20.1.2025
Schulleitermangel: Tausende Stellen unbesetzt, viele wollen wechseln

Schulleitungs-Stellenmangel in Deutschland

Der Mangel an Schulleitungen ist in Deutschland weiterhin ein gravierendes Problem. Laut aktuellen Zahlen sind bundesweit rund 1000 Schulleitungsstellen unbesetzt, besonders betroffen sind dabei Grundschulen. Wie die Zeit unter Berufung auf eine Umfrage der Kultusminister der Bundesländer berichtet, muss etwa jede zehnte Grundschule derzeit ohne feste Schulleitung auskommen.

Als Hauptgründe für den Bewerbermangel werden hohe Anforderungen bei gleichzeitig vergleichsweise geringer Bezahlung genannt. Besonders dramatisch stellt sich die Situation in Berlin und Nordrhein-Westfalen dar. In der Hauptstadt hat laut Bericht jede fünfte Grundschule entweder keinen Rektor oder keinen Konrektor. In NRW sind von 2787 Grundschulen 345 ohne Schulleiter und 670 ohne Stellvertreter.

Die Problematik beschränkt sich jedoch nicht nur auf Grundschulen. Wie aus einer Studie der Universitäten Tübingen und Lüneburg hervorgeht, denkt jede fünfte Schulleitung in Deutschland darüber nach, die Stelle zu wechseln. An Haupt- und Realschulen (24%) sowie an Grundschulen (23%) ist die Wechselbereitschaft besonders hoch. Als Gründe werden neben dem Wunsch nach beruflicher Weiterentwicklung (52%) auch die als unangemessen empfundene Bezahlung (44%) und fehlende Unterstützung (31%) genannt.

Laut der Studie klafft die Motivation für die Berufswahl und die Arbeitsrealität von Schulleitungen weit auseinander. 93 Prozent gaben an, das Amt eröffne die Möglichkeit, neue Ideen zu entwickeln und zu erproben. In der Praxis verbringen jedoch 67 Prozent die meiste Zeit damit, den reibungslosen Schulalltag sicherzustellen. Nur 16 Prozent bestätigten, ausreichend Zeit für Innovationen zu haben.

Trotz hoher Motivation - 95 Prozent berichten von Freude an der Arbeit - leidet mehr als die Hälfte (53%) unter Stress und Überlastung. Rund jede vierte Schulleitung (24%) empfindet ein Missverhältnis zwischen beruflicher Verausgabung und Entlohnung. Bei etwa jeder sechsten Schulleitung (16%) fanden die Forscher Hinweise auf einen Burnout.

"Schulleitungen in Deutschland sind grundsätzlich zufrieden mit ihrer Aufgabe und haben Freude daran. Es bleibt ihnen angesichts vielfältiger Verwaltungsaufgaben aber wenig Zeit, ihre Schule weiterzuentwickeln und sie damit auf künftige Herausforderungen vorzubereiten", fasst Studienleiter Professor Colin Cramer von der Universität Tübingen zusammen.

Um die Situation zu verbessern, fordern Lehrerverbände und Gewerkschaften seit langem Verbesserungen bei Bezahlung und Arbeitsbedingungen von Schulleitungen. Auch eine Entlastung von Verwaltungsaufgaben und mehr Unterstützung durch zusätzliches Personal werden als mögliche Lösungsansätze diskutiert. Angesichts der zentralen Rolle von Schulleitungen für die Qualität und Zukunftsfähigkeit der Schulen bleibt die Behebung des Mangels eine drängende Aufgabe der Bildungspolitik.

Quellen:
https://www.focus.de/finanzen/karriere/berufsleben/bezahlung-ist-voellig-unattraktiv-1000-grundschulen-stehen-ohne-schulleitung-da_id_5648039.html
https://uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen/pressemitteilungen/newsfullview-pressemitteilungen/article/jede-fuenfte-schulleitung-will-ihre-schule-verlassen
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/schule-fuehrung-gehalt-1.5270406
https://www.morgenpost.de/berlin/article227800019/Mehr-als-130-Schulleitungsposten-in-Berlin-sind-unbesetzt.html?__pwh=FSeSFVsoTfJp5+FWxLTAwg%3D%3D

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