Polioviren im deutschen Abwasser entdeckt: Anlass zur Vorsicht, aber kein Grund zur Panik
Das Robert Koch-Institut (RKI) meldet den Fund von Polioviren im Abwasser mehrerer deutscher Städte. Betroffen sind München, Bonn, Köln, Hamburg, Dresden, Düsseldorf und Mainz. Wie die Zeit am 4. Dezember 2024 berichtete, wurden die Erreger in allen sieben regelmäßig untersuchten Städten nachgewiesen. Diese Funde erfordern zwar erhöhte Aufmerksamkeit, Experten sehen jedoch aktuell keinen Anlass zur Beunruhigung.
Bei den gefundenen Viren handelt es sich nicht um den Wildtyp des Poliovirus, der die Kinderlähmung verursacht. Es sind vielmehr Impfviren, die von der oralen Polio-Schluckimpfung stammen. Diese enthält abgeschwächte, aber lebende Polioviren, die von Geimpften über den Stuhl ausgeschieden und so ins Abwasser gelangen können. T-online und Focus berichten, dass diese Art der Impfung in Deutschland nicht mehr angewendet wird, jedoch noch in einigen Ländern Afrikas und Asiens zum Einsatz kommt. Reisende aus diesen Regionen könnten die Viren nach Deutschland gebracht haben.
Dank der hohen Durchimpfungsrate von etwa 90 Prozent und der guten Hygienestandards in Deutschland ist das Risiko einer Poliomyelitis-Erkrankung laut RKI gering. Das Ärzteblatt weist darauf hin, dass die in Deutschland verwendete inaktivierte Polioimpfung (IPV), die per Injektion verabreicht wird, zuverlässig vor der Krankheit schützt. Die in anderen Ländern noch gebräuchliche Schluckimpfung bietet zwar ebenfalls einen guten Schutz, trägt aber ein minimales Risiko für eine sogenannte Impf-Polio in sich. Focus erläutert, dass dieses Risiko in Kauf genommen wird, um eine möglichst umfassende Immunisierung der Bevölkerung zu erreichen, vor allem in Regionen mit niedrigen Impfquoten.
Trotz des geringen Risikos empfiehlt das RKI, bestehende Impflücken zu schließen. Das Sozialministerium Baden-Württemberg betont in einer Pressemitteilung, dass ein vollständiger Impfschutz den besten Schutz vor der Erkrankung darstellt. Ärzte und Mitarbeiter des öffentlichen Gesundheitsdienstes werden außerdem zu erhöhter Aufmerksamkeit bei Symptomen, die auf Poliomyelitis hindeuten, aufgerufen. Zu diesen Symptomen gehören unter anderem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Übelkeit und in schweren Fällen Lähmungen.
Der Nachweis von Polioviren im Abwasser unterstreicht die Bedeutung von Impfungen und guter Hygiene. Auch wenn die Situation in Deutschland nicht besorgniserregend ist, ist es wichtig, den eigenen Impfstatus zu überprüfen und gegebenenfalls aufzufrischen. Dadurch kann das Risiko einer Poliomyelitis-Erkrankung minimiert und die weitere Verbreitung der Viren eingedämmt werden.
Quellen:
- https://www.zeit.de/news/2024-12/04/polioviren-in-abwasser-weiterer-deutscher-staedte-entdeckt
- https://www.t-online.de/gesundheit/aktuelles/id_100541154/kinderlaehmung-poliovirus-im-abwasser-deutscher-staedten-entdeckt.html
- https://www.focus.de/gesundheit/news/impfluecken-sollten-geschlossen-werden-erreger-der-kinderlaehmung-im-abwasser-vier-deutscher-staedte-entdeckt_id_260521848.html
- https://www.tageblatt.de/Nachrichten/Polioviren-in-Abwasser-weiterer-deutscher-Staedte-entdeckt-622258.html
- https://sozialministerium.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/nachweis-von-polioviren-im-abwasser-vier-deutscher-staedte
- https://www.zeit.de/gesundheit/2024-11/robert-koch-institut-polioviren-deutschland
- https://www.zeit.de/gesundheit/2024-11/polioviren-abwasser-erreger-kinderlaehmung-risiken-faq
- https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/156069/Erreger-der-Kinderlaehmung-im-Abwasser-deutscher-Staedte