19.10.2024
Handwerksmangel entzaubert: Wie Betriebe jetzt Fachkräfte gewinnen
Der Fachkräftemangel im Handwerk ist ein Thema, das Wirtschaft, Politik und Gesellschaft gleichermaßen beschäftigt. Während oft von äußeren Faktoren wie dem demografischen Wandel oder der mangelnden Bereitschaft junger Menschen, einen handwerklichen Beruf zu ergreifen, gesprochen wird, gibt es auch andere, tiefer liegende Ursachen, die zu diesem Problem beitragen. Marvin Flenche von der A&M Unternehmerberatung GmbH, die deutschlandweit über 500 Handwerksunternehmen betreut, bietet einen Einblick in das wahre Problem des Handwerks und zeigt auf, was hinter dem Fachkräftemangel in der Branche steckt. Einer weit verbreiteten Annahme zufolge liegt die Ursache des Mangels an Fachkräften in der Handwerksbranche an der "Jugend von heute" oder wird dem demografischen Wandel zugeschrieben. Handwerker fühlen sich häufig als Opfer der Umstände und erkennen nicht, dass sie selbst einen Handlungsspielraum haben, um für motivierte Nachwuchskräfte interessant zu sein. Flenche betont, dass viele junge Menschen sehr wohl "etwas mit den Händen tun" möchten, jedoch nicht zu den Bedingungen, die häufig in der Branche vorgefunden werden. Ein Aspekt, der häufig übersehen wird, ist das Arbeitsumfeld in Handwerksbetrieben. Viele Unternehmen sind nicht auf die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter ausgerichtet und bieten keine attraktiven Bedingungen. Dazu zählen unter anderem unerwünschte Aufgaben, die an unzuständige Mitarbeiter vergeben werden, oder respektlose Behandlungen bei Fehlern. Diese Praktiken führen dazu, dass junge Menschen sich gegen eine Karriere im Handwerk entscheiden und lieber in Bereichen arbeiten, in denen sie Wertschätzung und bessere Arbeitsbedingungen vorfinden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Vergütung. Obwohl 20 Euro pro Stunde als Lohn für erfahrene Facharbeiter oft als angemessen angesehen wird, sollte dieser Betrag eher als Einstiegsgehalt betrachtet werden, das mit der Zeit und wachsender Erfahrung anwachsen sollte. Unternehmen, die eine attraktive Vergütung bieten, haben bessere Chancen, qualifizierte Mitarbeiter zu finden und zu halten. Zudem wird erwartet, dass das Handwerk an technologischen Entwicklungen teilnimmt. Junge Talente suchen nach Betrieben, die offen für Veränderungen sind und Innovationen nicht als Bedrohung, sondern als Chance begreifen. Dennoch muss der Impuls, neue Mitarbeiter zu gewinnen, vom Unternehmen selbst kommen. Es reicht nicht aus, auf politische Lösungen zu warten. Investitionen in Werbung und Mitarbeitergewinnung sind essentiell für die Attraktivität eines Betriebs. Flenche und Alexander Thieme, die Gründer der A&M Unternehmerberatung GmbH, unterstützen Fachfirmen dabei, durch gezieltes Onlinemarketing und qualifizierte Mitarbeiter mehr Kundenanfragen zu generieren und somit Wachstum und Planbarkeit zu erreichen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Handwerksbetriebe selbst aktiv werden müssen, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Durch attraktive Arbeitsbedingungen, angemessene Vergütung, Teilnahme an technologischen Innovationen und gezielte Maßnahmen zur Mitarbeitergewinnung können sie sich als attraktive Arbeitgeber positionieren und somit langfristig qualifizierte Fachkräfte an sich binden.
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