20.1.2025
„Biodeutsch“: Unwort des Jahres 2024

„Biodeutsch" zum Unwort des Jahres 2024 gekürt

Die sprachkritische Aktion „Unwort des Jahres" hat für das Jahr 2024 den Begriff „biodeutsch" zum Unwort des Jahres gewählt. Wie die Jury am Montag in Marburg mitteilte, werde der Ausdruck vor allem in sozialen Medien in rassistischer und nationalistischer Weise gebraucht.

„Mit dem Wort wird eine rassistische, biologistische Form von Nationalität konstruiert", begründete die Jury ihre Entscheidung. Ursprünglich sei der Begriff als satirischer Ausdruck verwendet worden, der mit dem Bio-Siegel als Gütezeichen für ökologischen Anbau spielte. Seit mehreren Jahren werde er aber unreflektiert und wörtlich gemeint genutzt.

Wie die Tagesschau berichtete, erklärte die Jury weiter: „Die mit dem Gebrauch von biodeutsch einhergehende Unterteilung in angeblich 'echte' Deutsche und in Deutsche zweiter Klasse ist eine Form von Alltagsrassismus."

Auf Platz zwei der Unwörter landete laut NDR der Begriff „Heizungsverbot". Dieser sei im Zusammenhang mit dem Gebäudeenergiegesetz verwendet worden, um klimaschützende Maßnahmen zu diskreditieren.

Über 3.000 Vorschläge eingereicht

Wie der NDR weiter berichtete, gingen über 3.000 Vorschläge für das Unwort des Jahres ein. Darunter waren Begriffe wie „Ampelkrach", „D-Day" und „kriegstüchtig". Die Entscheidung für das Unwort fiel aber unabhängig von der Zahl der Einsendungen.

Die Jury der Aktion „Unwort des Jahres" besteht aus vier Sprachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern, einer Journalistin sowie jährlich wechselnden Mitgliedern. In diesem Jahr beteiligten sich laut ZDF die Publizistin und Politologin Saba-Nur Cheema sowie der Publizist, Historiker und Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel.

Persönliches Unwort der Gastjuroren

Cheema und Mendel wählten den Begriff „importierter Antisemitismus" zu ihrem persönlichen Unwort. Wie der WDR berichtete, begründeten sie ihre Wahl damit, dass der Ausdruck suggeriere, Judenhass sei vor allem mit dem Zuzug von Migrantinnen und Migranten zu einem Problem geworden. Der Begriff werde vor allem in rechten Kreisen verwendet, um Musliminnen und Muslime sowie Menschen mit Migrationsbiographie auszugrenzen „und vom eigenen Antisemitismus abzulenken", so die Jury.

Ursprung des Begriffs „biodeutsch"

Wie der WDR weiter berichtete, wurde der Begriff „biodeutsch" ursprünglich vom türkischstämmigen Kabarettisten Muhsin Omurca vor fast drei Jahrzehnten als ironischer Ausdruck erfunden. Omurca sagte dem WDR: „Ich bin mit 20 Jahren aus der Türkei nach Deutschland gekommen, musste die Sprache neu lernen und hätte niemals gedacht, dass ich ihr sogar ein neues Wort hinzufüge." Im Jahr 2017 wurde der Begriff sogar in den Duden aufgenommen.

Die Aktion „Unwort des Jahres" gibt es seit 1991. Sie will auf unangemessene Formen des öffentlichen Sprachgebrauchs aufmerksam machen und dadurch die Sprachreflexion und Sprachsensibilität in der Bevölkerung fördern.

Quellen:

  • https://www.tagesschau.de/inland/unwort-des-jahres-remigration-100.html
  • https://www.ndr.de/kultur/Biodeutsch-ist-Unwort-des-Jahres-2024,unwortdesjahres146.html
  • https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/unwort-des-jahres-2024-100.html
  • https://www1.wdr.de/nachrichten/unwort-2024-biodeutsch-100.html
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