20.1.2025
Djokovic-Affäre: Ein Scheinwerfer auf Australiens Flüchtlingspolitik

Novak Djokovic und die Menschenrechtsverletzungen in Australien

Die Kontroverse um Novak Djokovics Einreise nach Australien Anfang 2022 hat unbeabsichtigt die Aufmerksamkeit auf die problematische Behandlung von Flüchtlingen und Asylsuchenden in australischen Einrichtungen gelenkt. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete, wurde der serbische Tennisstar im Park Hotel in Melbourne untergebracht - einer Einrichtung, die seit Jahren als Internierungslager für Flüchtlinge genutzt wird.

Laut einem Bericht des Guardian befanden sich zum Zeitpunkt von Djokovics Aufenthalt etwa 30 Flüchtlinge und Asylsuchende in dem Hotel. Viele von ihnen waren bereits seit Monaten oder sogar Jahren dort festgehalten worden. Die Bedingungen in der Einrichtung wurden von Insassen als "Folterzelle" beschrieben, mit schlechter Luftqualität, mangelhafter Verpflegung und eingeschränkter Bewegungsfreiheit.

Wie CNN berichtete, nutzten Aktivisten die mediale Aufmerksamkeit um Djokovic, um auf die Situation der Flüchtlinge aufmerksam zu machen. Viele der Insassen waren ursprünglich zur medizinischen Behandlung nach Australien gebracht worden, wurden dann aber auf unbestimmte Zeit festgehalten. Einige befanden sich bereits seit fast einem Jahrzehnt in australischem Gewahrsam.

Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch kritisierten die australische Flüchtlingspolitik scharf. Sie bezeichneten die Praxis der Offshore-Internierung und unbefristeten Inhaftierung als grausam und unmenschlich. Laut HRW wurden seit 2013 über 3000 Asylsuchende in Offshore-Lager gebracht, wo sie schweren Misshandlungen und medizinischer Vernachlässigung ausgesetzt waren.

Der Fall Djokovic lenkte kurzzeitig die weltweite Aufmerksamkeit auf diese Missstände. Allerdings befürchteten Aktivisten, dass das Interesse nach seiner Abreise schnell wieder nachlassen würde. Sie forderten, die Situation der verbliebenen Flüchtlinge nicht zu vergessen und sich weiterhin für deren Freilassung einzusetzen.

Die australische Regierung verteidigte ihre strikte Einwanderungspolitik als notwendig zur Grenzsicherung. Kritiker sehen darin jedoch einen Verstoß gegen internationale Menschenrechtsstandards. Der Fall zeigt exemplarisch die Spannungen zwischen nationaler Souveränität und humanitären Verpflichtungen auf.

Quellen:

  • https://www.faz.net/aktuell/sport/australian-open/bei-novak-djokovic-verstehen-serben-keinen-spass-was-erlaube-witzbold-110243494.html
  • https://www.theguardian.com/australia-news/2022/jan/07/novak-djokovic-refugees-hope-tennis-stars-hotel-detention-will-cast-light-on-their-torture
  • https://www.cnn.com/2022/01/07/tennis/novak-djokovic-australia-protests-intl-hnk-dst-spt/index.html
  • https://www.hrw.org/node/380933/printable/print
  • https://theintercept.com/2022/01/07/novak-djokovic-australia-refugees/
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