Anlässlich des bevorstehenden 80. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar hat die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer eindringlich vor aktuellen Gefahren für die Demokratie gewarnt. In einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur äußerte die 103-Jährige ihre Besorgnis über die Entwicklungen in vielen Ländern.
"Das Wesentliche ist, dass die Demokratie bleibt, die leider in vielen Ländern auch schwankend ist", sagte Friedländer, wie vom Tagesspiegel berichtet. Sie fügte hinzu: "Das ist nicht sehr schön, aber so ist es."
Auf die Frage nach dem Aufschwung rechter Parteien in Europa antwortete die Zeitzeugin laut der Rhein-Neckar-Zeitung: "Ich verstehe nicht sehr viel von Politik. Aber ich sage immer: So hat es damals auch angefangen. Seid vorsichtig. Macht es nicht. Respektiert Menschen, das ist doch das Wesentliche."
Friedländer, die selbst aus einer jüdischen Familie stammt und das Konzentrationslager Theresienstadt überlebte, betonte die Zugehörigkeit der Juden zu Deutschland. "Meine Botschaft ist doch: Seid Menschen", sagte sie. "Andere zu akzeptieren, ganz egal, welche Hautfarbe und welche Religion besonders. Wir kommen doch alle auf dieselbe Art und Weise auf die Welt."
Die Schwarzkopf-Stiftung berichtet, dass Friedländer regelmäßig Schulen und andere Einrichtungen in ganz Deutschland besucht, um über ihr Leben zu berichten und junge Menschen zu Zivilcourage zu ermutigen. Auch im Rahmen des nach ihr benannten Margot-Friedländer-Preises setzt sie sich für die Erinnerungskultur ein.
Margot Friedländer wurde 1921 in Berlin geboren. Wie die Grafschafter Nachrichten berichten, versuchte sie Anfang der 1940er Jahre vergeblich, mit ihrer Familie vor den Nationalsozialisten ins Ausland zu fliehen. Ihre Mutter und ihr Bruder wurden im Vernichtungslager Auschwitz ermordet. Friedländer selbst konnte sich zunächst verstecken, wurde aber entdeckt und 1944 nach Theresienstadt deportiert.
Nach Kriegsende emigrierte sie mit ihrem Mann in die USA. Erst mit fast 90 Jahren kehrte sie nach Berlin zurück, wo sie seitdem lebt und sich aktiv für die Erinnerungsarbeit einsetzt.
Der 27. Januar, an dem 1945 das Vernichtungslager Auschwitz von sowjetischen Truppen befreit wurde, ist seit 1996 der nationale Holocaust-Gedenktag in Deutschland. Er dient dem Gedenken an die Millionen Opfer des nationalsozialistischen Regimes und mahnt zugleich zur Wachsamkeit gegenüber antidemokratischen Tendenzen in der Gegenwart.
Margot Friedländers Worte unterstreichen die anhaltende Relevanz dieses Gedenktags und die Notwendigkeit, die Erinnerung an den Holocaust wachzuhalten, um für die Zukunft zu lernen.
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