19.10.2024
Jugendliche Wähler im Fokus: AfD und Ängste prägen politische Landschaft in Sachsen

Vor Landtagswahl: Jugend: Ein Drittel für AfD - zwei Drittel haben Angst davor

In Sachsen hat die U18-Wahl, eine simulierte Landtagswahl für Jugendliche unter 18 Jahren, ein überraschendes Ergebnis hervorgebracht. Laut dem Kinder- und Jugendring Sachsen gaben 34,5 Prozent der teilnehmenden Jugendlichen ihre Stimme der Alternative für Deutschland (AfD). Dies stellt einen signifikanten Anteil dar und zeigt, dass die AfD bei jungen Wählern an Zustimmung gewinnt. Die CDU folgt mit 16,2 Prozent auf dem zweiten Platz, während die Linke 11,8 Prozent, die SPD 8,5 Prozent und die Grünen 5,7 Prozent der Stimmen erhielten. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) erreichte 4,8 Prozent, während die Partei von Martin Sonneborn 4,6 Prozent erhielt und somit nicht im Landtag vertreten wäre.

Besonders auffällig ist der hohe Stimmenanteil der AfD in Bautzen, wo sie 57,1 Prozent der Stimmen erhielt. Auch hier folgt die CDU mit 15,6 Prozent, während die Linke und die SPD nur 6,5 bzw. 5,1 Prozent erreichten. Der Vorsitzende des sächsischen Kinder- und Jugendrings, Vincent Drews, bezeichnete das Abschneiden der AfD als "besorgniserregend". Er betonte, dass dies zeige, dass die Ideen der AfD auch bei jungen Menschen Anklang finden. Drews forderte alle demokratischen Akteure auf, weiterhin für demokratische Werte einzutreten und diese zu fördern.

Insgesamt wurden über 9.000 Stimmen bei der U18-Landtagswahl abgegeben, die vom 19. bis 23. August in 150 Wahllokalen in ganz Sachsen stattfand. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Wahl nicht als repräsentative Umfrage gilt, sondern als Projekt zur politischen Bildung für Jugendliche konzipiert ist.

Jugendwahlstudie: Angst vor AfD und Grünen

Parallel zu den Ergebnissen der U18-Wahl wurde die Jugendwahlstudie 2024 des Instituts für Generationenforschung veröffentlicht. Diese Studie zeigt, dass 65 Prozent der Erstwähler im Osten Deutschlands Angst vor der AfD haben, während im Westen 74 Prozent ähnliche Ängste äußern. Auch die Grünen werden von vielen Jugendlichen als bedrohlich wahrgenommen, wobei 30 Prozent im Osten und 25 Prozent im Westen angeben, Angst vor dieser Partei zu haben.

Rüdiger Maas, der Gründer des Instituts, erklärte, dass diese Ängste nicht nur gegen die AfD gerichtet sind, sondern auch gegen andere Parteien. In Gesprächen mit Jugendlichen werde häufig auf Social-Media-Videos verwiesen, die die Grünen als gefährlich darstellen. Dies verdeutlicht, dass die politischen Ängste der jungen Generation vielfältig sind und nicht auf eine einzige Partei beschränkt werden können.

Die Studie basiert auf einer Befragung von 870 Personen im Alter von 16 bis 25 Jahren, die deutschlandweit durchgeführt wurde. Zusätzlich fanden 132 persönliche Gespräche mit jungen Menschen statt, um ein umfassenderes Bild der politischen Einstellungen und Ängste zu erhalten.

Toleranz gegenüber anderen Wahlentscheidungen

Ein weiteres interessantes Ergebnis der direkten Interviews war die Feststellung, dass trotz der vorherrschenden Ängste eine gewisse Toleranz gegenüber den Wahlentscheidungen anderer Jungwähler besteht. Viele Jugendliche äußerten, dass sie auch mit Freunden, die andere politische Ansichten vertreten, weiterhin gut auskommen können. Ein junger Befragter drückte dies mit den Worten aus: "Das ist mein Bro und das bleibt mein Bro, auch wenn er links wählt." Dies zeigt, dass die traditionelle links-rechts-Dichotomie bei vielen jungen Menschen an Bedeutung verliert.

Zusätzlich stimmten etwa 41 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass der Regierung einfache Menschen egal seien. Ein Drittel der Befragten hat den Eindruck, dass die Regierung gegen die Interessen der Bevölkerung arbeitet. Die wichtigsten Themen, die die Jugendlichen beschäftigen, sind Migration, Rechtsextremismus und Klimawandel, unabhängig von ihrer Parteipräferenz.

Die Ergebnisse dieser Umfragen und Studien werfen ein Licht auf die politischen Einstellungen der jungen Generation in Sachsen und darüber hinaus. Die bevorstehenden Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen werden zeigen, wie sich diese Einstellungen in den tatsächlichen Wahlen niederschlagen werden.

Die politische Landschaft in Deutschland, insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern, bleibt dynamisch und herausfordernd. Die AfD hat sich als ernstzunehmender Akteur etabliert, während gleichzeitig Ängste und Bedenken in der Bevölkerung bestehen, die nicht ignoriert werden können. Die kommenden Wochen und Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, wie sich die politischen Strömungen entwickeln und welche Auswirkungen sie auf die Gesellschaft haben werden.

Weitere
Artikel