Der Mangel an qualifiziertem Personal in Kinder- und Jugendheimen ist ein deutschlandweites Problem, das sich in den vergangenen Jahren, insbesondere durch die Corona-Pandemie und andere Krisen, verschärft hat. Die Zeit (https://www.zeit.de/news/2024-12/21/kinder-und-jugendheime-suchen-haenderingend-personal) berichtet von einem anhaltend hohen Bedarf an Betreuungsplätzen in der stationären Kinder- und Jugendhilfe bei gleichzeitig sinkender Anzahl an Fachkräften. Am Beispiel Thüringen, wo es rund 4.000 Plätze gibt, bestätigt der Caritasverband für das Bistum Erfurt den wachsenden Bedarf. Auch das Thüringer Bildungsministerium räumt ein, dass die Einrichtungen trotz eines statistischen Rückgangs, bedingt durch die sinkende Zahl unbegleiteter minderjähriger Ausländer, in der Praxis größtenteils voll oder sogar überbelegt sind. Ähnliche Situationen werden auch aus anderen Bundesländern gemeldet.
Die Ursachen für den Personalmangel sind vielfältig. Wie die Süddeutsche Zeitung (https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/soziale-dienste-kinder-und-jugendheime-suchen-haenderingend-personal-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-241221-930-324434) berichtet, tragen neben den schwierigen Arbeitsbedingungen mit Schicht-, Nacht- und Wochenenddiensten auch die vergleichsweise niedrige Vergütung und die hohe psychische Belastung dazu bei. Die Arbeit in einem Kinder- und Jugendheim wird oft als weniger attraktiv wahrgenommen als beispielsweise eine Tätigkeit in einer Kindertagesstätte. Dies zeigt sich auch in den Erfahrungen der Arbeiterwohlfahrt Erfurt, die laut dpa bis Oktober 2024 Schwierigkeiten hatte, geeignetes Personal zu finden.
Ein weiteres Hindernis stellt der komplizierte Seiteneinstieg in den Beruf dar. Selbst erfahrene Fachkräfte aus der Jugendarbeit haben oft keine unkomplizierte Möglichkeit, als Erzieher in einem Heim zu arbeiten. Sabine Bösemann, pädagogische Leiterin der Kinderarche in Tröbnitz, kritisiert diesen Zustand laut dpa und fordert flexiblere Qualifizierungsmöglichkeiten für Seiteneinsteiger. Sie hebt die Bedeutung von Lebenserfahrung und Empathie in der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen hervor und warnt vor weiteren Schließungen von Einrichtungen, sollte sich die Personalsituation nicht bessern.
Auch die Ausbildungssituation wird kritisch betrachtet. Die fünfjährige Erzieherausbildung wird als zu lang und zu wenig praxisnah für die spezifischen Anforderungen der Heimerziehung angesehen. Zusätzlich werden die Kinder und Jugendlichen in Heimen häufig mit Vorurteilen und Stigmatisierung konfrontiert, was die Arbeit der Erzieher zusätzlich erschwert. Wie die Tagesschau (https://www.tagesschau.de/inland/mittendrin/jugendhilfeeinrichtung-maedchen-wg-100.html) in einem Bericht über eine Mädchen-WG in Rheinhessen zeigt, benötigen die jungen Menschen in Heimen vor allem stabile Beziehungen und Unterstützung bei der Bewältigung ihrer oft traumatischen Erlebnisse.
Der Personalmangel in der Kinder- und Jugendhilfe ist ein komplexes Problem, das dringend gelöst werden muss, um die Betreuung der Kinder und Jugendlichen sicherzustellen. Neben einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Bezahlung sind auch flexiblere Ausbildungswege und eine Entstigmatisierung der Heimkinder erforderlich.