15.11.2024
Immobilienspekulation Bremsklotz für Berliner Bauprojekte
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Monopoly am Kurfürstendamm: Spekulation statt Bauen

Berlins Stadtbild ist an einigen Stellen geprägt von Bauruinen, die an aufgegebene Städte erinnern. Niklas Maak beschreibt in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (F.A.S.) vom 15.11.2024, wie am Kurfürstendamm ein „Betonregal ohne Scheiben“ steht, dessen Zukunft ungewiss ist. Ähnlich verhält es sich mit dem Steglitzer Kreisel, einem halbfertigen Hochhausprojekt. Diese Beispiele illustrieren ein Problem, das über Berlin hinausgeht: Die Spekulation mit Immobilienprojekten, bei der das Bauen selbst in den Hintergrund tritt.

Am Kurfürstendamm sollte das Projekt „Fürst“ mit Büroflächen, Hotel, Restaurants und sogar einem Berlin-Museum mit Atomschutzbunker entstehen. Doch die Realität sieht anders aus. Wie Maak berichtet, prangt der Schriftzug „Immo Mafia“ auf einer Visualisierung des Projekts. Dies verdeutlicht den Unmut über die Praktiken einiger Immobilienentwickler.

Das Geschäftsmodell dieser Akteure scheint nicht das Bauen, sondern das „Equity Storytelling“ zu sein, wie es Maak nennt. Investoren werden mit vielversprechenden Erzählungen von lukrativen Projekten angelockt. Die F.A.S. zitiert Berlins Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt mit den Worten: „Es ist schlimm, was da passiert“, bezogen auf den Steglitzer Kreisel. Dort sollte der Immobilienentwickler Christoph Gröner ein Hochhaus umbauen und Wohnungen schaffen. Doch nach der Übernahme seines Unternehmens durch die Consus Real Estate, die zur Adler Group gehört, geschah nichts. Anleger verloren Geld, Wohnungen entstanden nicht.

Maak erklärt, dass dieses Phänomen aus der Zeit des Immobilienbooms stammt, in der „Land Plot Deals“ üblich waren. Dabei wurden Grundstücke und Projekte zwischen Gesellschaften hin- und hergeschoben, wobei der Wert jedes Mal stieg. Die Idee einer Besteuerung dieses leistungslosen Wertzuwachses wird heute kaum noch diskutiert.

Die Politik spielt laut Maak eine ambivalente Rolle. Sie blockiert oft sinnvolle Projekte, während sie gleichzeitig arglos in Fallen tappt. Als Beispiel nennt er Hamburg, das das Gelände der Carlsberg-Brauerei günstig hätte erwerben können, dies aber nicht tat. Das Gelände wurde mehrfach weiterverkauft, ohne dass Wohnungen entstanden, und landete schließlich bei der Adler Group.

Auch das „Fürst“-Projekt wechselte mehrfach den Eigentümer. Von Ballymore Properties über die Cells Bauwelt GmbH bis hin zu Ionview Holdings, einem Family Office, wanderte das Projekt durch verschiedene Hände. Dabei wurden immer wieder Anteile verkauft, oft über Briefkastenfirmen in Luxemburg, um die Grunderwerbsteuer zu umgehen. Die Intransparenz dieser Geschäfte erschwert es den Behörden, die tatsächlichen Investoren und deren Finanzkraft zu überprüfen.

Die F.A.S. berichtet weiter über die Verbindung zu dem russischen Unternehmer Mikhail Opengeym, dessen Name in den „Pandora Papers“ auftauchte und der im Zusammenhang mit Geldwäsche-Ermittlungen in Frankreich genannt wurde.

Das Beispiel „Monopoly am Kurfürstendamm“ zeigt, wie Spekulation mit Immobilien den Wohnungsbau behindert und das Vertrauen in die Branche beschädigt. Die mangelnde Transparenz und das Versagen der Politik tragen zu diesem Problem bei.

Quellen:

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