„Man verändere die Schule nicht, man schone sie lieber“, schreibt Jürgen Kaube in der F.A.Z. anlässlich des 80. Geburtstags des Erziehungswissenschaftlers Heinz-Elmar Tenorth am 15. Oktober 2024. Der Bildungshistoriker betrachtet die aktuellen Entwicklungen im Bildungssystem mit Skepsis.
Seiner Ansicht nach sei Schule in erster Linie Unterricht. Vorstellungen von Schule als „Nachteilsausgleichsmaschine“, „Aufbewahrungsanstalt“ oder „Mechanismus der Wirtschaftsförderung“ seien Illusionen.
Tenorths Fokus liegt auf dem Unterricht als Interaktion zwischen Lehrkraft und Schulklasse. Ständige Reformen im Bildungssystem betrachtet er daher kritisch. Als Bildungshistoriker kennt er die wiederkehrenden Debatten und weiß um die Langsamkeit von Bildungsprozessen. Diesen setzt er sich entgegen, auch wenn sein Appell, Schulen zu schonen, meist ungehört verhallt.
1975 promovierte Tenorth in Würzburg mit einer Arbeit über die Geschichte der gymnasialen Oberstufe. Neben einer Geschichte der Erziehung und einer Einführung in die Historische Pädagogik publizierte er vor allem zum Thema Allgemeinbildung.
Heinz-Elmar Tenorth war Vizepräsident der Berliner Humboldt-Universität, an die er nach 15 Jahren in Frankfurt 2001 wechselte und deren Geschichte er in sechs Bänden herausgab. Zuletzt erschien von ihm eine Studie zur Pädagogik in der DDR, die er gemeinsam mit einem Co-Autor verfasste.
In seinem 2018 erschienenen Buch über den Bildungsbegriff, kommentiert Tenorth die an Bildung geknüpften Hoffnungen. Probleme wie Integration, Rechtsradikalismus oder Fachkräftemangel würden oft als Bildungsprobleme formuliert, was laut Tenorth zum Scheitern verurteilt sei, da auch andere Bereiche der Gesellschaft wie Familien, Medien oder Wirtschaft Einfluss nähmen.
Die F.A.Z. schließt ihren Artikel mit den Worten: „Es sei insofern, so Tenorth, eine berechtigte Erwartung an die Gebildeten unserer Tage, „sich der allfälligen Forderung nach Bildungsidealen zu verweigern“. Diesen Sonntag wird Heinz-Elmar Tenorth achtzig Jahre alt, und wir gratulieren.“