Seit dem 16. Dezember 2024 verbindet eine neue ICE-Strecke Berlin und Paris ohne Umstieg. Wie die F.A.Z. berichtet, wurde die Direktverbindung von Vertretern der Deutschen Bahn (DB) und der französischen Staatsbahn SNCF feierlich eröffnet. Sowohl SNCF-Chef Jean-Pierre Farandou als auch DB-Produktionschefin Anja Schöllmann äußerten sich optimistisch über den Erfolg der neuen Linie und verwiesen auf positive Erfahrungen mit den Direktverbindungen Stuttgart-Paris und Frankfurt-Paris, wo der Flugverkehr nach deren Einführung merklich abgenommen habe.
Die erste Fahrt ab Paris startete um 9:55 Uhr, der Zug aus Berlin fuhr um 11:54 Uhr ab. Die geplante Reisezeit beträgt etwas über acht Stunden. Zwischenhalte sind Straßburg, Karlsruhe, Frankfurt-Süd und Berlin-Spandau. Die Entscheidung für die Strecke über Straßburg anstatt der kürzeren Route über Saarbrücken erfolgte laut F.A.Z. auf Wunsch der französischen Seite.
Bisher war für die Zugfahrt von Berlin nach Paris mindestens ein Umstieg erforderlich. Die Reisezeit mit Umstieg war zwar kaum länger, jedoch führten häufige Verspätungen der Deutschen Bahn zu Problemen beim Umstieg in Mannheim. Die Direktverbindung stellt daher, wie SNCF-Chef Farandou gegenüber der Presse betonte, ein neues Angebot dar. Die Schwierigkeiten im deutschen Bahnnetz kommentierte er diplomatisch und sprach den deutschen Kollegen sein Vertrauen aus.
Flüge zwischen Berlin und Paris dauern weiterhin weniger als zwei Stunden. Auch preislich ist der Zug nicht immer die bessere Wahl. Die Bahnunternehmen werben zwar mit Einstiegspreisen von 59 Euro in der zweiten und 69 Euro in der ersten Klasse, doch wie die F.A.Z. berichtet, können die Preise bei kurzfristiger Buchung deutlich höher ausfallen. Ein Beispiel: Ein Ticket für den darauffolgenden Montag kostete 119,99 Euro, während Flüge mit Easyjet und Transavia für 84 bzw. 94 Euro angeboten wurden.
Die Bahn hebt den höheren Komfort und die einfacheren und günstigeren Gepäckbestimmungen hervor. Ein weiteres wichtiges Argument ist der Klimaschutz: Die neue Direktverbindung verursacht pro Passagier hundertmal weniger CO₂-Emissionen, so Anja Schöllmann. Auch Jean-Pierre Farandou unterstrich die Bedeutung des Zugverkehrs für den Klimaschutz und relativierte den Zeitvorteil des Flugzeugs, da die Flughäfen von Berlin und Paris im Vergleich zu den Bahnhöfen deutlich weiter vom Stadtzentrum entfernt liegen.
Die Kooperation zwischen Deutscher Bahn und SNCF besteht seit 17 Jahren. In diesem Zeitraum wurden bereits Direktverbindungen zwischen Paris und Stuttgart, München, Frankfurt sowie zwischen Frankfurt und Marseille eingerichtet. Im vergangenen Jahr kam eine saisonale Sommerverbindung zwischen Frankfurt und Bordeaux hinzu. Diese Verbindungen gelten als wirtschaftlich erfolgreich, im Gegensatz zu einigen der wiederbelebten Nachtzugstrecken. Die deutsch-französischen Verbindungen wurden bisher von fast 33 Millionen Fahrgästen genutzt.
Auf der Strecke Berlin-Paris werden ausschließlich ICE 3 Züge mit 444 Sitzplätzen, davon 111 in der ersten Klasse, eingesetzt. Auf der französischen Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Paris und Straßburg erreicht der ICE 3 Geschwindigkeiten von bis zu 320 km/h. Für die Streckenabschnitte in Frankreich gilt, wie im französischen Fernverkehr üblich, Reservierungspflicht.
Der rbb berichtete bereits am 24. September 2024, dass die neue Verbindung symbolisch für das zusammenwachsende Europa stehe. Die Tickets sollten ab 60 Euro in der zweiten und 100 Euro in der ersten Klasse kosten und ab Mitte Oktober buchbar sein. Die Morgenpost kommentierte die neue Verbindung am 16. Dezember 2024 und betonte, dass die Bahn ihre Versprechen in Bezug auf Komfort und Zuverlässigkeit einhalten müsse, um im Wettbewerb mit dem Flugzeug bestehen zu können.
Auch auf der Plattform ice-treff.de wurde die geplante Verbindung bereits im Februar 2023 diskutiert. Nutzer äußerten sich dort unter anderem zur Streckenführung und den möglichen Zwischenhalten.