18.11.2024
Geständnis im Wiener Doppelmordprozess

18-Jähriger gesteht Morde an Obdachlosen in Wien

Ein 18-jähriger Mann hat vor dem Wiener Landgericht gestanden, im Sommer 2023 zwei obdachlose Männer erstochen zu haben. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, bekannte er sich am ersten Prozesstag schuldig im Anklagepunkt des Doppelmordes, des versuchten Mordes und der absichtlichen schweren Körperverletzung. Neben den beiden getöteten Männern soll er auch eine obdachlose Frau und seine eigene Mutter schwer verletzt haben. Die österreichische Nachrichtenagentur APA berichtete ebenfalls über den Prozessauftakt.

Der Angeklagte gab an, „in eine Art Blutrausch verfallen“ zu sein und beschrieb sich selbst als „dummen Menschen“. Er betonte, dass er sich seine Opfer nicht gezielt aufgrund ihrer Obdachlosigkeit ausgesucht habe. Nach der ersten Tat habe er ein „Gefühl der Erfüllung“ verspürt. Wie die FAZ berichtet, sagte er wörtlich: „Irgendwie hat es mir das gegeben, was ich gesucht habe.“

Ein psychiatrisches Gutachten, über das die APA berichtete, attestierte dem Angeklagten Zurechnungsfähigkeit zum Tatzeitpunkt. Der Sachverständige bezeichnete den 18-Jährigen als „Serienmörder“ und sprach von einer gestörten Persönlichkeitsentwicklung und einer immensen Gefahr, die von ihm ausgehe. Serienmörder würden häufig nach einem immer stärkeren Reiz suchen und „nach anderen Opfern, anderen Örtlichkeiten und anderen Tötungsmethoden“ streben. Das Rückfallrisiko sei dementsprechend hoch. Die Staatsanwaltschaft beantragte die Unterbringung des Angeklagten in einem forensisch-therapeutischen Zentrum.

Die Angriffe auf die Obdachlosen ereigneten sich zwischen Juli und August 2023. Wie die FAZ berichtet, ließ der Angeklagte einen 56-jährigen Mann nach dem Angriff zurück, „wissend, dass er nicht überleben wird“. Anschließend habe er sich ein Getränk gekauft und in einem Park Youtube-Videos angesehen. Eine 51-jährige Frau überlebte einen Angriff mit schweren Stich- und Schnittverletzungen. Ein 55-jähriger Mann wurde tödlich verletzt. Im September 2023 attackierte der Angeklagte seine Mutter und fügte ihr mehrere Rippenbrüche, eine Schädelprellung, Hämatome und Abschürfungen zu. Er begründete die Tat mit „aufgestauter Wut, weil mir meine Jugend genommen wurde“. Im Dezember stellte er sich der Polizei und legte ein Geständnis ab.

Laut Staatsanwaltschaft hegte der 18-Jährige seit seiner Kindheit Mordphantasien. Er habe auch schon in der Schule an einen Amoklauf gedacht, sich aber davon abhalten können. Die FAZ zitiert ihn mit den Worten: „Damals konnte ich das noch als dummen Gedanken zur Seite schieben.“

Der Verteidiger beschrieb seinen Mandanten laut FAZ als „lieben, netten 18-Jährigen“, der „kein empathieloses Monster“ sei. Er schilderte eine schwierige Kindheit mit psychischem Missbrauch durch die Stiefmutter, die später die Halbschwester des Angeklagten erschoss und Suizid beging. Der Angeklagte gab an, seine Stiefmutter habe ihm „einen Teil seines Lebens genommen“. Seine leibliche Mutter sei manisch-depressiv gewesen, was in ihm „nur Hass“ ausgelöst habe. Seinem Vater, den er als „guten Vater“ aber „schwachen Menschen“ bezeichnete, habe es an „Durchschlagskraft“ gefehlt.

Quellen:

  • https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/18-jaehriger-vor-gericht-bin-in-eine-art-blutrausch-verfallen-110118697.html
  • https://www.faz.net/agenturmeldungen/dpa/koerperverletzung-und-falschaussage-polizisten-vor-gericht-110118846.html
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