19.10.2024
Herzgesundheit bei Jugendlichen: Alarmierende Studie in Maisach

Maisach: Fast jeder Zehnte mit Auffälligkeiten am Herz

In der kleinen Gemeinde Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck hat eine kürzlich durchgeführte Studie alarmierende Ergebnisse hervorgebracht. Etwa zehn Prozent der untersuchten Realschülerinnen und -schüler zeigen Auffälligkeiten am Herzen, die einer weiteren medizinischen Abklärung bedürfen. Diese Erkenntnisse stammen aus den Orlando-di-Lasso-Herzwochen, die am Mittwochvormittag in Anwesenheit der bayerischen Gesundheitsministerin Judith Gerlach und des Schauspielers Max von Thun als Schirmherr vorgestellt wurden. Die Initiative geht auf die Nicolas-May-Stiftung zurück, die sich zum Ziel gesetzt hat, kostenlose kardiologische Untersuchungen für Kinder und Jugendliche zur Norm zu machen.

Manfred May, der Gründer der Stiftung, hat die Aktion ins Leben gerufen, nachdem er seinen Sohn Nicolas verloren hat. Nicolas, ein sportlicher und beliebter Schüler in Maisach, verstarb Anfang 2022 im Alter von nur 14 Jahren an plötzlichem Herztod. Manfred May beschreibt die Tragödie, die seine Familie durchlebt hat: „Ich konnte meinem Sohn nicht das Leben retten, weil ich nicht wusste, wie krank sein kleines Herz war.“ Diese schreckliche Erfahrung motivierte ihn, sich für die Aufklärung über Herzgesundheit einzusetzen und andere Familien vor ähnlichem Leid zu bewahren.

Das Projekt und seine Ziele

Die Nicolas-May-Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, das Bewusstsein für Herzkrankheiten bei jungen Menschen zu schärfen. Gemeinsam mit dem Leiter der Kinderkardiologie am LMU-Klinikum Großhadern, Nikolaus Haas, verfolgt die Stiftung mehrere Forschungs- und Aufklärungsprojekte. Ein zentrales Element dieser Initiative sind die freiwilligen kardiologischen Untersuchungen, die nicht nur präventiv wirken, sondern auch wertvolle Daten zur Herzgesundheit von Kindern und Jugendlichen sammeln sollen. „Wir brauchen belastbare Zahlen“, betont Haas. „Und unterstreicht, dass es in Deutschland ein solches Projekt bisher nicht gegeben hat.“

Vorläufige Ergebnisse und Ausblick

Die ersten Ergebnisse der Untersuchungen sind vielversprechend, jedoch auch besorgniserregend. Von den insgesamt 950 Schülerinnen und Schülern, die untersucht wurden, zeigen 85 einen Befund, der als kontrollbedürftig eingestuft wurde. Haas schätzt, dass etwa ein Drittel dieser Befunde harmlos ist, während bei anderen gravierendere Auffälligkeiten festgestellt wurden. Bei zwei der untersuchten Personen wurden Herzrhythmusstörungen und bei vier weitere Auffälligkeiten an der Herzmuskulatur entdeckt. Der Kinderkardiologe erklärt, dass es wichtig ist, dass betroffene Jugendliche sich ihres Zustands bewusst sind. Mit der richtigen Lebensstiländerung könnten sie auch ein hohes Alter erreichen.

Unterstützung und Beteiligung der Schulgemeinschaft

Die Schulleiterin Doris Lux berichtet, dass die gesamte Schulgemeinschaft hinter dem Projekt steht. Viele Schüler wollten mit ihrer Teilnahme an den Untersuchungen ein Zeichen setzen, um dem tragischen Tod von Nicolas zu gedenken. Diese solidarische Haltung ist auch ein Teil des Ziels der Stiftung, das Bewusstsein für Herzgesundheit zu fördern und andere Kinder und Jugendliche vor ähnlichen Schicksalen zu bewahren.

Finanzierung und Durchführung der Untersuchungen

Die Durchführung des Projekts ist aufwendig und finanziell herausfordernd. Die Vorbereitung allein hat sechs Monate in Anspruch genommen. In dieser Zeit wurden Spenden in Höhe von über 70.000 Euro gesammelt, medizinische Geräte beschafft und die Genehmigung von der Ethikkommission eingeholt. Die Nicolas-May-Stiftung hofft, in den kommenden Jahren mindestens 5.000 junge Menschen untersuchen zu lassen. Weitere Aktionen an Mittelschulen in den umliegenden Gemeinden sind in Planung, um noch mehr Kinder zu erreichen und auf die Bedeutung von Herzgesundheit aufmerksam zu machen.

Die Rolle der Gesundheitsministerin

Die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach hat die ersten Ergebnisse der Untersuchungen als Ansporn gewertet und betont, wie wichtig es ist, dass solche Projekte in Deutschland weitergeführt und ausgedehnt werden. Sie sieht in der Initiative der Nicolas-May-Stiftung einen wichtigen Schritt in Richtung einer besseren Gesundheitsversorgung und Prävention für Kinder und Jugendliche.

Schlussfolgerung

Die Situation in Maisach zeigt, wie wichtig präventive Maßnahmen im Bereich der Herzgesundheit sind. Die erschreckenden Ergebnisse der Untersuchungen sind ein Weckruf für Eltern und Bildungseinrichtungen, sich intensiver mit den gesundheitlichen Risiken junger Menschen auseinanderzusetzen. Die Nicolas-May-Stiftung und die beteiligten Ärzte leisten mit ihren Bemühungen einen wertvollen Beitrag zur Aufklärung und Früherkennung von Herzkrankheiten bei Kindern. Es bleibt zu hoffen, dass die Initiative viele Nachahmer findet und langfristig dazu beiträgt, die Herzgesundheit junger Menschen in Deutschland zu verbessern.

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