19.10.2024
Fußball: Neue Kapitänsregel sorgt für Kontroversen

Fußball: Die neue Schiedsrichterregel schadet der Kultur und der Freiheit des Spiels

„Was hab ich schon gemacht?“, scheint Englands Harry Kane (li.) den Schiedsrichter Francois Letexier bei der Fußball-Europameisterschaft zu fragen. Kane darf als Kapitän den neuen Regeln zufolge auch weiterhin mit dem Schiri debattieren, seine Teamkollegen nicht. (Foto: Tom Weller/dpa)

Künftig soll nur noch der Kapitän den Unparteiischen ansprechen dürfen. Bei der EM wurde das erprobt, bald gilt es auch in Deutschland. Das schränkt die Spieler emotional ein.

Der ehemalige Schiedsrichter Manuel Gräfe hat einmal ein mäßiges Bundesligaspiel auf grandiose Weise bereichert, indem er nichts getan hat. Und zwar so: Als Spieler beider Teams wegen einer nichtigen Sache aufeinander losgingen, sich schubsten, stießen und zofften, stellte sich Gräfe an die Seite und schaute beinahe gemütlich zu, bis die Streitenden zur Ruhe kamen. Dann bestimmte er vier Beteiligte, griff lässig in seine Brusttasche und zeigte allen die gelbe Karte.

Diese Szene ist bald Geschichte. Denn künftig soll nur noch der Kapitän den Unparteiischen ansprechen dürfen. Die neue Regelung, die bei der EM erprobt wurde, schränkt die Spieler emotional ein und nimmt ihnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu äußern. Dieser Schritt geht in die falsche Richtung und schadet der Kultur und der Freiheit des Spiels.

Die Begründung der UEFA lautet, dass die Rudelbildung um den Schiedsrichter unterbunden werden soll. Doch diese Argumentation ist nicht stichhaltig. Denn die Spieler haben ein Recht, ihre Meinung zu äußern, wenn sie sich unfair behandelt fühlen. Und die Schiedsrichter sollten in der Lage sein, mit den Spielern zu kommunizieren und ihre Entscheidungen zu begründen.

Die neue Regelung wird auch zu mehr Frustration und Wut auf dem Platz führen. Denn die Spieler werden sich nicht mehr Gehört fühlen und werden ihre Emotionen nicht mehr ausdrücken können. Dies kann zu einer Eskalation der Situationen führen, anstatt sie zu entschärfen.

Die UEFA sollte diese Regelung überdenken und den Spielern wieder die Möglichkeit geben, ihre Meinung zu äußern. Nur so kann die Kultur und die Freiheit des Spiels erhalten bleiben.

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