19.10.2024
Fledermäuse im Fokus: Mythos und Realität ihrer Gefährdung
Tierschutz: Experte: Fledermäuse sind gefährdet statt gefährlich

Tierschutz: Experte: Fledermäuse sind gefährdet statt gefährlich

Über Fledermäuse kursieren zahlreiche Mythen und Vorurteile, die oft zu einem verzerrten Bild dieser Tiere führen. In der öffentlichen Wahrnehmung gelten sie häufig als gefährlich, wobei viele Arten tatsächlich unter dem Druck von Lebensraumverlust und anderen Bedrohungen leiden. Anlässlich der internationalen Fledermausnacht, die vom 24. auf den 25. August gefeiert wird, möchten Naturschützer auf die Bedeutung dieser fliegenden Säugetiere hinweisen und über ihre aktuelle Gefährdung aufklären. Diese Veranstaltungen finden in 38 Ländern weltweit statt, in Deutschland organisiert vom Naturschutzbund Nabu.

Vorurteile und ihre Auswirkungen

Fledermäuse werden oft als Blutsauger, Unglücksboten oder Krankheitsüberträger wahrgenommen. Diese negativen Assoziationen haben in den letzten Jahren, insbesondere während der Corona-Pandemie, zugenommen. Laut Andreas Streit, dem Exekutivsekretär von Eurobats, gibt es bis heute keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass Fledermäuse das Coronavirus übertragen. Stattdessen sind viele Arten in Europa gefährdet und benötigen dringend Schutzmaßnahmen.

Bestandsrückgang und Gefährdung

In den letzten Jahren ist der Bestand der Fledermäuse in Deutschland und insbesondere in Niedersachsen stark zurückgegangen. Der Nabu berichtet, dass einige Arten vom Aussterben bedroht sind. Die Ursachen für diesen Rückgang sind vielfältig. Intensive Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden und das Insektensterben haben die Nahrungsgrundlage der Fledermäuse erheblich beeinträchtigt. Zudem gibt es immer weniger geeignete Unterschlupfmöglichkeiten. Wichtige Quartiere wie Dachböden werden zunehmend abgedichtet, alte Bäume gerodet und natürliche Höhlen sowie alte Keller oder Bunker zugeschüttet.

Aktuelle Situation der Fledermausarten

Die genaue Anzahl der betroffenen Arten in Niedersachsen ist derzeit unklar. Wolfgang Rackow, Fledermausexperte vom Nabu Osterode/Harz, weist darauf hin, dass die Rote Liste der bedrohten Säugetiere in Niedersachsen zuletzt 1991 aktualisiert wurde. Eine Überarbeitung dieser Liste ist dringend notwendig, um die aktuelle Situation der Fledermäuse besser zu erfassen und geeignete Schutzmaßnahmen zu entwickeln.

Die Rolle der Fledermäuse im Ökosystem

Fledermäuse sind nicht nur faszinierende Tiere, sondern auch wichtige Indikatoren für die Gesundheit von Ökosystemen. Als Insektenfresser tragen sie zur Regulierung von Insektenpopulationen bei. Andreas Streit betont, dass es für die Fledermäuse entscheidend ist, in einem gesunden Lebensraum zu leben. Wenn es den Fledermäusen schlecht geht, ist das ein Zeichen dafür, dass auch die Landschaft leidet. Daher ist der Schutz dieser Tiere von großer Bedeutung.

Schutzmaßnahmen und individuelle Beiträge

Jeder kann einen Beitrag zum Schutz der Fledermäuse leisten. Eine einfache Möglichkeit besteht darin, Fledermauskästen als zusätzliche Quartiere anzubringen. Rackow empfiehlt auch, den eigenen Garten insektenfreundlich zu gestalten. Dies kann durch das Anpflanzen von blühenden Pflanzen und das Schaffen von Lebensräumen für Insekten erreicht werden. Zudem sollte auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet werden, um die Nahrungsgrundlage der Fledermäuse zu sichern.

Fazit

Die internationale Fledermausnacht bietet eine wertvolle Gelegenheit, das Bewusstsein für die Gefährdung dieser Tiere zu schärfen und die Bedeutung ihres Schutzes hervorzuheben. Fledermäuse sind nicht gefährlich, sondern gefährdet. Durch gezielte Maßnahmen und individuelles Engagement kann jeder dazu beitragen, diese faszinierenden Geschöpfe zu schützen und ihre Lebensräume zu erhalten.

Quellen: dpa, Nabu Niedersachsen, Eurobats

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