohngruppe sind ein alarmierendes Zeichen für die Herausforderungen, mit denen Einrichtungen der Behindertenhilfe konfrontiert sind. Es bleibt abzuwarten, welche Konsequenzen die Untersuchungen nach sich ziehen und wie die Verantwortlichen auf die Vorwürfe reagieren. Die Gesellschaft steht vor der Aufgabe, die Rechte und den Schutz von Menschen mit Behinderungen ernst zu nehmen und sicherzustellen, dass solche Vorfälle in Zukunft verhindert werden.

Quellen: dpa Niedersachsen, Zeit Online

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