Vor der Küste Swinemündes (polnisch: Świnoujście) haben am Wochenende Gasbohrungen begonnen. Wie das kanadische Unternehmen CEP Central European Petroleum BV mitteilte, finden die Bohrungen auf einer Plattform in der Ostsee statt. Die Bohrplattform ist auch von der deutschen Insel Usedom aus sichtbar. Wie die "Zeit" berichtet, hat CEP von der polnischen Regierung die Genehmigung erhalten, ein Gebiet von fast 600 Quadratkilometern zu erkunden. Vorläufigen Schätzungen zufolge könnten dort bis zu 16,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas lagern. Die Bohrungen sind zunächst auf 45 Tage angelegt.
In Mecklenburg-Vorpommern sorgt das Projekt für Irritationen. Wie der Nordkurier berichtet, zeigt sich Umweltminister Till Backhaus (SPD) verwundert über den Beginn der Bohrungen, da sein Ministerium bislang nicht offiziell über das Vorhaben informiert wurde. Obwohl davon auszugehen sei, dass die notwendigen Genehmigungen nach polnischem Recht vorliegen, hätte er eine Information erwartet, so Backhaus. Er fordert nun „umfassende Aufklärung“ über die Bohrungen und deren potenzielle Auswirkungen auf die Umwelt des deutschen Staatsgebietes. Besonders Lärm, Vibrationen und möglicherweise austretende Stoffe könnten die Fauna und Flora im deutschen Küstenmeer beeinträchtigen, so der Minister laut NDR. Backhaus hat sich deshalb an Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) gewandt und die Anrufung des Deutsch-Polnischen Umweltrates angeregt. Zwischen Deutschland und Polen besteht eine Vereinbarung, wonach sich die Nachbarländer über Projekte informieren müssen, die möglicherweise erhebliche grenzüberschreitende Umweltauswirkungen haben.
Swinemünde verfügt bereits über ein Terminal für den Umschlag von Flüssigerdgas (LNG). Die Region wurde laut CEP aufgrund der bestehenden Infrastruktur für die Gaserkundung ausgewählt. Wie der NDR berichtet, verweist das Unternehmen zudem auf das Ende des polnischen Gasliefervertrags mit Gazprom und den daraus resultierenden Bedarf an heimischer Gasversorgung. CEP hatte bereits in der Vergangenheit in Mecklenburg-Vorpommern nach Erdgas und Erdöl gesucht, unter anderem bei Barth und auf Usedom. Die damaligen Projekte verliefen jedoch erfolglos.
Auf Usedom selbst gab es in der Vergangenheit ebenfalls Pläne zur Erdgasförderung, die jedoch auf Widerstand der Tourismusbranche und der Kommunen stießen. Wie die Ostsee-Zeitung berichtet, sorgt der aktuelle Beginn der Gasbohrungen nun erneut für Besorgnis auf der Insel. Die Bohrinsel vor Swinemünde schürt Ängste vor negativen Auswirkungen auf den Tourismus und die Umwelt.
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