28.10.2024
DFB Frauen Ein Neues Kapitel Beginnt

DFB-Frauen nach Popp: „Wir haben eine wahnsinnige Qualität“

Von Marc Heinrich, London
28.10.2024, 13:39 Uhr
Lesezeit: 4 Min.

Nach dem vielversprechenden Auftakt mit Christian Wück zieht Alexandra Popp einen Schlussstrich unter ihr Kapitel bei den DFB-Frauen. Auf der Nationalelf lasten ohne ihre Kapitänin hohe Erwartungen.

Zum Glück, sagt Alexandra Popp, sei sie auf den Hund gekommen. Ohne den Australian Shepherd „Patch“, den sie als „Vertrauten, Seelentröster und persönlichen Schutzengel“ wertschätzt, wäre an manchen Tagen der innere Schweinehund zu groß gewesen. Doch weil sie morgens direkt nach dem Aufstehen mit ihrem vierbeinigen Begleiter eine Runde dreht, komme sie „ins Rollen“.

Diese morgendliche Routine wird sich auch nach ihrem Abschied aus der Nationalmannschaft nicht ändern. Am Montagabend lief die 33-Jährige in Duisburg gegen Australien zum letzten Mal im DFB-Dress auf. Ein Abschiedsgeschenk des neuen Bundestrainers Christian Wück, der ihr so die Möglichkeit gab, ihre 145 Länderspiele umfassende Karriere mit einem Heimspiel zu beenden. „Wenn Alex da keine Tränen kommen, dann hat das Stadion etwas falsch gemacht“, sagte Wück vor dem Spiel, das die DFB-Frauen mit 2:1 gewannen.

Popps Rücktritt markiert einen tiefen Einschnitt für die DFB-Frauen. Über ein Jahrzehnt lang prägte sie das Team als Führungsspielerin und Torjägerin. „Es ist ein Abschied mit Ansage, aber natürlich reißt sie eine Lücke“, sagte Bundestrainer Wück. „Sie hat über Jahre gezeigt, wie wichtig sie für diese Mannschaft ist, auf und neben dem Platz.“

Doch auch ohne ihre langjährige Kapitänin blicken die DFB-Frauen optimistisch in die Zukunft. „Wir haben eine wahnsinnige Qualität in unserem Kader“, sagte Popp selbst vor ihrem Abschiedsspiel. „Ich hoffe, dass die Mädels jetzt zusammen mit dem Trainerteam diese Qualität als Einheit auf den Platz bringen können.“

Tatsächlich zeigte die deutsche Mannschaft beim 3:2-Sieg gegen England in Wembley, dass sie auch ohne Popp zu außergewöhnlichen Leistungen fähig ist. Der Einstand von Wück als Bundestrainer hätte kaum besser verlaufen können. „Dieser Sieg gibt uns Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben“, sagte Wück. „Wir haben gezeigt, dass wir auch gegen Top-Gegner bestehen können.“

Dennoch steht Wück vor großen Herausforderungen. Neben Popp haben mit Merle Frohms und Marina Hegering zwei weitere Leistungsträgerinnen ihren Rücktritt erklärt. Der Umbruch im deutschen Team ist damit in vollem Gange. Wück muss nun eine neue Hierarchie formen und junge Spielerinnen an das Team heranführen.

Eine Kandidatin für die Nachfolge von Popp als Kapitänin ist Giulia Gwinn. Die 24-Jährige vom FC Bayern München gilt als eines der größten Talente im deutschen Fußball. „Giulia hat die Persönlichkeit und die Ausstrahlung, um in diese Rolle hineinzuwachsen“, sagte Wück. „Sie ist eine absolute Führungsspielerin.“

Doch nicht nur auf der Kapitänsposition, sondern auch in der Offensive müssen die DFB-Frauen die Lücke schließen, die Popp hinterlässt. Mit Lea Schüller und Sydney Lohmann stehen zwei talentierte Stürmerinnen bereit, die in die Fußstapfen von Popp treten wollen. „Beide haben das Potenzial, zu Leistungsträgerinnen im Nationalteam zu werden“, sagte Wück.

Der erste Härtetest für die DFB-Frauen nach der Ära Popp steht im November an, wenn die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2027 beginnt. Spätestens dann wird sich zeigen, ob das Team die hohen Erwartungen erfüllen kann, die auf ihm lasten. Alexandra Popp wird die Entwicklung ihrer Nachfolgerinnen jedenfalls genau verfolgen – mit „Patch“ an ihrer Seite.

Quellen:

Weitere
Artikel