28.10.2024
Intensives Training und Appetitregulierung: Neue Erkenntnisse zu Ghrelin

Manchmal hat man das Gefühl, man hätte sich den Sport auch sparen können. Nach dem Fitnessstudio ist der Hunger oft so groß, dass man gleich zwei Pizzen verschlingen könnte. Wie hungrig man ist, könnte mit der Art des Trainings zusammenhängen. Wenn man sich richtig verausgabt, dämpft das den Hunger stärker, als wenn man kaum ins Schwitzen gerät. Allerdings handelt es sich um eine Studie mit wenigen Probanden, sodass die Ergebnisse nur erste Hinweise sein können.

Wissenschaftler rund um die Medizinerin Kara Anderson von der University of Virginia haben 14 Erwachsene genau untersucht. Acht Männer und sechs Frauen, alle gesund und normalgewichtig, die im Durchschnitt 43 Jahre alt waren, absolvierten an drei Tagen morgens vor dem Frühstück für knapp eine halbe Stunde ein intensives oder ein einstündiges, weniger intensives Training auf einem Fahrradergometer. An einem Untersuchungstag trieben sie keinen Sport.

Die Wissenschaftler nahmen in den darauffolgenden Stunden mehrfach Blutproben von den Probanden. Darin untersuchten sie unter anderem das Laktat, das Rückschlüsse auf die Muskelarbeit erlaubt und somit als objektives Maß dafür dient, wie anstrengend die Übungen für die Probanden waren.

Zudem ermittelten sie die Spiegel des Hormons Ghrelin. Das sogenannte Hungerhormon beeinflusst unter anderem, wie groß unser Appetit ist. Überdies füllten die Probanden Fragebögen zu ihrem gefühlten Appetit aus.

Frauen reagierten stärker auf den Sport

Es zeigte sich: Zwei Stunden nach dem Training sank der Spiegel des Hungerhormons nach dem kürzeren, intensiven Training stärker, als wenn die Probanden nur entspannt radelten. Unmittelbar nach dem moderaten Training stieg der Ghrelin-Spiegel sogar leicht an. Statistisch signifikant war dieser Effekt jedoch nur bei den Frauen. Sie schienen insgesamt intensiver auf den Sport zu reagieren, obwohl sie nüchtern höhere Werte für das Hungerhormon aufwiesen. Bisher wurden solche Studien oft nur mit Männern durchgeführt, darum ist diese Forschungsarbeit trotz der wenigen Probandinnen interessant.

Hunger hatten die Probanden logischerweise nach beiden Trainingsarten. Sie hatten ja nicht gefrühstückt. „Die Probanden fühlten sich nach einem intensiven Training weniger hungrig als nach einem moderaten Training“, sagt Kara Anderson. Allerdings unterschieden sich die Hungerwerte nur leicht. Statistische Signifikanz kann die Studie aufgrund dessen und der geringen Teilnehmerzahl nicht erreichen.

„Bewegung könnte als ‚Medikament‘ betrachtet werden, wobei die ‚Dosis‘ auf die persönlichen Ziele des Einzelnen abgestimmt werden kann“, sagt Anderson. „Unsere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass hochintensives Training wichtig für die Unterdrückung des Appetits sein kann, was besonders für die Gewichtsabnahme nützlich sein kann.“

Ghrelin ist ein appetitanregendes Peptid, das in der Magenschleimhaut und der Bauchspeicheldrüse produziert wird. Neben der Appetitanregung hat das Hormon eine Reihe anderer Wirkungen. Ghrelin wird vor allem in den Belegzellen im Epithel des Magenfundus, aber auch von den ε-Zellen der Bauchspeicheldrüse produziert sowie in einer Vorstufe im Hypothalamus und der Hypophyse und durch Abspaltung einiger Aminosäuren in die aktive Form übergeführt.

Das Hormon Ghrelin wird in der Magenschleimhaut und in der Bauchspeicheldrüse, sowie an anderen Magen-Darm-Trakt-Abschnitten freigesetzt. Über den Blutkreislauf wirkt es schliesslich auf den Hypothalamus, einen Bereich des Gehirns, der für die Kontrolle des Appetits „mit“ entscheidend ist. Haben wir über einen längeren Zeitraum nichts gegessen, steigt die Ghrelin-Konzentration im Blut deutlich an und signalisiert der „Gefühls-Welt“ in unserem Gehirn „Hunger - jetzt dringend etwas essen“. Das ist gut. Ghrelin ist damit sogar (über-)lebenswichtig.

Matthias Tschöp, wissenschaftlicher Geschäftsführer von Helmholtz Munich, erforscht die Wirkung des Hungerhormons Ghrelin im Körper. In einem Interview erklärte er: „Ghrelin ist tatsächlich das einzige Signal, das in unserem Blut zirkuliert und über Wirkung im Gehirn ein Hungergefühl induziert. Das Hormon wird vermehrt ausgeschüttet, wenn wir länger keine Nahrung zu uns genommen haben, und fällt nach jeder Mahlzeit ab.“

Tschöp und sein Team arbeiten an neuen Wirkstoffen gegen Adipositas, die auf Ghrelin basieren. Die Idee ist, die Wirkung des körpereigenen Ghrelins zu blocken und somit Hunger zu dämpfen, gleichzeitig aber die Verbrennung von Kalorien anzukurbeln. Allerdings wissen wir inzwischen, dass die Beeinflussung eines Signalweges alleine nicht ausreicht, um Adipositas nachhaltig zu bekämpfen. Deswegen beschäftigen sich Wissenschaftler zunehmend mit Wirkstoffkombinationen, die sich heute zum Teil schon in einem einzelnen, Hormon-ähnlichen Molekül synthetisieren lassen.

Quelle: faz.net

Quelle: https://www.helmholtz.de/newsroom/artikel/auf-dem-weg-zu-einem-wirkstoff-gegen-adipositas/

Quelle: https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/stoffwechsel/leptin-und-ghrelin-so-steuern-sie-unseren-appetit/

Quelle: https://neuromadlab.com/de/forschung/forschungsprojekte/arbeit-gegen-belohnungen/

Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/hormon-ghrelin-uebergewichtige-verspueren-nach-100.html

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Ghrelin

Quelle: https://www.adipositas-netzwerk.ch/de/magazin/was-ist-%C2%ABghrelin%C2%BB.html

Quelle: https://www.biomol.com/de/ressourcen/biomol-blog/warum-ist-das-sogenannte-hunger-hormon-ghrelin-so-ein-wichtiges-ziel-fuer-medikamente

Quelle: https://www.mpg.de/20344302/wie-schmeckt-das-essen-frag-dein-gehirn

Weitere
Artikel