Frankfurt am Main plant ein wegweisendes Modellprojekt zur kontrollierten Abgabe von Cannabis in Fachgeschäften. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, unterzeichneten Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl (Grüne) und der Leiter des Frankfurter Drogenreferats, Artur Schroers, eine entsprechende Absichtserklärung. Das Projekt zielt darauf ab, den Schwarzmarkt einzudämmen und den Konsum von verunreinigtem Cannabis zu reduzieren.
Im Rahmen einer fünfjährigen Studie sollen registrierte Probanden in bis zu vier eigens eingerichteten Fachgeschäften legal Cannabisblüten und andere THC-haltige Produkte erwerben können. Die Teilnahme an der Studie ist an strenge Bedingungen geknüpft: Die Probanden müssen in Frankfurt wohnen, volljährig und gesund sein sowie regelmäßigen Befragungen und Untersuchungen teilnehmen. Schwangere oder stillende Frauen, Menschen mit psychischen Erkrankungen und Minderjährige sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Die Studie wird medizinisch durch einen Facharzt und wissenschaftlich von der Frankfurt University of Applied Sciences begleitet.
Die Durchführung der Studie übernimmt das Pharmaunternehmen Sanity Group, das bereits in der Schweiz ein ähnliches Forschungsprojekt betreibt. Wie die Ärzte Zeitung berichtet, erhofft sich die Stadt Frankfurt durch die kontrollierte Abgabe positive Auswirkungen auf den Verbraucherschutz, die Entlastung der Justiz und die Reduzierung des illegalen Drogenhandels. Sozialdezernentin Voitl betonte, dass es zwar ernstzunehmende Hinweise auf diese positiven Effekte gebe, aber noch keine wissenschaftlichen Belege. Genau diese Grundlage soll in Frankfurt geschaffen werden.
Die Teillegalisierung von Cannabis durch die Bundesregierung erlaubt Erwachsenen den Besitz von bis zu 25 Gramm Cannabis in der Öffentlichkeit und 50 Gramm zu Hause. Der Anbau von bis zu drei Pflanzen ist ebenfalls gestattet. Wie op-online.de berichtet, können Konsumenten Cannabis auch über sogenannte Cannabis Social Clubs beziehen. Viele Verbraucher würden diese Möglichkeiten jedoch nicht nutzen und stattdessen auf den Schwarzmarkt zurückgreifen, so Voitl. Das Modellprojekt soll hier eine legale Alternative bieten.
Ein zentrales Anliegen des Projekts ist der Gesundheitsschutz. Wie Apotheke Adhoc berichtet, sind illegal gehandelte Cannabisprodukte häufig gestreckt und verunreinigt, was gesundheitliche Risiken für die Konsumenten birgt. Die Sanity Group fand in sieben von zehn Frankfurter Cannabisproben Verunreinigungen. Durch die kontrollierte Abgabe in Fachgeschäften soll der Zugang zu sauberen Produkten gewährleistet werden.
Die Studie soll auch dazu beitragen, Personen mit problematischem Konsum frühzeitig zu identifizieren und ihnen Hilfe anzubieten. Der Leiter des Frankfurter Drogenreferats, Artur Schroers, erhofft sich dadurch eine bessere Integration von Personen mit riskantem Konsum in das Hilfesystem. Auch der Jugendschutz soll durch die kontrollierte Abgabe verbessert werden, da in den Fachgeschäften die Alterskontrolle gewährleistet ist.
Ähnliche Modellprojekte sind auch in anderen Städten geplant. Wie die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) berichtet, wird Hannover zeitgleich mit Frankfurt ein Modellprojekt zum kontrollierten Cannabis-Verkauf starten. Auch hier werden die Produkte nur an registrierte Studienteilnehmer abgegeben. Wiesbaden plant, den Cannabis-Verkauf über Apotheken zu testen.
Quellen:
- Frankfurter Allgemeine Zeitung: https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/cannabis-frankfurt-will-verkauf-in-geschaeften-testen-110079017.html
- Frankfurter Rundschau: https://www.fr.de/hessen/frankfurt-will-cannabis-verkauf-ueber-fachgeschaefte-testen-zr-93383917.html
- Ärzte Zeitung: https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Frankfurt-will-Cannabis-Verkauf-ueber-Fachgeschaefte-testen-453968.html
- op-online.de: https://www.op-online.de/hessen/wie-frankfurt-eine-kontrollierte-cannabis-abgabe-testen-will-zr-93384127.html
- Apotheke Adhoc: https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/politik/cannabis-verkauf-ueber-fachgeschaefte-geplant/
- Hannoversche Allgemeine Zeitung: https://www.haz.de/lokales/hannover/hannover-wird-modellregion-fuer-den-kontrollierten-cannabis-verkauf-FRKZ6RCRZBG6DMIM4XE6SZRZYE.html
- web.de: https://web.de/magazine/reise/thema/frankfurt-am-main