18.12.2024
Fichtelberghaus Privatisierung Entscheidung im Erzgebirgskreis

Fichtelberghaus: Verkauf an Investor steht bevor

Der Erzgebirgskreis könnte das Fichtelberghaus an einen privaten Investor verkaufen. Ein Angebot über knapp 2 Millionen Euro (1,975 Millionen Euro) liegt laut dpa vor. Der Kreistag entscheidet heute Abend über den Verkauf.

Die Fichtelberghaus Invest GmbH, hinter der die vogtländische Unternehmerfamilie Gläß steht, hat das Angebot abgegeben. Die Familie ist bereits Pächterin des Fichtelberghauses und betreibt den Vierer-Sessellift am Fichtelberg. Wie MDR Sachsen berichtet, könnte die Familie zukünftig auch die Fichtelberg Schwebebahn übernehmen und damit das gesamte alpine Skigebiet am Fichtelberg betreiben. Constantin Gläß, Geschäftsführer der Liftgesellschaft Oberwiesenthal, betonte gegenüber MDR Sachsen das Ziel seiner Familie, den Ganzjahrestourismus in der Region auszubauen, da man sich nicht allein auf den Winter verlassen könne.

Das Fichtelberghaus mit Plateau und Restaurant gehört derzeit dem Erzgebirgskreis. Der Ende der 1990er Jahre nach historischem Vorbild wiederaufgebaute Komplex wurde 1999 eröffnet. Stern.de zufolge sind nun millionenschwere Investitionen erforderlich, die der Landkreis nicht mehr stemmen kann. Dazu zählen unter anderem die Erneuerung der Lüftungsanlagen, Brandschutzmaßnahmen und die Sanierung der Bäder in den 28 Hotelzimmern.

Der Landkreis hatte im Juni einen Verkaufsaufruf gestartet. Mehr als 30 Interessenten forderten die Unterlagen an, doch laut stern.de reichte lediglich die Familie Gläß ein konkretes Angebot ein. Der Investor soll vertraglich dazu verpflichtet werden, die Sanierung innerhalb von fünf Jahren durchzuführen und die gastronomische Nutzung des Fichtelberghauses fortzuführen. Bei Nichteinhaltung droht eine Vertragsstrafe. Der Landkreis sichert sich außerdem ein Vorkaufsrecht für den Fall, dass der neue Eigentümer die Immobilie weiterverkaufen möchte.

In Oberwiesenthal gab es zunächst Vorbehalte gegen die Verkaufsabsichten. Der Stadtrat appellierte an den Landkreis, wichtige Flächen auf dem Plateau in öffentlichem Besitz zu belassen. Wie TAG24 berichtet, soll nun ein fast 3.000 Quadratmeter großes Grundstück neben der Bergstation der Schwebebahn abgetrennt und für rund 25.000 Euro an die Stadt Oberwiesenthal verkauft werden. Oberwiesenthal selbst war laut stern.de finanziell nicht in der Lage, das Fichtelberghaus zum Verkehrswert zu erwerben. Auch das Land Sachsen, das ein Vorkaufsrecht hat, lehnte einen Kauf ab. Das Finanzministerium begründete dies damit, dass ein solcher Erwerb nur zur Erfüllung staatlicher Aufgaben möglich sei, dieser Bedarf aber nicht bestehe.

Oberwiesenthal mit dem Fichtelberg ist ein beliebtes Reiseziel im Erzgebirge. Jährlich besuchen Hunderttausende Touristen den Kurort. Bei rund 2.000 Einwohnern gibt es etwa 4.400 Gästebetten und über eine halbe Million Übernachtungen pro Jahr. Im Winter locken Skipisten, Loipen und Rodelbahnen, im Sommer Radwege, Reitmöglichkeiten, eine Fly-Line und eine Sommerrodelbahn.

Auch in das Skigebiet am Fichtelberg sind hohe Investitionen nötig. Die Kosten für einen neuen Lift an der Himmelsleiter inklusive Pistenerweiterung und einen neuen Speichersee für die Beschneiung werden auf rund 21 Millionen Euro geschätzt. Auch hier ist Rainer Gläß, wie stern.de berichtet, als Investor im Gespräch. Der Stadtrat hatte im November dem Verkauf der kommunalen Fichtelberg Schwebebahn GmbH an die Liftgesellschaft von Gläß zugestimmt. Der genaue Wert der Bahn soll nun durch ein Gutachten ermittelt werden. Die endgültige Abstimmung über den Verkauf erfolgt im Stadtrat in einigen Monaten.

Rainer Gläß hat sein Vermögen mit einer Softwarefirma aufgebaut. Sein Engagement am Fichtelberg ist jedoch nicht unumstritten. Wie stern.de berichtet, gab es im Stadtrat kritische Stimmen zum Verkauf der Schwebebahn. Die Linke kritisierte die Privatisierung des Fichtelberghauses scharf. Landtagsabgeordneter Rico Gebhardt äußerte sich dazu: "Ich halte es für unverantwortlich, sich in die Abhängigkeit von einer einzigen Familie zu begeben". Sachsens höchster Berg gehöre nicht in private Hände.

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