Die Arbeitsbedingungen für Fahrer von Essenslieferdiensten in Deutschland stehen seit einiger Zeit in der Kritik. Mehrere Berichte und Studien haben auf problematische Aspekte hingewiesen.
Wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) berichtet, liegt der Basisstundenlohn bei vielen Lieferdiensten nur knapp über dem Mindestlohn. Laut NGG beträgt er bei Lieferando beispielsweise 10 Euro pro Stunde, ergänzt durch ein "intransparentes und diskriminierendes Bonussystem". Das Unternehmen selbst gibt an, dass die Fahrer mit Boni auf einen Durchschnittslohn von 13 Euro kommen.
Viele Fahrer sind zudem nur befristet oder als Freelancer beschäftigt. Bei Deliveroo, das sich 2019 aus Deutschland zurückzog, waren die Kuriere oft als Selbstständige tätig und verdienten pro Lieferung nur 5,50 Euro - unabhängig von der gefahrenen Strecke.
Fahrer berichten von enormem Zeitdruck, der das ohnehin gefährliche Radfahren in Innenstädten noch riskanter macht. Wie der WDR in einem Beitrag berichtete, kommt es immer wieder zu Unfällen und Verletzungen. Die schweren Rucksäcke führen laut Aussagen von Fahrern häufig zu Rückenproblemen.
Kritisiert wird auch, dass die Unternehmen oft keine angemessene Schutzausrüstung wie hochwertige Regenkleidung oder FFP2-Masken zur Verfügung stellen. Die Kosten für Fahrräder und Reparaturen müssen die Fahrer meist selbst tragen.
In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Protesten von Lieferdienstfahrern, die bessere Arbeitsbedingungen forderten. In Berlin organisierten sich Fahrer im "Gorillas Workers Collective" und führten Streiks durch. Auch die Gründung von Betriebsräten wurde von einigen Unternehmen erschwert.
Die Gewerkschaft NGG setzt sich für die Rechte der Fahrer ein und fordert höhere Löhne sowie mehr Schutz und Sicherheit. Bei einer Demonstration in Nürnberg verlangten Lieferando-Fahrer kürzlich einen Stundenlohn von 15 Euro.
Die Lieferdienste betonen, dass sie faire Arbeitsbedingungen bieten und ihre Fahrer zufrieden seien. Lieferando gibt an, in allen Städten über Mindestlohn zu bezahlen und Sozialversicherung sowie Urlaubs- und Krankengeld zu gewähren. Das Unternehmen befürworte grundsätzlich Mitarbeiterbeteiligung, es gebe bereits mehrere Betriebsräte in Deutschland.
Insgesamt zeigt sich, dass die Arbeitsbedingungen bei Essenslieferdiensten in Deutschland weiterhin umstritten sind. Während die Unternehmen Verbesserungen betonen, sehen Gewerkschaften und viele Fahrer nach wie vor erheblichen Handlungsbedarf für faire Löhne und mehr Sicherheit.
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