September 19, 2024
Feigenanbau in Norddeutschland: Ein Blick auf innovative Landwirtschaft in Hannover

Pionier im Obstanbau: Hannover statt Mittelmeer - Roland Kempf baut Feigen an

In den letzten Jahren hat der Klimawandel nicht nur die Wetterbedingungen verändert, sondern auch die Anbaumethoden in der Landwirtschaft revolutioniert. Besonders in Norddeutschland, wo traditionell Obstsorten wie Äpfel und Birnen dominieren, experimentieren immer mehr Landwirte mit Früchten, die ursprünglich im Süden Europas beheimatet sind. Ein herausragendes Beispiel dafür ist Roland Kempf, ein 52-jähriger Obstbauer aus dem kleinen Dorf Ahlten, nahe Hannover, der sich auf den Anbau von Feigen spezialisiert hat.

Kempf, der zuvor als Tischler tätig war, hat seine Werkstatt verkauft, um seinen Traum zu verwirklichen. „Noch kann ich davon nicht leben, aber ich glaube, es kann funktionieren“, äußerte er in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. In der Hochsaison, die von August bis Oktober dauert, erntet er täglich zwischen 40 und 60 Kilogramm der süßen Früchte, die normalerweise aus der Türkei importiert werden. Diese Ernte erfolgt in Handarbeit, da die Feigen sehr empfindlich sind und sorgfältig behandelt werden müssen.

Die Feigen-Plantage von Kempf erstreckt sich über 1,5 Hektar und liegt in unmittelbarer Nähe zur Autobahn 2, was eine gute Erreichbarkeit gewährleistet. Auf dem Gelände wachsen etwa 400 Feigenpflanzen unter freiem Himmel, während sich im Gewächshaus weitere 160 Bäume befinden. Diese innovative Anbaumethode zeigt, dass es möglich ist, auch in einem kühleren Klima erfolgreich subtropische Früchte zu kultivieren.

Die Entscheidung, Feigen anzubauen, ist nicht nur eine persönliche Leidenschaft Kempfs, sondern auch eine Reaktion auf die sich verändernden klimatischen Bedingungen. In den letzten Jahren haben viele Landwirte in Norddeutschland begonnen, mit neuen Anbaumethoden zu experimentieren. So pflanzen beispielsweise einige Spargelhöfe im Landkreis Gifhorn Wassermelonen an, um sich den neuen Herausforderungen des Klimawandels anzupassen.

Im Alten Land, einem der größten Obstanbaugebiete Europas, dominieren nach wie vor Apfelbäume, die über 90 Prozent der Obstplantagen ausmachen. Dennoch gibt es auch dort Bestrebungen, den Anbau zu diversifizieren. Die Obstbauversuchsanstalt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Jork hat begonnen, ihren Steinobstanbau zu erweitern. „Wir haben beispielsweise unseren Anbau von Kirschen und Pflaumen um Aprikosen und Nektarinen erweitert“, erklärte Karsten Klopp, der Leiter des Obstbauzentrums Jork. Diese Anpassungen sind nicht nur notwendig, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen, sondern auch, um die Vielfalt der angebotenen Produkte zu erhöhen.

Kempfs Engagement für den Feigenanbau ist ein Beispiel für die Innovationskraft der norddeutschen Landwirtschaft. Trotz der Herausforderungen, die mit dem Anbau von Feigen in einem nicht-traditionellen Anbaugebiet verbunden sind, bleibt er optimistisch. „Es ist ein langer Weg, aber ich bin überzeugt, dass es funktionieren kann“, sagte er. Seine Feigen sind nicht nur eine persönliche Errungenschaft, sondern auch ein Zeichen für die Möglichkeiten, die sich aus der Anpassung an den Klimawandel ergeben.

Die Zukunft des Obstbaus in Norddeutschland könnte durch solche Pioniere wie Roland Kempf geprägt werden. Während viele Landwirte an traditionellen Praktiken festhalten, zeigen Kempf und andere, dass es auch anders geht. Ihre Bemühungen könnten nicht nur dazu beitragen, die lokale Wirtschaft zu stärken, sondern auch die regionale Ernährungssicherheit zu verbessern, indem sie eine breitere Palette von Obstsorten anbieten, die an die neuen klimatischen Bedingungen angepasst sind.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Feigenanbau in der Nähe von Hannover ein faszinierendes Beispiel für die Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel ist. Roland Kempf hat mit seinem Engagement und seiner Vision einen wichtigen Schritt in eine nachhaltigere Zukunft des Obstanbaus gemacht. Die Entwicklungen in der Landwirtschaft zeigen, dass es möglich ist, auch in weniger traditionellen Anbaugebieten erfolgreich zu sein, wenn man bereit ist, neue Wege zu gehen und innovative Lösungen zu finden.

Die Erfahrungen von Roland Kempf könnten als Inspiration für andere Landwirte dienen, die ebenfalls vor der Herausforderung stehen, ihre Anbaumethoden an die sich verändernden klimatischen Bedingungen anzupassen. Mit der richtigen Unterstützung und dem Willen zur Veränderung könnte die norddeutsche Landwirtschaft in den kommenden Jahren eine bemerkenswerte Transformation durchlaufen.

Für weitere Informationen und aktuelle Entwicklungen im Bereich der Landwirtschaft und des Obstanbaus in Deutschland, bleibt es spannend zu beobachten, wie sich die Branche weiterentwickeln wird.

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