October 1, 2024
Israelische Truppen beginnen Offensive gegen Hisbollah im Südlibanon

Israel startet Bodenoffensive im Südlibanon

Das israelische Militär hat in der Nacht zum Dienstag mit Bodentruppen Operationen gegen Ziele der Hisbollah im Südlibanon begonnen. Das teilte die Armee auf der Plattform X mit. Die Offensive war zuvor bereits erwartet worden, nachdem sich die Anzeichen darauf verdichtet hatten. Wie die „Washington Post“ berichtet, soll Israel die USA über den Plan für eine Bodenoffensive informiert haben. Dem Bericht zufolge soll der Einsatz vom Umfang her kleiner sein als der Krieg gegen die Hisbollah-Miliz 2006. Ziel sei es, die Sicherheit für die Kommunen an der Grenze zum Libanon zu gewährleisten.

Die Ziele der Bodenangriffe befinden sich nach Angaben der Armee in grenznahen Dörfern und stellten eine unmittelbare Bedrohung für israelische Gemeinden in Nordisrael dar. Die israelische Luftwaffe und die Artillerie unterstützten die Bodentruppen mit Angriffen auf militärische Ziele in diesem Gebiet. Bewohner der libanesischen Grenzstadt Aita al-Shaab berichteten von schwerem Beschuss und dem Lärm von Hubschraubern und Drohnen. Israelische Militärkreise kündigten an, die Operation „Nordpfeil“ je nach Entwicklung der Lage fortzusetzen.

Der Konflikt zwischen Israel und der schiitischen Hisbollah-Miliz in Libanon hatte sich zuletzt auf dramatische Weise verschärft. Seit Tagen greift das israelische Militär massiv Ziele in dem Nachbarland an, nach eigener Darstellung unter anderem Waffenlager der Hisbollah. Libanon meldete Hunderte Tote und Verletzte. Einem Bericht des israelischen Senders Kan zufolge sollen die Einsätze vor allem gegen Einrichtungen der Eliteeinheiten der Hisbollah gerichtet sein. Eine Bodenoffensive sei nicht auf die Eroberung von Gebieten, sondern auf die Zerstörung militärischer Ziele ausgerichtet.

Dramatische Zuspitzung der Lage

Die Lage im Libanon ist dramatisch. Wie die Deutsche Presse-Agentur meldet, erklärte das libanesische Gesundheitsministerium, dass bei den Angriffen innerhalb von 24 Stunden nahezu 100 Menschen getötet und mehr als 170 weitere verletzt worden seien. Das Ministerium unterscheidet nicht zwischen Zivilisten und militanten Mitgliedern der Hisbollah.

Zehntausende Libanesen sind aus ihren Dörfern und Städten geflohen. Viele harren in der Hauptstadt Beirut aus und schlafen angesichts fehlender Unterkünfte teils auch auf Matratzen an der Küstenpromenade der Mittelmeerstadt. Die jüngste Eskalation dürfte bei vielen der rund neun Millionen Einwohner des Landes Erinnerungen an den letzten Krieg zwischen Israel und der Hisbollah vor 18 Jahren wecken.

Internationale Reaktionen und Entwicklungen

Die Vereinten Nationen haben Israel vor einer möglichen Bodenoffensive in Libanon gewarnt. UN-Sprecher Stéphane Dujarric sagte: „Wir wollen keine Bodeninvasion sehen. Wir alle wissen, welche Verwüstung ein totaler Krieg, ein Bodenkrieg im Libanon, für das Volk Israels und die Bevölkerung des Libanons bedeuten würde.“

Die USA wurden von Israel über die Militäreinsätze an der libanesischen Grenze informiert. Ein Sprecher des US-Außenministeriums sagte, Israel habe mitgeteilt, dass es sich um „begrenzte Operationen“ handele, die sich auf „die Infrastruktur der Hisbollah in der Nähe der Grenze“ konzentrierten.

Die Bundeswehr hat unterdessen mit einem Flugzeug Botschaftspersonal aus Beirut ausgeflogen. An Bord der Maschine befanden sich laut Auswärtigem Amt rund 110 Passagiere.

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet unter Berufung auf libanesische Sicherheitskreise, dass sich die libanesische Armee fünf Kilometer von der Grenze zu Israel zurückgezogen habe.

Mehrere Gegenden in Nordisrael sind zu militärischem Sperrgebiet erklärt worden. Diese Gebiete dürften nicht betreten werden, so ein Militärsprecher. Es handele sich um die Gebiete bei Metula, Misgav Am und Kfar Giladi nahe der libanesischen Grenze.

Libanesische Medien berichten von heftigem israelischem Artilleriefeuer in der Grenzregion.

Quelle: Süddeutsche Zeitung

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