Unter großer Anteilnahme wurde Michel Friedman am Donnerstag, den 31. Oktober, im Kaisersaal des Frankfurter Rathauses mit der Goethe-Plakette ausgezeichnet. Die Ehrung würdigt Friedmans Verdienste um das kulturelle und gesellschaftliche Leben der Stadt. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) berichtet, war der Kaisersaal gut gefüllt mit langjährigen Wegbegleitern, darunter der Intendant des Berliner Ensembles, Oliver Reese, und die Konfliktforscherin Nicole Deitelhoff. Auch zahlreiche Vertreter aus Politik und Gesellschaft waren anwesend, darunter die frühere Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth und der ehemalige hessische Ministerpräsident Volker Bouffier.
Oberbürgermeister Mike Josef hob in seiner Ansprache Friedmans leidenschaftliches Engagement für den demokratischen Diskurs hervor. Er berichtete von gemeinsamen Schulbesuchen, bei denen Friedman mit Schülern über Demokratie, Rechtsextremismus und die Gefahren sozialer Medien diskutiert. Wie die F.A.Z. weiter berichtet, betonte Josef, dass Friedman in diesen Gesprächen stets mit großem Eifer und ohne Ansehen der Person agiere, ob er nun mit dem Bundeskanzler oder einer Schülerin spreche. „Du streitest dich echt leidenschaftlich“, zitierte die F.A.Z. den Oberbürgermeister.
Die Laudatio auf Friedman hielt die Journalistin und Autorin Carolin Emcke. Sie zitierte aus Goethes „Faust“ und zog eine Parallele zwischen den „vier grauen Weibern“ – Mangel, Schuld, Sorge und Not – und Friedmans Lebensweg. Als Kind von Holocaustüberlebenden habe Friedman all diese Widrigkeiten erfahren und, wie Faust, darum gekämpft, sie zu überwinden. Dabei sei es ihm jedoch nie nur um das eigene Wohl gegangen, sondern um das der gesamten Gesellschaft, so Emcke laut F.A.Z..
Die Goethe-Plakette, die eigentlich bereits im Vorjahr verliehen werden sollte, wurde Friedman schließlich unter Tränen der Rührung überreicht. Er bedankte sich für die Auszeichnung und bekräftigte seinen Willen, weiterhin für Freiheit und Demokratie und gegen autokratische Tendenzen einzutreten. Laut t-online betonte auch Kulturdezernentin Ina Hartwig Friedmans Verdienste um die Frankfurter Debattenkultur und seinen wichtigen Beitrag zum öffentlichen Diskurs in Deutschland.
Friedman, 1956 in Paris geboren, lebt seit 1965 in Frankfurt. Wie frankfurt.de berichtet, studierte er Jura und Philosophie und promovierte in beiden Fächern. Er war als Rechtsanwalt, Fernsehmoderator, Journalist, Publizist und Hochschullehrer tätig. Besonders bekannt wurde er durch Sendungen wie „Vorsicht! Friedman“ und „Friedman“. Neben seinem beruflichen Wirken engagierte sich Friedman in der jüdischen Gemeinde und setzte sich intensiv mit dem Kampf gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus auseinander.
Die Goethe-Plakette ist eine der höchsten Auszeichnungen der Stadt Frankfurt und wird seit 1947 an Persönlichkeiten verliehen, die sich durch ihr schöpferisches Wirken um das kulturelle Leben der Stadt verdient gemacht haben. Friedman reiht sich damit in eine lange Liste bedeutender Persönlichkeiten ein, die diese Ehrung erhalten haben.
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