Die Möglichkeit, den eigenen Hormonstatus bequem von zu Hause aus zu überprüfen, klingt verlockend. Hormon-Selbsttests, die in Apotheken, Drogerien und online erhältlich sind, versprechen Einblicke in den Spiegel von Stresshormonen, Sexualhormonen oder Schilddrüsenhormonen. Doch Fachärzte sehen diese Tests kritisch und raten von ihrer Anwendung ab. Wie die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) betont, lassen die Qualität und Zuverlässigkeit dieser Tests oft zu wünschen übrig. Die "Zeit" berichtete bereits am 30. Oktober 2024 über die Bedenken der Fachärzte (Zeit Online, 30.10.2024).
Ein Hauptproblem der Hormon-Selbsttests liegt in der oft unklaren Qualität der Tests und der daraus resultierenden Ungenauigkeit der Ergebnisse. Die DGE weist darauf hin, dass die Qualitätskontrolle bei diesen Tests häufig schwierig nachzuvollziehen ist. Hinzu kommt, dass Hormonspiegel im Laufe des Tages natürlichen Schwankungen unterliegen und von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden. Die Tageszeit, Stress, Ernährung und andere Einflüsse können die Messergebnisse verfälschen. Ein weiterer Kritikpunkt ist die fehlende medizinische Beratung. Nutzerinnen und Nutzer werden mit den Testergebnissen oft allein gelassen und können diese möglicherweise falsch interpretieren. Dies kann zu unnötiger Verunsicherung oder gar zu Fehldiagnosen führen.
Die DGE empfiehlt daher, bei Fragen zum Hormonstatus immer eine Fachpraxis aufzusuchen. Wer beispielsweise unter Zyklusstörungen, Hautproblemen oder Stimmungsschwankungen leidet und eine hormonelle Ursache vermutet, sollte sich an einen Endokrinologen wenden. Besteht ein begründeter Verdacht auf eine hormonelle Störung, übernehmen die Krankenkassen die Kosten für die notwendigen Untersuchungen in der Fachpraxis. Im Gegensatz zu Selbsttests werden die Ergebnisse in der Fachpraxis unter kontrollierten Bedingungen gewonnen und anschließend im Detail mit dem Arzt oder der Ärztin besprochen. So können Fehlinterpretationen vermieden und die richtigen Therapiemaßnahmen eingeleitet werden.
Die Hormon-Selbsttests, die seit einigen Jahren auf dem Markt sind, funktionieren in der Regel mit Speichelproben. Die Nutzer geben etwas Speichel in ein Röhrchen, welches anschließend an ein Labor geschickt wird. Die Ergebnisse werden dann per Post mitgeteilt. Diese scheinbar einfache Handhabung birgt jedoch die oben genannten Risiken.
Hormon-Selbsttests mögen zwar bequem erscheinen, doch die zweifelhafte Qualität und die fehlende medizinische Beratung sprechen gegen ihre Anwendung. Bei Verdacht auf eine hormonelle Störung ist die fachärztliche Abklärung in einer spezialisierten Praxis unerlässlich. Nur so können verlässliche Ergebnisse erzielt und die passende Behandlung eingeleitet werden.
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